Radsport Der Bahnvierer möchte an große Zeiten anknüpfen

Rhein-Kreis · Heute startet in Frankreich die Bahnrad-WM. Nils Schomber kann eine große Tradition des Rhein-Kreises fortschreiben.

 Das Team des Bund Deutscher Radfahrer vor der Bahnrad-WM in Versailles. Mit dabei: der Grevenbroicher Nils Schomber (weiße Jacken 3.v.r.).

Das Team des Bund Deutscher Radfahrer vor der Bahnrad-WM in Versailles. Mit dabei: der Grevenbroicher Nils Schomber (weiße Jacken 3.v.r.).

Foto: BDR

Zuletzt war der Bund Deutscher Radfahrer(BDR) mit seinem einstigen Flaggschiff nicht mal mehr bei den Olympischen Spielen in Peking und London vertreten. Doch wenn heute im französischen Saint Quentin en Yvelines nahe Paris die Weltmeisterschaften im Bahnradsport beginnen, zählt der einst so stolze Bahnvierer wieder zu den Hoffnungsträgern des BDR. Mit dabei im Aufgebot von Ausdauer-Bundestrainer Sven Meyer: der beim VfR Büttgen ausgebildete Grevenbroicher Nils Schomber.

Der 20-Jährige stellte im November beim Weltcup in Guadalajara/Mexiko zusammen mit Theo Reinhardt, Leon Rohde und Henning Bommel in 3:57,507 Minuten einen neuen Deutschen Rekord auf. Das Team ist derzeit Dritter der Weltrangliste hinter den seit Jahren dominierenden Vierern aus Australien und Großbritannien. Weshalb in der morgigen Entscheidung ein Podestplatz nicht unmöglich erscheint: "Unser Minimalziel ist eine Platzierung unter den besten Acht, um weiter Punkte für die Olympia-Qualifikation zu sammeln. Unser eigentliches Ziel ist es aber, das kleine Finale zu erreichen und da dann eventuell um eine Medaille zu fahren - das wäre ideal", sagt Meyer.

Wen von seinen acht Fahrern - neben Nils Schomber weitere sechs vom Team rad-net Rose, dessen Sportlicher Leiter Meyer auch ist - der Bundestrainer mit dieser Mission betraut, will er morgen erst kurz vor dem ersten Vorlauf entscheiden. Denkbar ist auch, dass er die einzelnen Läufe mit unterschiedlichen Besetzungen bestreitet. Den ebenso breit aufgestellten wie jungen Kader - außer Henning Bommel (31) sind alle anderen Fahrer jünger als 24 Jahre - sieht er als großen Vorteil an: "Der Kern arbeitet seit 2012 auf die Olympischen Spiele 2016 hin. Es gibt uns ganz andere Möglichkeiten, ein Team zu formen", sagt Meyer, in dessen Planungen Nils Schomber eine feste Größe darstellt. Der Grevenbroicher, der zum "Olympia-Perspektivteam 2016" des Rhein-Kreises gehört, musste über den Jahreswechsel wegen Kniebeschwerden eine Trainings- und Wettkampfpause einlegen. "Den Rückstand habe ich inzwischen aufgeholt", sagte er vor der Abreise nach Frankreich.

Mit einer Medaille könnten der Vierer, aber auch Schomber an eine große Tradition anknüpfen: 15 Mal ging der WM-Titel seit 1962 nach Deutschland (davon fünf Mal an die ehemalige DDR). An vieren war der Rhein-Kreis beteiligt: Der Büttgener Günther Schumacher wurde 1970 (mit Günter Haritz, Peter Vonhof und Ernst Claußmeyer), 1972 (mit Vonhof, Haritz und Hans Lutz, dem Schwiegersohn des kürzlich verstorbenen Peter Kirchhartz), 1974 und 1975 (mit Vonhof, Lutz und Dietrich Thurau) Weltmeister, außerdem 1977 Zweiter. Auch bei der Bronzemedaille 1971 war der VfR Büttgen vertreten - durch Udo Hempel, der ein Jahr später gemeinsam mit Günther Schumacher Olympiasieger wurde. "Wenn man die Tradition betrachtet, gehört Deutschland einfach in die Weltspitze", ist Sven Meyer deshalb überzeugt. Der letzte Titelgewinn liegt freilich schon 15 Jahre zurück - 2000 durch Guido Fulst, Sebastian Siedler, Daniel Becke und Jens Lehmann - die letzte Medaille (Silber) gab es 2002. Vielleicht ändert sich das ja morgen - und vielleicht ist der Rhein-Kreis wieder dabei.

(NGZ)
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