Korschenbroich „Die Schule muss bleiben“

Korschenbroich · Liedberg Wie geht's jetzt weiter? Diese Frage quält seit Donnerstag Abend die Eltern in Liedberg, Steinhausen und Drölsholz. In einer außerordentlichen Sitzung hatte Christel Bretag als Schulpflegschaftsvorsitzende einige Mütter und Väter informiert.

Eltern, die an der Sitzung so kurzfristig nicht teilnehmen konnten, wurden noch am späten Abend über eine Telefonkette von der aktuellen Situation in Kenntnis gesetzt. Seither schwappen die Emotionen über. Die Sorge um den Erhalt der Schule bestimmt die Stimmung vor Ort.

"Fakt ist, die Zahl der angemeldeten Schüler für die Eingangsklasse reicht nicht aus", erklärt Christel Bretag gegenüber der NGZ. "Wir haben für die neue Klasse 14 Anmeldungen, die Mindestzahl liegt aber bei 15." Die 46-Jährige, die selbst vor Jahren als ABC-Schützin in Liedberg die Schulbank drückte, gibt sich kämpferisch: "Wir werden nicht kampflos aufgeben."

Das historische Liedberg ohne Grundschule ist für sie undenkbar. "Die Zahlen sind nicht neu", räumt Schulleiterin Martina Kaiser auf Anfrage der NGZ ein. Allerdings hatte sie bislang immer noch auf eine Ausnahmegenehmigung seitens der Bezirksregierung gehofft. "Ich wäre doch vor drei Jahren hier nie angetreten, wenn die Schule vor dem Aus gestanden hätte", so Kaiser weiter.

Jetzt hat sie es allerdings schwarz auf weiß: "Die Eingangsklasse wird nicht genehmigt." Martina Kaiser, die die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat, weiß, wie dünn die Luft für die Grundschule mittlerweile geworden ist. Für sie steht fest: "Wenn die Eingangsklasse nicht zustande kommt, läuft Liedberg aus. Dann gehen hier spätestens in drei Jahren die Lichter aus."

Damit wollen sich aber weder die Grundschüler abfinden - in großen Lettern werben sie auf dem Schulhof für den Erhalt der einzügigen Grundschule - noch die Eltern. "Die Schule muss bleiben", fasst dann auch Simone Schmitt die Elternmeinung zusammen. "Das wäre nicht nur eine Katastrophe für die Infrastruktur des Ortes, sondern auch für die vielen jungen Familien. Sie haben hier bewusst gebaut, mit dem Wissen, es gibt hier einen Kindergarten und eine Grundschule."

Und auch ihr Vater Willi Schellen unterstreicht die Bedeutung der Schule für den Ort: Über Jahre hat er sich als Pfarrgemeinderatsvorsitzender und ehemaliger CDU-Ratsherr für Liedberg und damit für die Schule stark gemacht. "Wir müssen einen Weg finden, um die Grundschule zu erhalten." Die Fürsprache der kirchlichen und weltlichen Vereine ist ihm bereits sicher.

Auch Harry Pfeifer als Vize-Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion wurde bereits aktiv. Die Prognose für das Schuljahr 2007/8 wird von ihm mit 30 Kindern angegeben: "Hier sind Weitblick und Planungssicherheit für junge Eltern gefordert", lenkt er im Gespräch mit der NGZ den Blick auf neue Baugebiete. Er will den Landtagsabgeordneten Lutz Lienenkämper ebenso einschalten wie die NRW-Schulmisterin Barbara Sommer.

Bürgermeister Heinz Josef Dick, im Rathaus auch für Schulangelegenheiten zuständig, kündigte gestern bereits an: "Wir werden Widerspruch einlegen und alle Aktionen der Eltern unterstützen." Er nahm die Ablehnung mit Bedauern zur Kenntnis, sieht aber immer noch eine Chance über den Neuzuschnitt der Schulbezirke, die Zukunft der Liedberger Schule zu sichern.

"Ich kann keine Ausnahmeregelung für Eingangsklassen machen", bezieht sich Ursula Schreurs-Dewies als zuständige Schulrätin auf geltendes Recht. Sie kann die Emotionen der Eltern verstehen. Um den Stellenplan für das neue Schuljahr aufzustellen, braucht sie aber innerhalb von 14 Tagen arbeitsfähige Grundlagen. Auch sie sieht eine Lösung: "Wenn die Stadt die Schulbezirksgrenzen verändert, wird die Bezirksregierung zustimmen. Allerdings liegt die Mindestzahl für die Eingangsklasse dann bei 18 Grundschülern."

(NGZ)
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