Kleinenbroicher auf offener Straße angeschossen Die Kugel traf durch die Autotür

Korschenbroich · Von Vanessa Donner

"Es ist nicht zu fassen", sagte Kirsten T. - einen Tag, nachdem ihr Mann an der Rhedung, Ecke Stettiner Straße, angeschossen und schwer verletzt wurde. Das Motiv der Tat ist weiterhin unklar - ein Mann hatte mit einer Magnum-Pistole auf den Kleinlaster des Elektromonteurs geschossen.

Hans T. war nach Informationen seiner Frau mit seinem Kleinlaster ausgerückt, um Laternen im Bereich der Rhedung und der Bahnhofsstraße zu reparieren. "Er musste ja rausfahren", sagte sie, denn er ist von der Stadt mit der Wartung der Straßenbeleuchtung beauftragt. T. hatte an der Straßenecke Stettiner Straße geparkt und saß noch im Wagen, als er durch die Fahrertüre hindurch angeschossen wurde. Die Kugel verletzte beide Beine des Elektromonteurs.

"Man hat mir sofort gesagt, dass er nicht in Lebensgefahr ist", erzählt Kirsten T., die an den Tatort gerufen wurde und überwältigt ist von der Welle der Hilfsbereitschaft, die ihr entgegen schwappte: "Ein Hoch auf die Feuerwehr." Besonders dankbar ist sie Stadtbrandmeister Hermann Knabben, der geduldig wartete, bis sie ihre Kinder in guten Händen wusste, und sie dann ins Krankenhaus fuhr. Ein Streifenwagen traf gerade ein, als der Schuss fiel, der T. verletzte: Zeugen hatten gegen 22.30 Uhr die Polizei verständigt, weil der Täter schon zuvor mehrmals seine Magnum abgefeuert hatte.

Verhindern konnten die Beamten die Tat nicht, doch konnten sie den 49-Jährigen unmittelbar danach überwältigen und festnehmen. Der stark alkoholisierte Kleinenbroicher wurde in Polizeigewahrsam eingeliefert und bereits ein Mal verhört. Eine Frage, die die Ermittler zu klären versuchen, ist die Herkunft der Waffe. Denn der Tatverdächtige hat keinen Waffenschein oder gar eine Waffenbesitzkarte, wie aus einer Pressemitteilung der Kreispolizeibehörde hervor geht. In einer ersten Anhörung sagte er aus, er habe die Magnum-Pistole vor rund zehn Jahren geschenkt bekommen. Ob er sich auch schon zu seinem Motiv geäußert hat, das geht aus der jüngsten Pressemitteilung der Polizei nicht hervor.

In Kleinenbroich war der Vorfall Freitag Stadtgespräch. Viele erfuhren aus dem Radio, was passiert war. Viele waren schon tags zuvor auf Grund der Straßensperren und des Polizeiaufgebots aufmerksam geworden. So wie Marina Mumm, die auswärts Altweiber gefeiert hatte und auf dem Heimweg dort vorbeikam. "Ich musste anhalten", erzählt sie, denn sie sei gelernte Rettungssanitäterin und habe die Pflicht zu helfen. "Und da standen drei Feuerwehr- und zwei Polizeiwagen." Auch ein Rettungswagen war noch vor Ort, obwohl der Verletzte längst abtransportiert war.

"Die Kleidung lag noch da", sagte Marina Mumm gegenüber der NGZ. "Und das in Kleinenbroich", lautete die Reaktion der meisten, die von der Tat gehört hatten. "Man kennt das ja aus Krimis oder aus Großstädten - aber hier?" Auch Kirsten T. hätte so etwas in ihrem Wohnort nie für möglich gehalten. Doch sie versichert: "Wir können hier immer noch lachen." Und besondere Freude mache ihr bei aller Sorge um ihren Mann die Hilfsbereitschaft, die ihr zuteil wurde. Da zahle sich aus, dass man in einer funktionierenden Gemeinschaft lebe. "Da kann man noch so oft aufs Dorf schimpfen", sagt sie.

(NGZ)
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