Lokalsport Die Neusser entdecken langsam ihr Herz für den Handball

Gnadental · Beim Sponsorenempfang vor dem Pierburg-Cup wurde auf Gut Gnadental viel über Zusammenarbeit statt Konkurrenzkampf geredet.

 Freuen sich über den Besuch von Bürgermeisters Reiner Breuer: Jutta und David Zülow (l.), Thomas Koblenzer und Volker Staufert (v.r.).

Freuen sich über den Besuch von Bürgermeisters Reiner Breuer: Jutta und David Zülow (l.), Thomas Koblenzer und Volker Staufert (v.r.).

Foto: A. Woitschützke

Dirk Brügge ist im Rhein-Kreis angekommen. Zwar geht dem gebürtigen Westfalen das rheinische Idiom nur schwer über die Lippen, doch die dahinter steckende Geisteshaltung hat der Kreisdirektor mittlerweile verinnerlicht. So hat er von der "Tour de Neuss" aus der vergangenen Woche das Motto "net kalle, donn" mitgenommen und versucht nun, es ins Westfälisch-Hochdeutsche übersetzt auf die gesamte Sportszene zu beziehen: "Wir müssen handeln, und zwar gemeinsam."

Das Thema Zusammenarbeit zog sich wie ein roter Faden durch die offiziellen und inoffiziellen Gespräche beim Sponsorenempfang anlässlich des gestern gestarteten Handballturniers des Neusser HV um den "Pierburg-Cup" auf Gut Gnadental am Donnerstagabend. Offensichtlich hat Vielen die alles andere als rosige Bilanz des Mannschaftssports im Rhein-Kreis, die in den vergangenen Jahren weitaus mehr Ab- als Aufstiege zu verzeichnen hatte, zu denken gegeben.

Alleingänge scheinen angesichts einer schwierigen Sponsoren-Landschaft nur noch schwer möglich. "Die Vereine müssen verstärkt über Zusammenarbeit in sportlicher wie wirtschaftlicher Hinsicht nachdenken, sonst verschwindet der Rhein-Kreis von der Landkarte des Leistungssports", sagt Brügge. Und fügt an: "Und daran haben wir nun wirklich kein Interesse." Da sind sich Kreis und Stadt Neuss ausnahmsweise mal einig. "Die Stärken stärken", nennt Bürgermeister Reiner Breuer als Ziel und Aufgabe, um die Talfahrt des Sports in der Quirinusstadt, die mit dem bevorstehenden Abstieg des TC Blau-Weiss den nächsten Erstligisten nach Ringen und Hockey verliert, zu stoppen.

Zu diesen Stärken zählt inzwischen eindeutig der Handball. "Wir haben uns vor fünf Jahren Ziele gesetzt und sind dabei, sie zu verwirklichen", sagt NHV1-Geschäftsführer Rene Witte. Doch auch Thomas Koblenzer, der "starke Mann" hinter den ehrgeizigen Plänen, hat erkannt, dass sich dabei nichts übers Knie brechen lässt: "Wir brauchen Geduld, das muss alles wachsen." Auch die Begeisterung der Neusser, die ganz langsam ihr Herz für den Handballsport entdecken. Der bestens besetzte Pierburg-Cup soll "weiter dazu beitragen, dass der Sport in Neuss wieder einen anderen Stellenwert bekommt", sagt Koblenzer.

Auch für ihn ist Zusammenarbeit kein Tabu-Thema. Die Information, dass man von Gut Gnadental aus in jeweils halbstündiger Autofahrt acht (!) Handball-Drittligisten, aber keinen höherklassigen Klub erreichen kann, sorgte bei den Nicht-Handballinsidern an diesem Abend für Kopfschütteln. Dass Lokal- und Ligakonkurrent TSV Bayer Dormagen ebenso wie andere Neusser Sportvereine zum Empfang gekommen war, ist vielleicht ein erster Schritt - net kalle, donn.

(NGZ)
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