„Junge Liga“ Die Liga spricht Englisch

Von Dirk Sitterle

Von Dirk Sitterle

Sie nennt sich selbst die "Junge Liga", doch die Musik machen im Bundesliga-Unterhaus die Basketballer aus den Vereinigten Staaten . Schon nach den ersten vier Spieltagen scheint eines klar: Die Qualität der verpflichteten US-Amerikaner vor allem entscheidet über Meisterschaft und Abstieg.

Irgendwie ist Danny Herbst im falschen Film. Im BBL-Unterhaus, für das findige Marketing-Experten den griffigen Slogan die "Junge Liga" kreiert haben, ist der Basketballer der Bremen Roosters unter den 15 besten Schützen der Zweiten Bundesliga Nord der einzige Korbjäger mit einem deutschen Pass.

Nach vier Spieltagen belegt er mit 23 Punkten im Schnitt den zehnten Rang. Ein Alien. Unter den Top 25 tauchen mit Jürgen Malbeck (Rhöndorf), Matthias Grothe (Hagen), André Bade (Bremen) und Jan Lipke (Braunschweig) nur noch vier weitere Akteure auf, deren Muttersprache Deutsch ist.

Die Liga spricht Englisch. Kaum ein Verein ließ die Möglichkeit, einen zweiten US-Amerikaner zu verpflichten, ungenutzt verstreichen. Nur Bremen und Braunschweig verweigern sich (noch) dem Trend. Die Niedersachsen verzichten gleich ganz auf einen US-Boy, können aber auf die Kooperation mit dem Erstligisten BS Energy Braunschweig bauen, Bremen hat mit Marlone Jackson nur einen Profi aus Übersee unter Vertrag. "Wir haben keinen Go-to-Guy, möchten lieber unsere ausgeglichene Mannschaft zusammenhalten", erklärt Trainer Ingo Enskat.

Auf Gedeih und Verderb ihren beiden Amerikanern ausgeliefert haben sich unterdessen offenbar die NVV Lions Mönchengladbach. Phil Sellers ist mit 32,5 Punkten Topscorer der 2. Liga Nord, sein Landsmann Phil Godfrey folgt mit 27,8 Zählern auf Platz drei. Beim 101:78-Erfolg am vergangenen Samstag über Essen kamen die beiden zusammen auf 65 Punkte. Bei Wolfenbüttel läuft eine Menge über die Achse Jerry McNair/Ernest Scott.

Mit tatkräftiger Unterstützung des Niederländers Peter van Rij waren sie bei der 84:89-Niederlage der Dukes gegen Göttingen für 68 Punkte gut. Den Vogel schoss allerdings gleich am ersten Spieltag der Göttinger Kacey Ulin ab. Dem nur 1,83 Meter großen Aufbauspieler gelangen gegen Gladbach 47 Punkte, davon 39 vor der Pause. Nur eine Woche später brachte es der Essener Errick Greene auf 44 Zähler. Während bei der Konkurrenz zumeist geklotzt statt gekleckert wird, setzen die Elephants Grevenbroich lieber auf Kontiunität.

Center Whitney Harris ist bereits in der vierten Saison unter Vertrag, für Rückkehrer John Bynum wäre es die dritte, hätte er sich nicht für eine Spielzeit ins Exil nach Norwegen begeben müssen, weil vor einem Jahr eben nur ein Basketball-Ausländer pro Team erlaubt war. Beide zählen auf ihren Positionen zum stärksten, was die Liga zu bieten hat. Bynum ist mit 31 Punkten im Schnitt ihr zweitbester Scorer, bei den Assists liegt er auf Rang vier (5,8 Pässe), bei den Rebounds ist er Elfter (8,5).

Harris belegt in dieser Kategorie Platz zehn (8,5), markiert als Zwölfter der Scorerliste 23 Zähler im Durchschnitt und besticht darüber hinaus als erstaunlich guter Drei-Punkte-Schütze (Platz sieben). Beim ersten Saisonsieg über Bremen trug das Kanadisch/Amerikanische Duo die Hauptlast in der Offensive. 60 der 90 Punkte gingen auf ihr Konto (Bynum/39, Harris/21).

Trotzdem: Die Elephants sind ein Team , mit dem sich das Publikum identifizieren kann. Die Brüder Anton und Sergej Dornhof sind ebenso wie Sven Klesper, Mathias Gierth, Whitney Harris und Trainer Raphael Wilder schon seit der Fusion mit Maccabi Düsseldorf vor drei Jahren dabei. Matthias Wojdyla und Haldun Özaslan spielen in der dritten Saison in der Schloss-Stadt, John Bynum, Franz-Josef Grips und Rafael Wilczek in der zweiten. Augenscheinlich das richtige Konzept, denn von einem Zuschauerschnitt von um die 1000 können die meisten Teams, selbst Titelkandidaten wie die Düsseldorf Magics, nur träumen.

(NGZ)
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