Lokalsport Die Atmosphäre kam gut an

Hans-Peter Walther ist seit der zweiten Auflage des Korschenbroicher City-Laufs in verantwortlicher Position mit von der Partie, hat also an der Erfolgsgeschichte der Großveranstaltung entscheidenden Anteil und auch schon so ziemlich alles erlebt. Doch eine Vision hat der Korschenbroicher Sportamtsleiter und City-Lauf-Chef noch. "Es wäre toll, wenn wir es hinbekämen, dass alle Flaggen Europas hier hängen, also aus allen europäischen Nationen Teilnehmer dabei sind", meinte Walther, "ich denke spätestens bis zur 25. Auflage sollten wir das hinbekommen."

Ein anderer großer Wunsch des Organisationsteams ging gestern nicht in Erfüllung. Es gelang erneut nicht, über 3000 Athleten im Ziel zu begrüßen. "Es gab Probleme mit der elektronischen Zeiterfassung. Wir können aber sagen, dass wir wieder knapp darunter geblieben sind", meinte Hans-Peter Walther, der sich aber kämpferisch gab. "Wir arbeiten weiter daran, das Ziel bleibt." Die meisten Teilnehmer mit über 1000 mobilisierte jedenfalls der Familienlauf, im Volkslauf waren knapp 500 Starter dabei.

Apropos Familienlauf, der Auftakt der Party zum runden Geburtstag gab gleich ein gutes Beispiel für die ganz besondere Atmosphäre, die bei dem Laufspektakel in Korschenbroich herrscht. Begeisterungsfähig und familiär, doch keineswegs provinziell. Das wissen sogar die Topathleten aus fernen Ländern zu schätzen. Wilson Kipkogei aus Kenia beispielsweise war das erste Mal da und nach seinem souveränen Sieg bei den Assen beteuerte er glaubhaft, dass ihm Kurs und Atmosphäre sehr gut gefallen hätten und fügte noch ein Versprechen an: "Wenn ich nächstes Jahr wiederkomme, dann breche ich den Streckenrekord."

Der liegt für die 10 000 Meter-Distanz bei 28:29 Minuten, aufgestellt von Kipkogeis Landsmann Daniel Kirui im Jahr 2002. Dass Kipkogei gestern um den Sieg mitlaufen würde, zeichnete sich schon nach der ersten Runde ab, als er mit Nicholas Koech, ebenfalls Kenia, das Feld anführte und die beiden schon einen deutlichen Vorsprung auf Verfolger Abraham Tandoi, immerhin zweimaliger Sieger des Neusser Sommernachtslaufs, herausgelaufen hatten.

Der Vorsprung des Duo wuchs kontinuierlich, so dass schnell klar war, dass selbst der schnelle Tandoi da nicht mehr herankommen würde. Er musste sogar um Rang drei bangen, denn der starke Niederländer Patrick Stitzinger saß ihm bis zum Schluss im Nacken und hatte als Vierter in 29:24,5 Minuten nur eine knappe Sekunde Rückstand. An der Spitze suchte Kipkogei in der siebten Runde die Vorentscheidung, schüttelte Koech durch eine Tempoverschärfung ab und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen.

Am Ende kam er in 28:35,6 Minuten über neun Sekunden vorher ins Ziel. Zum einem Krimi geriet die Entscheidung um die Wertung des besten Deutschen. Lange Zeit wechselten sich Stephan Hohl (TV Huchenfeld), Manuel Meyer und Stefan Koch (beide TV Wattenscheid) im Duell der Deutschen in der Führung ab, doch nach sechs Runden tauchte plötzlich der 22-Jährige Christian Glatting auf, ebenfalls TV Wattenscheid, und ärgerte die etablierte Konkurrenz ganz gewaltig.

Unter dem Strich setzte er sich in der nationalen Wertung als Gesamtachter in 29:56,0 Minuten durch. "Damit habe ich nie gerechnet. Ich war eigentlich auf die Juniorenwertung aus. Doch als ich dann gemerkt habe, dass ich noch genügend Reserven habe, konnte ich noch mal richtig beschleunigen."

Im Elite-Lauf der Frauen hatte es im vergangenen Jahr sogar eine Deutsche Gesamtsiegerin gegeben. Glattings Vereinskameradin Irina Mikitenko konnte gestern den ersten Platz aber aus gutem Grund nicht verteidigen, sie startete beim Marathon in London und gewann sogar in 2:24:14 Stunden mit neuem deutschen Rekord.

Ihre Nachfolge in Korschenbroich trat die Kenianerin Anitha Kiptum an. Allerdings war das kein Spaziergang. Es wurde zwar ein Start-Ziel-Erfolg, doch auf der Zielgeraden kam ihr die Russin Nadezda Trilinskaya noch mal gefährlich nahe. Letztlich rettete die Kenianerin in ihrer Zeit von 15:59,6 Minuten einen hauchdünnen Vorsprung ins Ziel. Beste Deutsche wurde Birte Bultmann vom Wattenscheider TV als Sechste in 16:47,5 Minuten.

(NGZ)
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