Tischtennis Als Neuss noch in der Zweiten Liga spielte

Neuss · Der 1. Neusser TTC Nordtadt wird 80 Jahre alt –und hat als ältester Tischtennisklub der Stadt schon weitaus bessere Zeiten erlebt.

 Steht symbolisch für die gute Jugendarbeit, die beim 1. NTTC lange Zeit betrieben wurde:  Norbert Schagun schaffte es aus dem eigenen Nachwuchs bis in die Zweite Bundesliga.  Foto: Archiv

Steht symbolisch für die gute Jugendarbeit, die beim 1. NTTC lange Zeit betrieben wurde:  Norbert Schagun schaffte es aus dem eigenen Nachwuchs bis in die Zweite Bundesliga. Foto: Archiv

Foto: red

Er ist der erste Tischtennisverein, den es in Neuss gab und er war lange Zeit auch der mit Abstand erfolgreichste. Vor 80 Jahren wurde der Neusser Tischtennisclub gegründet. Seit der Fusion mit der DJK Nordstadt im Jahr 1971 ist der Verein als 1. Neusser TTC Nordstadt 38 in der Stadt, im Land, im Bundesgebiet und sogar international bekannt geworden. Immerhin spielte der Club in den 1980er Jahren sowohl mit den Männern als auch mit den Frauen in der Zweiten Bundesliga und war jahrelang Ausrichter eines internationalen Turniers, bei dem regelmäßig die Spitze Europas anwesend war. Heute im Jubiläumsjahr schauen langjährige Vereinsmitglieder etwas wehmütig auf diese Zeiten zurück. Der Club hat viele magere Jahre hinter sich und spielt mit der ersten Herrenmannschaft aktuell nur in der 1. Kreisklasse.

Das war einmal anders, in Zeiten als die Nordstädter das Aushängeschild für den Tischtennissport im Rhein-Kreis waren. Der sportliche Boom begann in den 1960er Jahren. Vor allem im Jugendbereich gehörten die Neusser schnell zum Besten, was der Westen zu bieten hatte. 1969 wurden Peter Schmitz, Horst Tümmers und Manfred Hauch Westdeutscher Schülermeister. Immer mehr talentierte Spieler wechselten zu den Neussern, die von Johannes Dimmig, dem späteren Bundesliga-Trainer von Borussia Düsseldorf, trainiert wurden, der von 1974 bis 1977 den Verein auch als Vorsitzender führte. Durch den Trainer Hans Jazyk und Jugendwart H.G. Tives wurde der Jugendbereich zum Paradestück des Vereins. Im Jahr 1979 folgte der nächste große Erfolg bei den Jungen. Die Mannschaft mit Norbert Schagun, Wolfgang Gäb, Joti Siantidis, Peter Mikitisin, Hermann Post und Ralf Schagun belegte zunächst den vierten Platz bei den Westdeutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaften, zwei Jahre später holten Dirk Kasper (fehlte bei der Endrunde), Norman Reich, Norbert Vennen, Axel Theis, Ralf Menke und Heinz Peter Jansen, Hermann Post und Ralf Schagun dann die Vizemeisterschaft.

Unter dem Vorsitz von Werner Arndt, der in diesem Jahr, ebenso  wie NTTC-Urgestein Klaus Kraus, 80 Jahre wurde, erlebte der Verein seine sportliche Glanzzeit. Die Erfolge der Jugend machten sich bald auch im Erwachsenenbereich bezahlt. In der Saison 1982/83 stieg der NTTC mit der ersten Herren-Mannschaft und Spielern wie Manfred Schillings, Meinolf Sprink und Kalle Walbaum in die Zweite Bundesliga auf. Ein Jahr später gelang dies auch dem Frauen-Team der Nordstädter. Auch in der Breite war der Verein zu dieser Zeit bestens aufgestellt. Von der untersten Kreisklasse bis zur 2. Liga waren die Neusser in jeder Spielklasse vertreten. Teilweise nahmen 28 Mannschaften am Spielbetrieb teil. Werner Arndt begründete in dieser Zeit, zusammen mit anderen Neusser Vereinen, das internationale Neusser Osterturnier, bei dem sich dann zahlreiche Welt- und Europameister regelmäßig ein Stelldichein in der zur Tischtennis-Arena umfunktionierten Eissporthalle im Südpark gaben. Dazu zählten die Schweden Jan-Ove Waldner und Jörgen Persson sowie die Doppel-Weltmeister Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner sowie weitere Spieler der Extraklasse, auch aus China und Japan.

Anfang der 1990er Jahre begann der langsame Abstieg. Die Mitgliederzahl sank, die Anzahl der Herren- und Frauenteams ging zurück. Mannschaften mussten aus höheren Ligen abgemeldet werden. Drei Jahre (von 1991 bis 1993) sprang Meinolf Sprink ein, der die glorreichen Zweitliga-Zeiten als Spieler selbst miterlebte. Es folgte Hans Wittke, der das Amt 1993 übernahm und den Verein bis 2013 zwanzig Jahre lang führte. „Mangelnde Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, macht es gerade den Einsparten-Vereinen schwer, sich weiter zu behaupten. Trotz guter Jugendarbeit und Erfolgen auf Kreis-, Bezirks- und Verbandsebene gelang es uns nicht, die besten Jugendlichen in die Erwachsenenmannschaften zu integrieren, so dass uns diese, wie zum Beispiel Balasz Hutter, der es bei anderen Vereinen bis in die 3. Liga schaffte, verließen“, sagt Wittke.

Seit 2013 hat ihn Rafael Piela an der Spitze abgelöst, der den Verein auch aktuell noch führt. Der Fall ging weiter über die Landesligen und die Bezirksebene bis hin zur 1. Kreisklasse, wo die Neusser derzeit spielen. Vielleicht gibt es aber im März wieder einen Grund zu jubeln. Aktuell sind die Neusser mit 18:0 Punkten Tabellenführer und streben den Aufstieg in die Kreisliga an. Und feiern konnten die Neusser Tischtennisspieler schon immer, egal auf welcher Ebene.

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