Jüchen Die Welt zu Gast bis 22 Uhr

Jüchen · Jüchen Eine Parallele zwischen dem Fußball und dem Einzelhandel gibt es schon mal: Wichtig ist eine "gute Mannschaft". Die habe er, sagt Michael Ermer, Chef des Rewe-Centers in Jüchen.

Und die ist auch notwendig, um sein Unterfangen in die Tat umzusetzen: Ab dem 9. Juni (bis zum 9. Juli) will er die Ladentore länger als bisher öffnen - als einziges Geschäft in Jüchen.

Wenn die Fußball-Weltmeisterschaft offiziell angepfiffen wird, soll das Geschäft an der Kölner Straße von Montag bis Samstag jeweils von 8 bis 22 Uhr geöffnet haben. Die Öffnungszeiten sind während des Fußball-Spektakels weitgehend freigegeben.

Das sieht eine Regelung von Wirtschaftsministerin Christa Thoben vor. Danach können in allen 396 Kommunen Nordrhein-Westfalens die Einzelhändler werktags rund um die Uhr ihre Geschäfte öffnen. Doch was passiert nach der WM?

Ermer sieht die Verlängerung als einen "Testlauf". Er glaubt, dass nach dem Kick die Ladenöffnungszeiten gänzlich fallen werden. "Wir leben vom Öffnen, nicht vom Schließen", so der Jüchener Rewe-Chef, der eine Lockerung der Reglementierung für längst überfällig hält.

Er glaubt, dass das Angebot genutzt wird: Grillfleisch, Getränke, Knabberartikel, Obst, Gemüse - eigentlich hofft Ermer, dass das ganze Sortiment nachgefragt wird. Also die Artikel, die sonst abends etwa noch an der Tankstelle nachgekauft werden.

Seine positive Einschätzung scheint begründet: Als die Ladenöffnungszeiten samstags von 16 auf 20 Uhr verlängert worden seien, habe sich das Einkaufsverhalten bereits geändert. Die Menschen arbeiteten länger - dementsprechend sind sie also froh, wenn der abendliche Einkauf nicht zur Shopping-Hetze wird.

Ermer hätte die Öffnungszeit sogar noch weiter nach hinten ausgedehnt, wenn dass Geschäft nicht ausgebaut würde. Nach dem Umbau - der Mitte Juni abgeschlossen sein soll - wird die Fläche auf 2500 Quadratmeter ausgeweitet sein (bisher 1825 Quadratmeter).

Dementsprechend soll auch das Personal aufgestockt werden. Der Mitarbeiter-Stamm solle im Rewe-Center von 28 Beschäftigten derzeit auf "Minimum 35" anwachsen.

Dennoch steht Ermer mit seinem Plan in Jüchen bislang alleine da. "Sonst ist keiner in Jüchen, der das macht", sagt Heinz-Hubert Nolden, Vorsitzender des Werberings Jüchen. Er hält das Unterfangen für "schwierig". Auch in Korschenbroich und Mönchengladbach würde sich nicht viel tun.

Im Lebensmittelbereich, glaubt Nolden, könnte das Konzept aufgehen, sonst aber dürfte es der Einzelhandel schwer haben.
(jk)

(NGZ)
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