Björn Otto im Interview „Der ganz große Druck ist weg“

Die WM in Berlin ist für alle deutschen Top-Leichtathleten das große Ziel dieses Jahres. Björn Otto vom TSV Bayer Dormagen hat einen wichtigen Schritt auf dem Weg dorthin gemacht. Der 31 Jahre alte Stabhochspringer wurde am Mittwoch beim Meeting in Ingolstadt mit 5,70 Meter Zweiter und erfüllte damit die WM-Norm (die NGZ berichtete). Das hatte vorher nur Malte Mohr vom TSV Bayer Leverkusen mit 5,80 Meter geschafft, Alexander Straub von der LG Filstal siegte in Ingolstadt höhengleich mit dem Dormagener. NGZ-Sportredakteur David Beineke sprach mit Björn Otto über den bisherigen Saisonverlauf und seine Zukunftspläne.

Herr Otto, welche Bedeutung messen Sie dem Umstand bei, dass Sie die WM-Norm schon in der Tasche haben?

Björn Otto Angesichts der Tatsache, dass es mit dem Meeting in Biberach und mit der Deutschen Meisterschaft in Ulm nur noch zwei Wettbewerbe gibt, bei denen wir Stabhochspringer die WM-Norm abliefern können, ist das schon enorm wichtig. Der ganz große Druck ist erst einmal weg und ich kann mir in Ruhe angucken, was die Konkurrenz so macht.

Apropos Konkurrenz. Die etablierten Stabhochspringer der vergangenen Jahre haben die WM-Norm noch nicht geschafft. Rechnen Sie noch mit Lobinger, Ecker und Co.?

Otto Von mir aus kann es gerne so bleiben. Aber ich schätze schon, dass sich da noch etwas tun wird. Allerdings wird die Zeit für die anderen jetzt immer knapper. Wenn sie jetzt auch noch Pech haben und in Biberach schlechte äußere Bedingungen herrschen, wird es ganz eng. Deswegen bin ich so froh, dass ich mir darum keine Gedanken mehr machen muss.

Dabei haben Sie vor Ingolstadt eine schwere Zeit durchgemacht.

Otto Genau, ich musste zwei Wettkämpfe wegen muskulärer Probleme in den Beinen ausfallen lassen. Solchen Stress kann man in einer so wichtigen Saisonphase eigentlich überhaupt nicht gebrauchen. Aber mit Hilfe meines Arztes und meines Physiotherapeuten habe ich das gut in den Griff bekommen, wie meine Leistung in Ingolstadt zeigt.

Auch ein Indiz dafür, dass Sie in der Vorbereitung gut gearbeitet haben.

Otto Wir waren zum wiederholten Male mit einer Trainingsgruppe in San Diego, wo einfach optimale Bedingungen herrschen. Hinzu kam, dass etliche Weltklasse-Athleten wie zum Beispiel der Olympia-Zweite Toby Stevenson vor Ort waren, mit denen man sehr gut trainieren konnte. Dass sich meine Form ganz gut entwickelt, habe ich schon gesehen, als ich dort bei einem Wettkampf aus einem kurzen Anlauf heraus schon 5,51 Meter gesprungen bin. Zurück in Deutschland habe ich dann bei schlechten Bedingungen das Marktplatzspringen in Recklinghausen mit 5,53 Meter gewonnen, das war für den Anfang auch okay.

Wie sieht die weitere Saisonplanung aus, ist alles auf die Weltmeisterschaft ausgerichtet?

Otto Zunächst liegt der Fokus voll auf den Deutschen Meisterschaften Anfang Juli, denn erst dort wird sich ja endgültig entscheiden, welches Trio Deutschland bei der WM vertreten wird. Für die, die es nicht schaffen, geht es natürlich ganz anders weiter als für die Qualifizierten. Da lässt sich nicht viel planen. Ich hoffe natürlich, dass ich dabei bin, weil eine solche Großveranstaltung im eigenen Land schon etwas ganz Besonderes ist. Auch wenn ich 2007 in Osaka schon mal bei einer Freiluft-WM dabei war.

Sie sind jetzt 31 Jahre alt. Spielen da in Ihren langfristigen Planungen die Olympischen Spiele 2012 eine Rolle?

Otto Selbstverständlich habe ich Olympia im Hinterkopf. Es ist nach wie vor ein Traum von mir, da mal zu starten. Aber das ist noch verdammt weit weg. Ob ich versuchen werde, mich für London zu qualifizieren, hängt stark davon ab, wie sich die nächsten Jahre entwickeln und wie der Körper mitspielt. Ein, zwei Jahre möchte ich auf jeden Fall noch weitermachen. Am besten ist es, sich diesem Thema Schritt für Schritt zu nähern.

(NGZ)
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