Lokalsport Der TV Korschenbroich verliert seine Seele

Korschenbroich · Trainer Ronny Rogawska wechselt am Saisonende zur HSG Krefeld, doch der Ligarivale widerspricht.

 Ronny Rogawska.

Ronny Rogawska.

Foto: Michael Jäger

Eigentlich waren sie am Montagabend zusammen gekommen, um über das weitere Vorgehen im Abstiegskampf zu beraten. Dann ließ Ronny Rogawska die Bombe platzen: Der 48 Jahre alte Däne verlässt am Saisonende nach dann sechs Jahren den TV Korschenbroich, um, so sagt er selbst, Trainer beim Liga-Rivalen HSG Krefeld zu werden, bei dem sieben einst von ihm in Korschenbroich trainierte Spieler unter Vertrag stehen.

Am Donnerstagabend teilten Geschäftsführer Peter Irmen, Manager Kai Faltin und Ronny Rogawska den Sachverhalt den Drittliga-Handballern und der ebenfalls von Rogawska trainierten Zweitvertretung, aktuell Tabellenletzter der Verbandsliga, mit - danach stellte der TVK einen entsprechenden Bericht auf seine Internetseite.

Was bei der HSG Krefeld auf Unmut und Unverständnis stieß: "Das Verhalten des TVK ist aus unserer Sicht in höchstem Maße unprofessionell. Wir haben uns gestern auch sehr deutlich an die Verantwortlichen gewandt", wird Geschäftsführer Thomas Wirtz in der Rheinischen Post Krefeld zitiert. Es gäbe zwar Gespräche, aber von einer Einigung könne noch keine Rede sein: "Wir reden mit Ronny, und es sind gute Gespräche. Ich will auch nicht ausschließen, dass wir zusammenkommen, sind davon aber noch ein gutes Stück entfernt."

Ronny Rogawska sieht das offenbar anders. Er wechsle nach Krefeld, weil "ich da für mich eine bessere Planungssicherheit habe", bestätigte er gestern auf Anfrage unserer Redaktion. "Ich lebe von diesem Sport und ich habe Familie - da muss alles passen", sagt der Vater einer Tochter und eines erwachsenen, in seiner dänischen Heimat lebenden Sohnes aus erster Ehe: "Krefeld ist auf mich zugegangen, und nach einigen Gesprächen habe ich zugesagt." Den 48-Jährigen treibt offenbar die Sorge, wie es beim TVK im Falle eines möglichen Abstiegs - den Tabellenvorletzten trennen augenblicklich fünf Minuspunkte vom ersten Nicht-Abstiegsplatz der 3. Liga West - weitergeht, ob sich der Klub dann noch einen hauptamtlich tätigen Trainer leisten kann. Kai Faltin kann diese Sorge nachvollziehen: "Nach dem freiwilligen Rückzug aus der Zweiten Liga sind uns Sponsoren weggebrochen, das würde bei einem sportlich bedingten Abstieg aus der Dritten Liga kaum anders sein", sagt der Sportliche Leiter.

Weshalb der TVK alles dafür Mögliche tue, um die Liga zu halten. Ein Unterfangen, dass durch Rogawskas Entscheidung sicher nicht einfacher wird. "Wir sind in einer schwierigen Situation," gibt Faltin zu. Für ihn steht außer Frage, dass Rogawska bis Saisonende auf der Korschenbroicher Bank sitzen wird, "ich habe keine Indizien, dass das nicht so sein wird." Auch Rogawska betont: "Ich habe einen Vertrag bis zum Saisonende, und ich will meine Arbeit hier ordentlich beenden, am liebsten mit dem Klassenerhalt." Überhaupt tue es ihm "unheimlich weh, den TVK zu verlassen." Kai Faltin lässt das nicht ungerührt: "Mit Ronny verliert der Handball in Korschenbroich ein Stück seiner Seele. Wüssten wir sicher, dass wir eine weitere Saison in der 3. Liga spielen, wäre das alles so nicht gekommen."

Heuert Rogawska zur Spielzeit 2018/19 in Krefeld an, muss die HSG für die Rückrunde der aktuellen Saison eine Interimslösung finden. Denn für Olaf Mast, auch er einst als Spieler und Trainer in Korschenbroich tätig, ist am Jahresende auf eigenen Wunsch Ultimo auf der Krefelder Bank. Schon mal zum Vormerken: Am 10. März stehen sich der TVK und die HSG in der Waldsporthalle gegenüber.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort