Handball Der Neusser HV kämpft und hofft weiter

Neuss · Im letzten Spiel vor der Weihnachtspause geht es für die Handballer des NHV darum, sich eine (sportliche) Perspektive für das Jahr 2023 zu bewahren. Wolfgang Spangenberger macht als Vorsitzender auf jeden Fall bis zum Frühjahr weiter. 

Am Boden, aber noch nicht K.o.: Auch wenn Tim Dicks mit dem Neusser HV zuletzt an fast allen Fronten vergeblich Widerstand leistete, werfen die Handballer die Flinte noch nicht ins Korn.

Am Boden, aber noch nicht K.o.: Auch wenn Tim Dicks mit dem Neusser HV zuletzt an fast allen Fronten vergeblich Widerstand leistete, werfen die Handballer die Flinte noch nicht ins Korn.

Foto: Andreas Woitschützke

Beim Handball-Regionalligisten Neusser HV schrillen die Alarmglocken. Die Mannschaft benötigt im Abstiegskampf dringend Zählbares, um nicht schon zur Hälfte der Saison abgeschlagen am Tabellenende zu stehen. Nun soll Co-Trainer Julian Fanenbruck die Karre aus dem Dreck ziehen. Josip Jurisic schafft es aus zeitlichen Gründen nicht mehr, so viel zu investieren wie es notwendig wäre, zumal er ja auch noch der Sportliche Leiter des Vereins ist. „Da, wo ich Zeit habe, werde ich die Mannschaft auch weiterhin unterstützen, hauptverantwortlich ist nun aber Julian“, sagt der Chef eines Installateur- und Heizungsbaubetriebs in Neuss. Aufgeben ist für ihn indes keine Option – trotz aller Widerstände. „Josip ein eben ein hoffnungslos naiver Optimist“, stellte der inzwischen mit ganz viel Wut im Bauch zurückgetretene Geschäftsführer Martin Eggert erst kürzlich fast schon bewundernd fest: „Er versucht, die Jungs bei der Stange zu halten.“

Gibt es neue Ideen? Mit welchen Mitteln möchte Fanenbruck den Klassenerhalt sichern? Fragen über Fragen. „Es ist ganz wichtig, der Mannschaft zu verdeutlichen, dass sie durchaus in der Lage ist, in der Liga konkurrenzfähig zu sein“, betont Fanenbruck. „Es gibt jetzt kaum noch eine andere Möglichkeit, als über den Kampf zum Erfolg zu kommen. Wir müssen den Abstiegskampf annehmen und in den Spielen keinen Zentimeter Hallenboden mehr preisgeben. Die Gegner müssen gezwungen werden, wirklich alles aus sich herauszuholen, wenn sie uns besiegen wollen.“ Noch besteht die Möglichkeit, zumindest mit ein wenig Aufbruchstimmung in die Weihnachtspause zu gehen, denn am Mittwoch (20.30 Uhr) steht das Nachholspiel beim HC Weiden an. Sicherlich keine leichte Aufgabe, zumal die Gastgeber einen richtig guten Lauf haben. Nach schwachem Start mit lediglich zwei Punkten holte die Truppe aus Würselen in ihren letzten fünf Begegnungen immerhin sieben Punkte, ist aber immer noch in Schlagdistanz zu den Neussern. Fanenbruck: „Weiden hat den Kampf um den Klassenerhalt verinnerlicht und ist das beste Beispiel dafür, dass es mittnichten zu spät ist.“

Neben Haupttorschütze Daniel Zwarg, der nach seinem Mittelhandbruch wieder ins Training eingestiegen ist, aber momentan noch jeglichen Körperkontakt vermeiden muss, fehlen in Weiden in Dustin Franz und Justin Kauwetter zwei weitere tragenden Säulen. Fanenbruck: „Natürlich ist es immer schwer, den Ausfall solch gestandener Spieler zu kompensieren, aber wir es versuchen und dürfen nicht jammern. Wir haben ja schon Schwierigkeiten, vom Trainings- in den Spielmodus zu wechseln. Denn in der Woche ohne Haftmittel üben zu müssen und in den Spielen dann darauf zurückgreifen zu können, das sind zwei völlig verschiedene Welten und eine zusätzliche Belastung, die die Mannschaft erst einmal wegstecken muss. Wir müssen jetzt an einem Strang ziehen, dann haben wir noch eine Chance, die Liga zu halten.“

Genau so sieht das auch Wolfgang Spangenberger. „Ich glaube schon, dass wir das schaffen können, wenn wieder alle Spieler an Bord sind“, sagt der ehemalige Schulleiter der Realschule Holzheim. Diese Zuversicht hat ihn auch dazu bewogen, sein bislang nur kommissarisch ausgeübtes Führungsamt nun bis zu den turnusmäßigen Wahlen im Frühjahr als 1. Vorsitzender zu bekleiden. Als sein Stellvertreter stellte sich ihm auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung vor Wochenfrist Dr. Ilmo Pathe zur Verfügung. Der Rechtsanwalt und Steuerberater mit Kanzlei in Wuppertal läuft für die Zweit- und Drittvertretung des Klubs auf. Als Beisitzer mit jeder Menge Stallgeruch wollen auch der ehemalige Vorsitzende Stephan Tenhaken, Dietmar Gierden und Robert Bosnjak mithelfen, das in Not geratene Vereinsschiff wieder auf Kurs zu bringen.

Eine Herkulesaufgabe, denn zusätzlich zur sportlichen Misere der seit acht Spielen auf einen Punktgewinn wartenden Regionalliga-Vertretung und der Hallenproblematik im Hammfeld herrscht nach dem Rückzug des Hauptsponsors nun auch noch Ebbe im Portemonnaie. Selbst wenn Fanenbruck mit seinen Schützlingen der Klassenverbleib tatsächlich noch gelingen sollte, ist die Zukunft des NHV in der Regionalliga ungewiss. Spangenberger: „Man muss gucken, wie man die 4. Liga finanziert bekommt.“

Einem wie auch immer gearteten Neuanfang will sein Vorgänger nicht im Wege stehen. Nach seinem Ausstieg kümmert sich Eggert nun lieber vorwiegend „um Dinge, die einem vielleicht mal wieder das Lachen ins Gesicht zaubern.“

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