Sportlerwahl Der Kreisläufer im Dauereinsatz spielt eine überragende Saison

Neuss · Denkt Philip Schneider an Samstagabend, wenn es in ganz sicher proppenvoller Hammfeldhalle gegen die HSG Rheinbach-Wormersdorf um den Aufstieg in die 3. Liga geht, überkommt den Kreisläufer des Handball-Oberligisten Neusser HV schon ein leichtes Kribbeln. "Natürlich bin ich nervös", sagt er, "aber das ist auch gut so. Diese Anspannung brauche ich nämlich für mein Spiel."

 Torgefährlich: Wenn Philip Schneider den Ball am Kreis erhält, schließt er seine Angriffe mit hoher Trefferquote ab.

Torgefährlich: Wenn Philip Schneider den Ball am Kreis erhält, schließt er seine Angriffe mit hoher Trefferquote ab.

Foto: L. Hammer

Die Aufstiegsparty würde seine schon jetzt herausragende Saison krönen. "Wenn es einer aus der Mannschaft verdient hat, dann er", stellt sein Trainer René Witte fest: "Denn zum einen erhält er sowohl im Angriff als auch in der Abwehr die meisten Spielanteile. Zum anderen spielt er eine überragende Saison, und dies als Kreisläufer, einer Position, wo du abhängig bist von den Anspielen deiner Teamkollegen." Ähnlich sehen das ganz offensichtlich auch die Leser der Neuß-Grevenbroicher Zeitung und haben den 23-Jährigen mit großem Vorsprung zum "Sportler des Monats April" gewählt. Das wiederum findet Philip Schneider "mega-cool". Das mit dem Torewerfen, erklärt der "Nüsser Jong", sei noch nie sein Problem gewesen, "aber erst unter René Witte habe ich gelernt, die Angriffe mit einer Trefferquote von um die 80 Prozent abzuschließen."

Dass aus ihm mal ein überaus brauchbarer Kreisläufer werden würde, war freilich klar. Schon sein Vater Dr. Friedbert Schneider hatte es auf dieser so undankbaren und körperlich extrem fordernden Position zu höchster Kunst gebracht, war, kurioserweise vor fast genau 30 Jahren, mit dem TSV Bayer Dormagen in die 2. Bundesliga aufgestiegen. "Natürlich reden wir viel über Handball, aber ich habe ihn selber leider nie spielen gesehen", sagt der Sohnemann, der sich für das Rückspiel gegen HSG Rheinbach-Wormersdorf ein größeres Polster als die zwei Tore vom 23:21-Sieg im ersten Duell gewünscht hätte. "Dann wäre der Druck jetzt nicht ganz so hoch gewesen."

Genau diesen Druck verwendet der Coach freilich als zusätzliche Motivationsspritze: "Wir sind Meister, Pokalsieger, Mannschaft des Jahres in Neuss und stellen aktuell zum dritten Mal den 'NGZ-Sportler des Monats'. Doch wenn wir heute nicht aufsteigen, ist das alles nichts wert." Bei seinem Musterschüler rennt er damit offene Türen ein. Der hätte nach dem knappen Erfolg am vergangenen Samstag in Rheinbach nämlich am liebsten sofort das Rückspiel in Angriff genommen. "Ich will unbedingt in die 3. Liga, darauf arbeite ich schon die ganze Saison hin!"

Da trifft es sich ausgesprochen gut, dass der in der Ausbildung zum Bankkaufmann stehende Handballer in der Sparkasse Düsseldorf einen verständnisvollen Arbeitgeber hat. "Da werde ich gut unterstützt. Wenn ich mal früher gehen musste, war das bisher nie ein Problem." Im November steht für ihn und seine Kollegen zunächst die schriftliche Prüfung an, im Januar dann die mündliche. Danach ist ein Studium fest eingeplant. "Was genau, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, ist ja noch ein Weilchen hin. Aber es wird irgendwas in Richtung Wirtschaft sein."

Im Moment ist da eh nur Platz für den Handball und das große Ziel 3. Liga. Ein Traum. "Ich denke, die Halle wird gut voll sein, die Leute haben uns ja schon die ganze Saison über super unterstützt." Den letzten Abend vor dem Finale hat er natürlich mit der Mannschaft verbracht. Auf dem Plan stand ein wenig Taktik, ein lockeres Spielchen — nichts Aufregendes mehr. Davon könnte es heute ab 18.30 Uhr schließlich mehr als genug geben. Aber Philip Schneider freut sich auf das Match. "Das ist das Spiel des Jahres!" Konstanze Kort aus Neuss hat den Trainingsgutschein im Wert von 50 Euro der medicoreha Neuss gewonnen.

(NGZ/ac)
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