Tour-Tagebuch Die Ruhe bewahrt

Dreißig Kilometer noch bis zum Hotel und unser Mannschaftsbus steckt in einem dicken Stau. Weder vor noch zurück geht irgendetwas – und das nach der dritten Etappe über 197 Kilometer. Da möchte ich eigentlich nur schnell auf die Massagebank, duschen, etwas essen und dann ins Bett.

Dreißig Kilometer noch bis zum Hotel und unser Mannschaftsbus steckt in einem dicken Stau. Weder vor noch zurück geht irgendetwas — und das nach der dritten Etappe über 197 Kilometer. Da möchte ich eigentlich nur schnell auf die Massagebank, duschen, etwas essen und dann ins Bett.

Doch ich versuche, mich zu entspannen. Ich habe gelernt, mich nicht über Dinge aufzuregen, die ich ohnehin nicht ändern kann. Das kostet nur Körner und die brauche ich in den nächsten Tagen und Wochen bei der Tour noch für andere Dinge.

Heute konnte ich im Rennen auch einiges an Kraft sparen. Zwar wurde es zunächst verdammt schnell, als sich das Feld endlich einig darüber geworden war, die Verfolgung der vier Ausreißer aufzunehmen, doch je näher wir dem Meer und damit sehr heftigem Wind kamen, desto extremer wurde auf Windkante gefahren. Irgendwann nutzte das Team Columbia die angespannte Situation, um einen Ausreißversuch zu starten, dem zum Glück unser Kapitän Linus Gerdemann und Fabian Wegmann folgen konnten.

So hatte Linus am Ende wichtige Sekunden auf die meisten Topfahrer gut gemacht. Lance Armstrong war allerdings in der Spitzengruppe mit dabei. Bei ihm gehen wir alle davon aus, dass er es noch mal wissen will. Er sieht extrem gut austrainiert aus. Außerdem hat er sich eine gute Ausgangsposition geschaffen, indem er die Favoritenrolle auf andere abwälzt.

Ich wäre zwar auch gerne weiter vorne mit dabei gewesen, doch ich hatte ein bischen Pech, weil sich kurz vor der Attacke ein Defekt am Hinterrad einstellte. Wohl auch der Preis für das hohe Risiko, dass ich gegangen bin, als ich teilweise über den unbefestigten Teil der Straße mit Dreck und Schotter gefahren bin, um möglichst lange im Windschatten zu fahren. Insgesamt war ich aber wieder mit meiner Leistung zufrieden. Ich fühle mich gut, was mir Zuversicht für die erste richtige Bergetappe am kommenden Samstag gibt.

David Beineke fasste die Eindrücke von Markus Fothen zusammen.

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