Hockey-Mädels aus Neuss Den Killerinstinkt wecken

Auch ohne Nationalspielerin Lina Geyer sieht sich Hockey-Zweitligist HTC SW Neuss für den Aufstiegskampf im Norden gewappnet. In der vergangenen Saison scheiterte Schwarz-Weiß noch knapp, doch dieses Mal stehen zwei Tickets fürs Oberhaus zur Verfügung.

 Nach ihrem Einsatz bei der U21-WM in Boston gönnt ihr Trainer Dariusz Musialowski noch einige Tage Pause, doch dann strebt Luisa Steindor (M.) mit dem HTC SW Neuss mit aller Macht gen 1. Bundesliga.

Nach ihrem Einsatz bei der U21-WM in Boston gönnt ihr Trainer Dariusz Musialowski noch einige Tage Pause, doch dann strebt Luisa Steindor (M.) mit dem HTC SW Neuss mit aller Macht gen 1. Bundesliga.

Foto: A. Woitschützke

Die Mission "Aufstieg in die 1. Bundesliga" begann für die Hockey-Mädels des HTC Schwarz-Weiß Neuss mit einem Schock. Nach Lisa Hahn, die im Anschluss an die Hallenrunde zum UHC Hamburg gewechselt war — und dort prompt Deutsche Meisterin wurde —, verabschiedete sich mit Lina Geyer auch die zweite Nationalspielerin. Die 23-Jährige, am Samstag (11.30 Uhr) zum Auftakt der Europameisterschaft in Amsterdam mit Deutschland gegen Irland im Einsatz, schloss sich dem Lokalrivalen Düsseldorfer HC an, just jenem Team also, das den Neusserinnen den Aufstieg am letzten Spieltag aufgrund der um einen Treffer besseren Tordifferenz vor der Nase weggeschnappt hatte.

"Ein Riesenverlust", gibt Trainer Dariusz Musialowski zu. Doch der gebürtige Pole, Nachfolger des in der kommenden Saison beim Erstligisten RW Köln tätigen Markus Lonnes, trägt der Medizinstudentin nichts nach. "Sie ist der Empfehlung des Bundestrainers gefolgt, das kann ich nachvollziehen. Sie will im nächsten Jahr auch bei der WM in Argentinien dabei sein." Immerhin, so der Coach weiter, habe die Olympia-Teilnehmerin ihm versichert, dass sie für die Hallen-Saison zurückkehren werde.

Den Aufstieg auf dem Feld aber muss Schwarz-Weiß ohne seine beste Spielerin hinbekommen. Und darum sind drei frische Kräfte an Bord gegangen: Von der U21-WM in Boston, wo sie mit Frankreich den 14. Rang belegte, quasi direkt an die Jahnstraße kommt Marie Münch. Der Fachfrau für die Defensive, in der vergangenen Saison mit dem Deutschen Sportklub Düsseldorf (DSD) aus der Regionalliga abgestiegen, gewährt der Neusser Coach allerdings ebenso wie Luisa Steindor (mit Deutschland WM-Sechste) noch einige Tage Pause.

Vom Regionalligisten Crefelder HTC hat sich der SW Neuss gleich zwei Akteurinnen geangelt: Verena Fiolka und Nicole Heyen sind wie Marie Münch in der Abwehr oder im defensiven Mittelfeld am besten aufgehoben. Auf das Trio hält Musialowski große Stücke, damit könne die Mannschaft die Abgänge von Lina Geyer und Sophie Steindor (Studienaufenthalt in Südafrika) kompensieren, glaubt er. In diesem Zusammenhang verweist er auf das Beispiel Lisa Hahn. "Als sie ging, dachte jeder, dass jetzt alles vorbei sei. Aber dann haben die Mädels plötzlich sogar besser gespielt und eine tolle Rückrunde hingelegt." Noch allerdings drücke der Schuh im Sturm, "da bräuchten wir noch einen Kracher". Ein Wunsch, der freilich unerfüllt bleiben wird, und darum setzt der Trainer auf die Kraft der Psychologie: "Im Training arbeiten wir daran, dass die Mädels vor dem Tor noch entschlossener auftreten. Sie müssen das Tor machen wollen. Sie müssen einen Killerinstinkt entwickeln!"

Spielerinnen, die das draufhaben, sind rar — und wären für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten HTC sowieso nicht zu finanzieren. Doch verzichtet der Verein auch ganz bewusst auf teuren Input aus der Fremde. "Denn zur Rückrunde kommen die guten Mädels aus der B-Jugend dazu", weiß Musialowski. Die von Markus Lonnes trainierten Talente holten sich Anfang des Jahres die Deutsche Meisterschaft.

Am Freitag machte sich das Zweitliga-Team ins Trainingslager nach Nordwijk/NL auf. "Um an der Kondition zu arbeiten", kündigt der Coach schmunzelnd an. Die Vorbereitung muss stimmen, denn die Chance auf den Aufstieg ist so groß wie nie. Da die 1. Bundesliga aufgestockt wird, spielen die beiden Zweitliga-Vizemeister einen weiteren Aufsteiger aus. Und der Verlierer dieser Partie erhält im Duell mit dem Drittletzten der 1. Liga sogar noch eine zweite Chance.

(RP)
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