Korschenbroich Der "Räuber"-Chef schwärmt von seiner Kindheit in Liedberg
Korschenbroich · Karl-Heinz Brand, Frontmann der bekannten Kölsch-Band "Räuber", nimmt die NGZ mit auf eine Zeitreise in seine Kindheit. Diese verbrachte er in Liedberg. Im Haag spielte er am liebsten.
Sein Herz schlägt für die Region: Karl-Heinz Brand (61) ist hier Zuhause. Dabei will sich der erfolgreiche Musiker ungern auf einen einzelnen Ort festlegen lassen. "Ich bin bei Oma Helene (Heines) auf dem Sofa in Holzheim geboren, habe meine Kindheit fast ausschließlich in Liedberg und Rubbelrath verbracht, wohnte bislang in Reuschenberg und stecke mitten im Umzug nach Grevenbroich." Musikalisch hat der "Räuber"-Frontmann Karl-Heinz Brand Fans in der ganzen Region — und auch weit darüber hinaus. Von der Mosel bis hin zur Elbe spielen seine Fans mittlerweile ebenso häufig "Wenn et Trömmelche geht", "Op dem Maat" oder "Am Eigelstein es Musik" wie die in Köln und in Neuss. Zu Liedberg hat Karl-Heinz Brand allerdings eine ganz besondere Beziehung. "Nicht weil ich beim Vennen-Wirt meinen Sechzigsten gefeiert habe. Nein, das nicht. Ich habe hier als kleiner Junge ganz toll gespielt", erinnert sich der "Räuber-Chef" und lädt die NGZ-Leser zu einer Zeitreise in seine Kindheit ein.
Vom Sandbauernhof aus schlendert Karl-Heinz Brand durch die schmale Gasse in Richtung Altes Brauhaus. Idylle pur. Der historische Ort hat eines seiner schönsten Sommerkleider übergestreift. Bunte Blumen blicken dem "Räuber"-Chef entgegen, eine schwarz-weiße Katze lugt hinter einem Mäuerchen hervor, während er die Schlossstraße ansteuert. "Hier hat Oma Margarete gewohnt", sagt er und zeigt auf eines der Fachwerkhäuser und geht zielstrebig auf die Nummer 25 zu. Seine Augen suchen nach einem aktuellen Namenschild. Vergeblich. Er greift nach dem Türklopfer. Nichts. "Schade." In Gedanken versunken murmelt er: "Das Haus steht wohl zum Verkauf."
Karl-Heinz Brand setzt sich für einige Minuten auf den Gehweg. Er genießt die mittägliche Stille. Sein Blick schweift über den historischen Marktplatz. Er sucht den Weg zur Schlosskapelle. Dann zupft er verlegen an seiner Gitarre: "Das ist wohl der Liedberg Blues."
Im Haus von Oma Margarete hat zunächst auch seine Mutter gewohnt, bis Christel Malzkorn einen Bäcker aus Rubbelrath heiratete. Trotz neuer Adresse war der kleine Karl-Heinz fast täglich in Liedberg anzutreffen. Seine Mutter schaute nach Oma Margarete und versorgte noch einige Tanten. Für den Knirps wurde der Ort zum großen Spielplatz: "Das war schon toll. Hier konnte man einfach viel machen." Bei dem Gedanken an seine unbeschwerte Kindheit huscht ein Lächeln über sein Gesicht. "Ich war ein ganz ängstliches Kerlchen", gesteht der "Räuber"-Chef, der heute Menschenmassen begeistert und aus dem Stand zum Schunkeln und Mitsingen bringt. Fremde waren ihm damals nicht geheuer. "Das war überhaupt nichts für mich. Da habe ich mich regelmäßig unter dem langen Rock meiner Mutter verkrochen." Und auf dem Weg hinauf zum Schloss verrät er: "Die haben alle gedacht, ich werde mal so ein richtiges Problemkind." Doch die Sorge war völlig unberechtigt. "Als ich in die Schule kam, hat sich das alles schlagartig geändert." Zu seinen Lieblingsplätzen gehörten aber nach wie vor die Kastanienallee vor Schloss Dyck und der Haag. "Da gibt es eine riesige Sandgrube. In der haben wir Weitsprung geübt." Um das Pfadfindergrab machte er allerdings immer einen großen Bogen. "Ich war nie drinnen, der Ekel vor Spinnen und Kröten war stärker als meine Neugier."
Das Schloss war damals wie heute verriegelt, der Mühlenturm war nicht begehbar. Die 102 Stufen bis zur Aussichtsplattform legt der 61-Jährige jetzt erstmals zurück. Sein Kommentar: "Isset hier schön." Nach seinem ersten Kuss gefragt, rückt er zunächst seinen schwarzen Hut zurecht. Der Vollblutmusiker, der 1991 seinen Beamtenstatus aufgab, um "De Räuber" zu gründen, will Zeit gewinnen. "Ich muss überlegen." Doch dann gibt's noch eine Antwort: "Das war in Selikum am Kapellchen, ich war 15 und sie hatte so schöne Augen." Heute hat "Kalla" Brand nur Augen für seine Elli: "Wir sind schon über 40 Jahre zusammen, 1974 haben wir uns im Nikolauskloster getraut . . ."