Nadia Zülow: In Jerez klar die Nummer eins Die Münze im Brunnen hat geholfen

Von den Weltreiterspielen in Jerez/Spanien berichtet: Janine Oswald

Von den Weltreiterspielen in Jerez/Spanien berichtet: Janine Oswald

Ein Herzenswunsch ging am Samstag für Nadia Zülow in Erfüllung. Nach dem ersten Titelgewinn in der Einzelkonkurrenz vor vier Jahren in Rom stand sie am Trevi-Brunnen und warf eine Münze mit dem Wunsch hinein, "erfolgreicher zu werden als Silke Bernhard". Die stand jahrelang unangefochten an der Spitze der Welt, wenn es um das Damenvoltigieren ging. Nun hat es die 25-Jährige geschafft. So turnt nur die erfolgreichste Voltigiererin der Welt auf dem Pferderücken: Mit ihrem dritten Weltmeistertitel in Folge hat sich Nadia Zülow bei den Weltreiterspielen im spanischen Jerez endgültig die Krone im Einzelvoltigieren aufgesetzt. Am Montag wird die frischgebackene Weltmeisterin auf dem heimischen Nixhof zurückerwartet, wo es um 19.30 Uhr einen Empfang geben soll.

Zum dritten Mal in Folge sicherte sich die Neusserin bei Weltmeisterschaften die Goldmedaille, hinzu kommt noch eine weitere goldene bei den Titelkämpfen vor zehn Jahren mit der Mannschaft des RSV Neuss-Grimlinghausen. Nicht zu vergessen sind die drei Titelgewinne bei Europameisterschaften, einer davon ebenfalls mit der Gruppe, und noch weitere silberne Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften. Damit ist Nadia Zülow nun endgültig die erfolgreichste Voltigiererin aller Zeiten.

"Ich kann es noch gar nicht glauben, ich muss das schwarz auf weiß sehen," meinte Nadia Zülow nach ihrer Finalkür am Samstagabend. Doch auch nach dem Beweis auf Papier blieb sie vorerst sprachlos, aber unglaublich glücklich. Bereits nach der ersten Pflicht hatte sich die Ausnahme-Voltigiererin einen Abstand zu ihrer Konkurrenz erturnt, doch dass sie sich darauf nicht ausruhen konnte, war ihr klar, auch wenn für viele schon feststand, dass es nicht anders als mit ihrem Sieg ausgehen würde. Mit ihrer ersten Kür war sie dann auch nicht ganz zufrieden, auch wenn der Anfang perfekt lief und sie mit einer unglaublichen Ausstrahlung turnte. Die zwei Highlights der Kür fehlten, weil das Pferd nicht rund lief.

"Die Halle ist für die Pferde ungeheuer schwer wegen der Akustik," erklärte Trainerin und Longenführerin Agnes Werhahn hinterher. Sie musste sich so sehr auf's Pferd konzentrieren, dass sie nicht einmal einen Blick auf das neue Kürtrikot werfen konnte. Doch auch ohne die beiden Risikoelemente lag Nadia deutlich in Führung mit 8,797 Punkten vor Nicola Ströh, die 2000 und 2001 bei den Championaten auf Rang zwei landete. Die hatte sich nach dem vierten Rang nach der ersten Pflicht mit einer guten Kür erneut auf den zweiten Platz geturnt und eigentlich einen guten Abstand zu den Folgenden, die dann alle eng zusammenlagen. Doch schon die zweite Pflicht brachte wieder Spannung in die Prüfung.

Rikke Laumann, die bereits in der ersten Pflicht auf Rang zwei lag, gewann die Pflicht mit 8,9 Punkten vor Nadia Zülow, die 8,8 Punkte erhielt. Deswegen machte sich die amtierende Weltmeisterin aber keinen Kopf, denn in der Gesamtwertung hatte sie ihren Vorsprung zu Nicola Ströh ausgebaut, die hatte nämlich für ihre Pflicht nur 8,5 Punkte erhalten. "Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben," konterte die Neusserin, wenn jemand meinte, nun wäre der Titel so gut wie sicher. Wie schnell man aus den Medaillenrängen rausfliegen kann, zeigte sich dann bei Nicola Ströh.

