Fußball-Landeliga Derby Jüchen gegen Holzheim endet mit Spektakel
Jüchen · Auf dem tiefen Rasen in Jüchen war das Duell in der Fußball-Landesliga zwischen dem VfL und Holzheim intensiv, teils hochklassig und spannend. Doch die Schlussphase toppte alles.
Mit Spitzenspielen und Derbys werden von außen immer besonders hohe Erwartungen verknüpft. Da bildete das Kreisduell in der Fußball-Landesliga am Samstagabend zwischen dem VfL Jüchen/Garzweiler und der Holzheimer SG auf der Anlage an der Stadionstraße keine Ausnahmen. Und die rund 400 Zuschauer wurden nicht enttäuscht, trotz des tiefen und schon früh sehr holprigen Rasens bekamen sie ein ebenso rasantes wie intensives Spiel zu sehen, das auch einige spielerische Höhepunkt zu bieten hatte. Doch in der Schlussphase gab es noch mal einen besonders spektakulären Zuschlag. Eigentlich sahen die Gäste aus Neuss bei einer 3:1-Führung schon wie der sichere Sieger aus, als die Partie dann aber noch mal eine völlig verrückte Wendung nahm. Drei Tore innerhalb kürzester Zeit sorgten auf beiden Seiten für eine emotionale Achterbahnfahrt, an deren Ende die HSG als überglücklicher 4:3 (1:1)-Sieger von Platz ging.
„Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so ein Spiel erlebt habe. Für die Zuschauer war das natürlich toll, aber für uns mit der ganzen Vorgeschichte unserer personellen Probleme von A bis Z ein maximal unglücklicher Tag. So wir zurückgekommen sind, hätten wir eigentlich einen Punkt verdient gehabt“, meinte VfL-Trainer Marcel Winkens. Doch dass es eben zu diesem Punkt nicht reichte, lag auch daran, dass der Schiedsrichter Lucas Berenguel nach dem späten Treffer 3:3-Ausgleich in der Nachspielzeit noch einmal anpfiff und den Gästen die Chance auf einen weiteren Angriff ermöglichte. „Danach ist dann aber sofort Schluss. Wir bekommen aber keine Möglichkeit mehr, er hätte nach dem 3:3 abpfeifen sollen und alles wäre gut gewesen“, sagte Winkens, der häufiger mit den Unparteiischen aneinandergeriet und nach der Pause auch die Gelb-Rote Karte zu sehen bekam. „Einen so jungen Schiedsrichter zu so einem brisanten Spiel zu schicken, ist von der Verantwortlichen nicht okay. Er hatte keine Linie“, erklärte Winkens. Auch die Holzheimer waren naturgemäß nicht mit jeder Entscheidung einverstanden, doch HSG-Coach Hamid Derakhshan, der auch am Spielfeldrand eine Gelbe Karte zu sehen bekam, meinte: „Da war nichts Spielentscheidendes dabei.“
Vielleicht hätte er sich nach einer ausgeglichen ersten Spielhälfte, in der die Gastgeber ein leichtes Chancenplus und Holzheim durch Ex-Profi Stephane Mvibudulu (17.) sowie Jüchen durch David Alves Oliveira (29.) getroffen hatten, zur Szene kurz nach dem vermeintlich entscheidenden 3:1 (88.) durch Mvibudulu anders geäußert, wenn es nicht so für sein Team ausgegangen wäre. Da war nämlich VfL-Torwart Felix Thiemel ungestüm auf Mvibudulu zugestürmt und hatte ihn heftig mit beiden Händen weggestoßen. Eigentlich eine Rote Karte, doch der Schiedsrichter ließ Gnade vor Recht ergehen und hielt Jüchen so im Spiel. Nur wenig später sprang Holzheims Hiromasa Kawamura im Strafraum der Ball unglücklich an den Arm, so dass Nils Friebe per Strafstoß auf 2:3 (90.) verkürzen konnte. Klar, dass die Gastgeber noch mal Hoffnung schöpften. Dann war es ausgerechnet der eingewechselte Ex-Holzheimer Yannick Joosten, der einen lange Ball stark mit in den Strafraum nahm, im Fallen nach innen passte, wo Pascal Moseler nur noch zum 3:3 einschieben musste und für ungläubiges Staunen bei den Zuschauern sorgte. Das wurde dann aber noch mal gesteigert, als kurz darauf Baran Bal nach einer kurz ausgeführten Ecke von Tom Nilgen den Ball in den Strafraum brachte, wo ihn nach einigem Hin und Her Simon Büchte zum 4:3-Siegtreffer ins Tor wuchtete. Danach war Schluss.
„Auch wenn es zwei individuelle Fehler waren, die uns nach der Pause in Rückstand gebracht haben, kann ich meinen Jungs keinen Vorwurf machen. Sie haben alles reingeworfen“, meinte Marcel Winkens. Sowohl dem 1:2 (77.) von Amin Azdouffal als auch dem 1:3 waren haarsträubende Ballverluste im Mittelfeld vorausgegangen. Kollege Derakhshan sagte abschließend: „Natürlich ist es glücklich, wenn du das Siegtor so spät schießt. Aber gerade durch unsere Leistung in der zweiten Hälfte haben wir uns das auch verdient.“