Lokalsport Der HTC-Show fehlt nur das Happy End

Neuss · Der in der Hallenhockey-Bundesliga West um den Klassenverbleib spielende Aufsteiger aus Neuss bietet dem Deutschen Meister Rot-Weiß Köln einen großen Kampf und verpasst beim 6:7 eine faustdicke Überraschung nur um Haaresbreite.

 Kampf um wirklich jeden Ball: Jan Mausberg (l.) im verbissenen Duell mit dem Kölner Florian Scholten in der mit knapp 400 Zuschauern besetzten Stadionhalle an der Jahnstraße.

Kampf um wirklich jeden Ball: Jan Mausberg (l.) im verbissenen Duell mit dem Kölner Florian Scholten in der mit knapp 400 Zuschauern besetzten Stadionhalle an der Jahnstraße.

Foto: Andreas Woitschützke

Deutscher Meister gegen den mit aller Macht gegen den Abstieg spielenden Neuling - im Duell des in dieser Saison bislang ungeschlagenen Tabellenführers RW Köln mit dem Kellerkind HTC SW Neuss schien es allenfalls um die Höhe des Sieges der Gäste aus der Domstadt zu gehen. Doch glücklicherweise kommt es auch in der Hallenhockey-Bundesliga West manchmal ganz anders als man denkt. Und so bot der Außenseiter dem turmhohen Favoriten energisch die Stirn, lag zur Halbzeitpause mit 3:2 vorne und unterlag am Ende nur mit 6:7.

Überraschend dabei: Schwarz-Weiß begegnete den ausschließlich mit Auswahlspielern besetzten Gästen über fast 60 Minuten auf Augenhöhe. Kölns Coach André Henning fand sogar: "Wir können uns bei unserem Torhüter Nicolas Hillmann bedanken, dass wir in der ersten Hälfte nicht deutlicher in Rückstand geraten sind. Da fand ich Neuss besser. Die Führung war verdient." Stimmt. Die Hausherren begannen ungemein druckvoll und konzentriert: In der neunten Minute nutzte der überragende Sebastian Draguhn nach einer Hereingabe von Steven Dühr gleich die erste Strafecke zur verdienten Führung. Nur Sekunden später scheiterte der starke Philipp Weide alleine vor dem Tor noch an Hillmann, doch kurz darauf legte er seinem polnischen Nationalmannschaftskollegen Tomasz Górny bei der zweiten Strafecke den Treffer zum 2:0 (10.) auf. Nach zwei weiteren - allerdings ausgelassenen - Chancen, das Ergebnis per Ecke sogar auf 4:0 zu erhöhen, hatte Henning erstmal genug und suchte seine sichtlich irritierten Schützlinge in einer Auszeit neu aufzustellen. Das gelang zwar einigermaßen, doch obwohl Florian Scholten (18.) und Marco Miltkau (26./Ecke) zum Ausgleich trafen, blieb Neuss stets gefährlich - erstklassige Möglichkeiten durch Carsten Merge (18.) und Sebastian Draguhn (22./Ecke) - und zog durch ein Tor des von Steven Dühr und Jan Mausberg mustergültig in Position gebrachten Philipp Weide zu Recht mit 3:2 (28.) in Front. Erst mit Beginn des zweiten Abschnitts schien sich die unbestritten größere Qualität des Titelkandidaten durchzusetzen. "Da haben wir für rund eine Viertelstunde die Übersicht verloren", räumte HTC-Trainer Matthias Gräber ein. Rot-Weiss nutzte das, um durch zwei Tore von Joshua Delarber (33./34.) zunächst mit 4:3, und nach dem zwischenzeitlichen 4:4 (38.) des extrem präsenten Sebastian Draguhn (wird am Freitag 34), durch weitere Treffer von Christopher Rühr (40./Ecke) und Benedikt Swiatek (42./Ecke) erstmals mit zwei Toren Differenz in Führung zu gehen (6:4). Doch die unerwartet starke Gegenwehr des Neulings, der vor knapp 400 Zuschauern seine mit Abstand beste Saisonleistung zeigten, zehrte an den Nerven der ungeduldigen Gäste. So sah Nationalspieler Christopher Rühr wegen Meckerns erst die Grüne und dann die Gelbe Karte (Zeitstrafe).

Schwarz-Weiß ließ sich einfach nicht abschütteln, kam durch Ivo Otto auf 5:6 (47./Ecke) heran und schnupperte, nachdem wiederum Sebastian Draguhn Kölns Tor zum 7:5 (Jan Alex/49.) nach feiner Energie- und Einzelleistung mit dem 6:7 (51.) beantwortet hatte, endgültig an der Überraschung. Und es war so knapp! Acht Minuten vor Schluss gab Ivo Otto bei der siebten Neusser Strafecke eine Salve aufs rot-weiße Gehäuse ab, scheiterte aber an Hillmann. Dass es schließlich doch nichts wurde mit dem "verdienten Punkt" (Gräber), kümmerte das begeisterte Publikum in der Stadionhalle wenig, zum Abschied gab es stehende Ovationen. Die Spieler haderten indes mit dem Schicksal. So bilanzierte Sebastian Draguhn stellvertretend für alle: "Wenn du schon mal einen Tag erwischst, an dem alles klappt, dann willst du auch was Zählbares mitnehmen."

(NGZ)
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