Eigentlich konnte ihr kaum noch etwas eine Medaille nehmen, doch dann spielte ihr Pferd in der Finalkür nicht mehr mit. Auch Pacal hatte mit der Halle zu kämpfen und scheute nicht nur, sondern buckelte sogar. Da konnte sie von ihrer Kür kaum etwas zeigen und stürzte sogar noch. Im zweiten Durchlauf landete Nicola Ströh dann nur auf Rang sieben und damit waren die Medaillenträume ausgeträumt. Insgesamt wurde sie Vierte. Bei Nadia Zülow lief es aber wie geschmiert. "Willi", wie Rubin's Universe der Einfachheit halber gerufen wird, hatte sich an die Halle gewöhnt und lief in der Pflicht und der Finalkür fabelhaft.

Angespannt war Agnes Werhahn trotzdem: "Ich kann nicht mal sagen, ob es immer noch so laut war oder nicht, ich habe überhaupt nichts mitbekommen und nur auf Willi geachtet," berichtete sie hinterher. Doch die Anspannung hatte sich gelohnt. Mit einer beeindruckenden Kür verteidigte Nadia Zülow mit 8,835 Punkten erneut ihren Weltmeistertitel. Auf Rang zwei kam Rikke Laumann mit 8,555 Punkten und dann die dritte Deutsche Ines Jückstock mit 8,450 Punkten. Auch bei den Herren gab es eine Medaille. Gero Meyer gewann Silber hinter dem alten und neuen Weltmeister Matthias Lang aus Frankreich, der schon oft zum Training bei Nadia Zülow auf dem Nixhof war.

Jan Bayer, der im November mit Nadia zusammen den Titel des Karstadt German Vaulting Master verteidigen möchte, landete auf Rang vier. Abgerundet wurde die deutsche Erfolgssträhne vom Gruppengold. Mit einer perfekten Kür konnte die Mannschaft aus Mainz-Laubenheim nach der Silbermedaille bei der EM im vergangenen Jahr nun noch einen draufsetzen und die Dauerkonkurrenten aus der Schweiz schlagen. Bei sovielen traumhaften Darbietungen der deutschen Equipe trieb es Bundestrainerin Helma Schwarzmann mehr als einmal die Tränen in die Augen, für sie war es das letzte Championat im Amt.

In der nächsten Saison wird es zum ersten Mal einen Wechsel in diesem Amt geben. Die letzte Weltmeisterschaft war es auch für Agnes Werhahn. Nachdem sie über zwanzig Jahre lang die erfolgreichste Trainerin im Voltigiersport war, hat sie nun beschlossen, nach dieser Saison die Longe an den Nagel zu hängen, zumindest als feste Trainerin. So ganz los wird sie das Voltigieren sicher nicht lassen, doch nun möchte sie sich mehr der Dressur widmen, die bis jetzt immer hinter dem Voltigieren zurückstecken musste.

Einen schöneren Abschluss als diese Weltreiter-Spiele hätte man sich nicht denken können. Am Montag wird die deutsche Voltigier-Equipe aus Spanien zurück erwartet, um 19.30 Uhr soll es auf dem heimischen Nixhof einen spontan organisierten Empfang für die Weltmeisterin geben. Am Dienstag will sie dann in Münster ihr Pferd abholen, denn "für Willi war es sehr anstrengend und da will ich ihn nach der langen Fahrt selbst nach Hause bringen."

Anschließend fliegt sie wieder nach Jerez, denn Nadia Zülow soll an der großen Abschlußfeier am Sonntag teilnehmen, auf der alle Goldmedaillengewinner versammelt werden. Sie freut sich auch, noch länger in Jerez sein zu können, denn "so ein schönes Turnier habe ich noch nie erlebt."

(NGZ)
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