Tauziehen um Rupprath: Angebot an Trainer Lambertz Die Telefondrähte glühten

Das Tauziehen um Thomas Rupprath geht weiter - und in seine entscheidende Phase: Während der Bronzemedaillengewinner von Sydney in der 4x100-Meter-Lagenstaffel gestern Nachmittag auf einer Pressekonferenz in Wuppertal seinen bevorstehenden Wechsel zum SV Bayer Wuppertal ankündigte, glühten in seiner Heimatstadt die Telefondrähte mit dem Ziel, den 23-Jährigen in Neuss zu halten.

Die Voraussetzungen haben sich seit Donnerstagabend entscheidend verbessert: Da gab es ein Gespräch zwischen Rupprath und seinem Trainer Henning Lambertz auf der einen, Christoph Buchbender, Vorstand von Ruppraths Arbeitgeber RheinLand Versicherung, sowie dem Neusser Sportdezernent Dr. Horst Ferfers auf der anderen Seite. "Es war das erste Gespräch, in dem mir perspektivische Ansätze aufgezeigt worden sind", beschreibt Lambertz den Gedankenaustausch.

Der 29-Jährige zeigte sich dabei durchaus bereit, seine hauptamtliche Trainerstelle in Wuppertal mit einer in Neuss zu tauschen, Voraussetzung: "Ich muss hier hauptberuflich als Schwimm-Trainer arbeiten können, und das Ganze muss langfristig angelegt sein, darf nicht dann aufhören, wenn Thomas seine Laufbahn beendet", so Lambertz gestern gegenüber der NGZ.

Beide Bedingungen sind zu erfüllen, glaubt jedenfalls Christoph Buchbender: "Es ist eine Frage der Finanzierung. Solch eine Trainerstelle würde rund 80.000 Mark jährlich kosten, und die müssten doch wohl durch Sponsoren aufzutreiben sein". Auch in Wuppertal wird Lambertz zur Zeit durch einen Sponsor bezahlt. Für Buchbender ist das Ganze "ein Paket: Rupprath bleibt, wenn Lambertz kommt".

Für den Verbleib des Olympiadritten hat er die Weichen gestellt: "Wenn er seine Prüfung zum Versicherungskaufmann besteht, kann er bei uns eine Stelle im Bereich Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit antreten", verspricht Buchbender. Außerdem haben die "Partner des Sports" signalisiert, den frischgebackenen Europarekordler auch im kommenden Jahr wie bei seiner Olympiavorbereitung mit 30.000 Mark zu unterstützen. "Was nicht ausschließt, dass die Partner des Sports sich nicht auch an der Trainerfinanzierung beteiligen", so der Rheinland-Vorstand.

Auf Seiten der Stadt "besteht ein hohes Interesse daran, Herrn Lambertz nach Neuss zu holen", verrät Dr. Horst Ferfers. Der Sportdezernent stellt allerdings auch klar, dass "eine hauptamtliche Trainerstelle nicht durch die Stadt finanziert werden" könne, "das ist in Wuppertal nicht anders. Allerdings können und werden wir alle Unterstützung gewährleisten, die wir geben können". Hintergrund ist die Hoffnung, auf diesem Wege in Neuss ein Bundesleistungszentrum Schwimmen zu installieren.

"Die Infrastruktur ist gegeben", sagt Ferfers, "und durch Thomas Rupprath wäre auch schon ein großer Teil der leistungsmäßigen Voraussetzungen erfüllt, die der Deutsche Schwimmverband für die Einrichtung eines solchen Stützpunktes verlangt". Lambertz hält diese Idee für "theoretisch auf jeden Fall möglich, wenn auch mit einigen Fragezeichen versehen". Reizen, daraus macht er kein Hehl, würde ihn der Aufbau eines solchen Bundesleistungsstützpunktes in seiner Heimatstadt schon.

Allerdings könnte er aus Vertragsgründen erst Mitte kommenden Jahres seine Arbeit in Wuppertal beenden. Er hält für sich und seinen Schützling alle Optionen offen: "Trotz der gestrigen Pressekonferenz hat Thomas in Wuppertal noch nicht unterschrieben und wird dies frühestens Ende des Monats tun", versichert der Trainer. Beide haben ihren Gesprächspartner von Donnerstag eine zweiwöchige Frist gesetzt, in der die Weichen für eine hauptamtliche Trainerstelle gestellt werden müssen.

Jetzt sind Stadt und Kreis Neuss, die Stiftung Sport sowie weitere Sponsoren und nicht zuletzt der Neusser Schwimmverein gefordert - gefordert, nicht nur ein Aushängeschild mit Vorbildcharakter zu halten, sondern die Chance zu nutzen, in Neuss ein mit langfristiger Perspektive angelegtes Modell zur Förderung des Leistungssports zu schaffen. "Da müssten doch eigentlich alle an einem Strang ziehen", hofft Buchbender, dass es keinen "Neideffekt" bei anderen Vereinen gibt.

Zumal er deutlich macht, dass mit der Förderung von Thomas Rupprath und der Sponsorschaft für den Sommernachtslauf die Aktivitäten der "Partner des Sports" längst nicht erschöpft sind: "Wir sind dabei, den Kreis um weitere Unternehmen zu erweitern. Gelingt uns das, können wir auch andere Projekte fördern. Wenn Rupprath bleibt und Lambertz kommt, wäre das ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind". Volker Koch

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