Lokalsport Die ungewöhnliche Karriere des Ian Ferguson

Hamburg · Nach langer Sperre meldet sich der in Neuss trainierende schottische Jockey zurück - und feiert in Hamburg zwei Siege.

 Nicht einmal der als kritisch bekannte Trainer Hans-Jürgen Gröschel (l.) hatte am Siegesritt von Ian Fergsuon mit Shy Witch etwas auszusetzen.

Nicht einmal der als kritisch bekannte Trainer Hans-Jürgen Gröschel (l.) hatte am Siegesritt von Ian Fergsuon mit Shy Witch etwas auszusetzen.

Foto: K. J. Tuchel

Vier Mal in der Woche reitet der Jockey Ian Ferguson morgens auf der Neusser Galopprennbahn am Stall des Trainers Axel Kleinkorres dessen Pferde im Training. An den beiden ersten der sieben Renntage des Derbymeetings auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn hat der 45 Jahre alte, gebürtige Schotte am Samstag das Hauptrennen mit der Stute Shy Witch gewonnen und am Sonntag im Top-Rennen um den Großen Hansa-Preis mit Iquitos den zweiten Platz hinter dem überragenden Sieger Protectionist belegt.

32.000 Euro gab es für den Sieg mit der Stute, 15.500 Euro für Rang zwei mit Iquitos - der Reiter bekommt davon fünf Prozent, insgesamt also 2.375 Euro. Für Ferguson ein großes Wochenende. Als er bei der Siegerehrung des Franz-Günther von Gaertner-Rennens nach seinen Eindrücken befragt wurde, atmete er erst einmal tief durch und man spürte schon eine gewisse Ergriffenheit. Dann lobte er die Siegerin Shy Witch: "Sie ist ja nur eine zarte Stute, aber sie hat ein Riesenherz." Das passte zu Ferguson, über den Axel Kleinkorres sagt: "Er identifiziert sich total mit den Pferden. Man kann sich immer auf ihn verlassen." Und die Schwächen? Kleinkorres: "Manchmal ist er etwas zu ruhig und geduldig im Rennen. Viele anderen Reiter greifen früher an und auch schneller zur Peitsche. Es kommt dann schon einmal vor, dass er nur Zweiter oder Dritter wird. Aber das Pferd dankt es oft im nächsten Rennen."

Nun sind die beiden Hamburger Erfolgspferde nicht in Neuss stationiert, sondern auf der Neuen Bult bei Hannover im Stall des Trainers Hans-Jürgen Gröschel, der über Ferguson meinte: "Als die Lücke Mitte der Zielgeraden aufging, war ich beruhigt. Er hat das sehr gut gemacht." Dabei gilt Gröschel in der Szene als strenger und lautstarker Jockey-Kritiker. Ian Ferguson hat seinen ersten Ritt in Deutschland am 23. Januar 1993 in Neuss absolviert, er wurde Vierter mit Hi Da.

Es ging fortan beharrlich aufwärts mit dem Reiter aus der Nähe von Glasgow, der über Belgien hier landete. Vor zehn Jahren kam der brutale Absturz mit Suchtmitteln gegen Gewichtsprobleme mit der Folge langer Sperren. Ferguson verschwand von der Bildfläche, ritt in Dubai und als er eher unerwartet 2014 wieder in Neuss und Mülheim an der Ruhr (wo er mit Ehefrau Sarah wohnt) auftauchte, kam von ihm der bemerkenswerte Satz: "Die lange Sperre hat mir im Grunde das Leben gerettet. Ich bin dem dafür verantwortlichen Mann heute dankbar." Am Wochenende reitet der Schotte (bis auf Matchwinner wegen des Gewichts) die guten Kleinkorres-Pferde in Hamburg, im Derby selbst hat er keinen Ritt. 19 Pferde könnten um die 650.000 Euro Prämien laufen. Gestern kam die vom Hamburger Renn-Club erhoffte Nachnennung aus Irland. Sie spülte 65.000 Euro in die nicht sonderlich gefüllte Clubkasse für den Start des Pferdes mit dem ungewöhnlichen Namen Landofhopeandglory mit einer deutschen Mutter namens Wurfklinge aus dem Gestüt Ravensberg.

(kgö)
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