Sportlerwahl Die Pferdeakrobatin ist ein echter Überflieger

Neuss · Mit neun Monaten machte sie ihre ersten Schritte, noch vor ihrem dritten Lebensjahr fuhr sie alleine Fahrrad. Mit elf Jahren hat Mona Pavetic nun in ihrem Sport mehr erreicht als weltweit jeder andere Voltigierer dieses Alters - und mehr, als die meisten Pferdeakrobaten in ihrer Karriere je erreichen werden.

 Das macht Mona Pavetic so schnell niemand nach: Die Elfjährige hatte großen Anteil am Weltmeistertitel für den RSV Grimlinghausen.

Das macht Mona Pavetic so schnell niemand nach: Die Elfjährige hatte großen Anteil am Weltmeistertitel für den RSV Grimlinghausen.

Foto: Daniel Kaiser

Sie ist Deutsche Meisterin, Europameisterin, Weltmeisterin - das Neusser Mega-Talent mit dem unbändigen Bewegungsdrang sammelte mit ihrer Mannschaft vom RSV Grimlinghausen sämtliche Titel ihrer Disziplin. Die NGZ-Leser wählten die Oberfrau nun zur Sportlerin des Monats September.

Der steile Aufstieg von Mona Pavetic ist beispiellos. Mit sechs Jahren kam das pferdebegeisterte Mädchen erstmals auf den Nixhof. Die Familie war von Köln nach Neuss gezogen, suchte einen sportlichen Ausgleich für den Nachwuchs. "Etwas zum Auspowern" sollte es sein. Vater Miro, der in Neuss aufwuchs, schlug vor, die Tochter beim Voltigieren anzumelden: "Das haben wir bis heute nicht bereut." Die Anfänge machte Mona im Kurs einer gewissen Pauline Riedl. Mit der heute 20-Jährigen Unterfrau holte sie vor fünf Wochen im französischen Caen den Weltmeister-Titel.

Riedl, selbst 2006 als Oberfrau auf dem obersten Podest bei den Weltreiterspielen in Aachen, vermittelte dem Neuling die Grundlagen auf Pony Flocke. Schnell war ihr klar: "Das ist ein Mega-Talent." Unglaubliche Spannung, erstaunlicher Mut, ein motorischer Überflieger. Hinzu kam der Ehrgeiz. "Nach dem eigenen Training wollte sie immer unbedingt bei Pauline und dem S-Team zugucken. Das fand sie richtig toll", erinnert sich Mutter Petra Pavetic.

Auch Trainerin Jessica Lichtenberg (ehemals Schmitz) wurde bald auf das 1,40 Meter kleine Energiebündel aufmerksam. Im Rahmen einer Talentsichtung im Oktober 2009 rückte Mona als Reserve-Turnerin ins Juniorteam auf, durfte 2010 bei den Rheinischen Meisterschaften mit in den Zirkel einlaufen, erarbeitete sich im Winter einen Stammplatz und holte mit der U18-Equipe unter Trainerin Katharina Steinberg 2011 ihren ersten DM-Titel. Bereits 2012 rückte Mona ins Seniorteam auf. Bei der WM in Le Mans sprang Silber heraus, ein Jahr später siegte die Gruppe bei der EM im österreichischen Ebreichsdorf.

Nun folgte WM-Gold. Einen großen Anteil an diesen Erfolgen hat die Oberfrau. "Sie kann Korrekturen extrem schnell umsetzen und lernt in jedem Training etwas dazu. Sie hat die außergewöhnlichste Pflicht, die man in diesem Alter haben kann. Besser geht es nicht", sagt Trainerin Lichtenberg und lobt die gesunde Mischung aus Kindlichkeit und sportlicher Professionalität. "Mona kann sich zu 100 Prozent auf ihre Aufgaben konzentrieren, wenn es darauf ankommt." Aufgeregt sei sie auf den Turnieren nicht, erzählt Mona. Sie legt den Schalter um - und liefert ab.

Die Neusserin ist trotz ihres jungen Alters schon ein echter Vollprofi. Sogar nach Stürzen steht sie stets auf, als sei nichts gewesen. Beim CVI in Katar, beim CHIO in Aachen und auch in der ersten Runde der WM landete sie ungeplant auf dem Hallenboden. Vor allem für Mama Petra sind solche Momente nicht immer leicht. "Ich weiß, dass die Mannschaft auf sie acht gibt und eher den anderen etwas passieren würde als Mona. Aber natürlich hat man immer etwas Bammel", sagt sie in Anbetracht der akrobatischen Höchstleistungen ihrer Tochter in schwindelerregenden Höhen. Passiert ist - bis auf Schürfwunden - noch nie etwas. Neben dem Voltigieren liebt das Stehaufmännchen Mona vor allem Schwimmen, Trampolin-Springen und Akrobatik. Letzteres insbesondere in Kombination mit ihrer kleinen Schwester Nina (9).

Ansonsten dreht sich selbstverständlich alles ums Voltigieren. Insgeheim träumt Mona schon von einem Einzelstart, schneidet sich selbst Kürmusiken zusammen, entwirft Anzüge. Viermal wöchentlich wird trainiert, zweimal zusätzlich ist sie im Stall, um die Pferde zu bewegen. Voltigieren ist nicht nur Sport, sondern vor allem Verantwortung. Die Familie steht voll und ganz hinter der Tochter. Petra Pavetic engagiert sich im Verein, ist im Vorstand des Fördervereins. Dass der Erfolg nur im Team möglich ist, ist allen bewusst. Familie Pavetic weiß um das große Glück der Tochter. Denn nur in wenigen Vereinen trifft ein derartiges Talent auch auf solch fruchtbaren Boden wie in Neuss. "Ohne diese fantastische Mannschaft und die Trainerin wäre all das nicht möglich."

Auch aus der Schule kommt Rückendeckung. Etwa 15 freie Tage gewährte Schulleiter Achim Fischer 2014 der Sechstklässlerin der Janusz-Korczak-Gesamtschule für die Reisen nach Katar, den CHIO und in die Normandie. In der Schule ist Mona im Übrigen äußerst bodenständig und pflichtbewusst. Ihre zahlreichen Erfolge hängt Mona vor den Klassenkameraden nicht an die große Glocke. Lediglich die WM-Medaille nahm sie vor kurzem zum Zeigen mit in das Klassenzimmer. "Sieht aus wie Plaste", kommentierten einige Jungs. Derlei Äußerungen kann sie nur mit Schmunzeln quittieren. Neid muss man sich bekanntlich erarbeiten. Mona hat dies bereits in einem unglaublich jungem Alter geschafft.

(daka)
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