Anneliese Knoop-Graf zu Gast in Korschenbroich "Die Vergangenheit bleibt lebendig"

Anneliese Knoop-Graf zu Gast in Korschenbroich · Auch wenn es in jeder größeren Stadt eine Straße, einen Platz oder ein öffentliches Gebäude gibt, das den Namen der Geschwister Scholl oder Willi Grafs trägt, kennen immer weniger die Bedeutung dieser Namen. Fällt dann der Begriff "Die weiße Rose", klingelt es schon eher. Dr. Meinulf Barbers begrüßte am Dienstag Anneliese Knoop-Graf im Gymnasium, die mit den Schülern über das Leben ihres Bruders, Willi Graf und sein Engagement in der "Weißen Rose" sprach. Dabei rief sie dazu auf, auch heute gegen Ungerechtigkeit einzustehen. NGZ-Foto: L. Berns -->

Auch wenn es in jeder größeren Stadt eine Straße, einen Platz oder ein öffentliches Gebäude gibt, das den Namen der Geschwister Scholl oder Willi Grafs trägt, kennen immer weniger die Bedeutung dieser Namen. Fällt dann der Begriff "Die weiße Rose", klingelt es schon eher. Dr. Meinulf Barbers begrüßte am Dienstag Anneliese Knoop-Graf im Gymnasium, die mit den Schülern über das Leben ihres Bruders, Willi Graf und sein Engagement in der "Weißen Rose" sprach. Dabei rief sie dazu auf, auch heute gegen Ungerechtigkeit einzustehen. NGZ-Foto: L. Berns -->

Sowohl die Geschwister Scholl, als auch Willi Graf waren Mitglieder in der wohl bekanntesten Widerstandsgruppe im Dritten Reich, die an der Münchener Universität versuchten, mittels Flugblättern die Menschen aufzurütteln. Am Dienstag besuchte Anneliese Knoop-Graf, Willi Grafs jüngere Schwester, das Gymnasium Korschenbroich, um Schülerinnen und Schülern der sechsten Klasse, sowie der Klassen zehn bis zwölf, vom Schicksal ihres Bruders zu erzählen. Nachdem die Geschwister Scholl vom Hausmeister der Universität verraten worden waren, wurde auch Willi Graf von den Nazis im Februar 1943 festgenommen und im Oktober desselben Jahres hingerichtet.

Seitdem betrachtet es Anneliese Knoop-Graf als ihren Auftrag, die Geschichte ihres Bruders und der anderen Mitglieder der "Weißen Rose" zu erzählen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. So hatten gestern zahlreiche Korschenbroicher Schüler die Gelegenheit, eine der wenigen prominenten Zeitzeugen, die noch leben, persönlich zu den Ereignissen im Dritten Reich zu befragen. Die Initiative für die Einladung war ursprünglich vom politischen Forum der Schülervertretung am Gymnasium ausgegangen und im Vorfeld hatte auch der Literaturkursus der Schule ein Informationsblatt zur "Weißen Rose" erstellt.

Als dann Anneliese Knoop-Graf in der Aula des Gymnasiums ans Rednerpult trat, herrschte gespannte Stille. Kurz und bündig erzählte die vitale 81-Jährige von ihrer Jugendzeit mit dem drei Jahre älteren Bruder, und wie Willi Graf sich weigerte, der Hitlerjugend beizutreten. "Schon damals wurde er stutzig über ein System, das es ihm plötzlich nicht mehr erlaubte, in seine katholische Jugendgruppe zu gehen und ihm sogar damit drohte, dass er sonst seinen Schulabschluss nicht machen dürfe. Ihm war klar, dass da etwas nicht stimmen konnte." Sehr bald ging Anneliese Knoop-Graf dazu über, direkt die Fragen der Schülerinnen und Schüler zu beantworten. Eine kluge Entscheidung, denn diese platzten nahezu vor Neugier - von vielbeschworener Geschichtsverdrossenheit keine Spur.

Natürlich wollten sie wissen, was denn die Eltern zu Willis Engagement sagten. "Unsere Eltern waren nicht besonders begeistert, von dem, was Willi damals machte. Man hörte häufiger mal so Ratschläge, wie den Mund zu halten, oder sich anzupassen." Ganz unumwunden gab die Zeitzeugin auch zu, dass sie damals nicht so mutig wie ihr Bruder gewesen war, und erst einmal brav in den BDM gegangen sei. Doch, um eine Frage der Schüler zu beantworten, selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte gar keine Möglichkeit gehabt, bei der "Weißen Rose" mitzumachen: "Willi hat mir nie davon erzählt, dass er in der 'Weißen Rose' war. Er war wohl der Meinung, das wäre zu gefährlich für Mädchen."

Von dem Engagement ihres Bruders erfuhr Anneliese Knoop-Graf erst, als sie am 18. Februar 1943 zusammen mit Willi von der Gestapo festgenommen wurde. Da man ihr nichts nachweisen konnte, wurde sie nach drei Monaten freigelassen. Viele weitere Fragen brannten den Schülern auf den Lippen, so dass sich selbst nach Ende der Stunde noch zahlreiche Interessierte um Anneliese Knoop-Graf scharten. Die Beantwortung der letzten Frage nach den Namen der Mitglieder der "Weißen Rose" lag ihr dann auch besonders am Herzen: "Sophie und Hans Scholl, Alexander Schmorell, Christian Probst, Professor Kurt Huber und Willi Graf. Versucht, diese Namen nicht zu vergessen." Daniel Möltner

(NGZ)
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