Historische Bauwerke in Korschenbroich: Datenautobahnen in früherem Altenheim

Glehn. Obwohl das Technologie-Zentrum Glehn an der Hauptstraße in den zurückliegenden 15 Jahren über das heimatliche Umfeld hinaus zu einem feststehenden Begriff wurde, sind bei den Glehnern die Erinnerungen an "ihr" ehemaliges klösterliches Krankenhaus und späteres Altenheim noch lange nicht verblasst. Zudem werden Passanten beim Anblick der 116 Jahre alten St.-Josef-Kapelle an jenes Jahrhundert erinnert, in dem die Chronik des Klosters der Armen Dienstmägde Jesu Christi zu Glehn geschrieben wurde.

Glehn. Obwohl das Technologie-Zentrum Glehn an der Hauptstraße in den zurückliegenden 15 Jahren über das heimatliche Umfeld hinaus zu einem feststehenden Begriff wurde, sind bei den Glehnern die Erinnerungen an "ihr" ehemaliges klösterliches Krankenhaus und späteres Altenheim noch lange nicht verblasst. Zudem werden Passanten beim Anblick der 116 Jahre alten St.-Josef-Kapelle an jenes Jahrhundert erinnert, in dem die Chronik des Klosters der Armen Dienstmägde Jesu Christi zu Glehn geschrieben wurde.

Die Erinnerungen an das ehemalige klösterliche Krankenhaus und spätere Altenheim sind in Glehn noch längst nicht verblasst: Vor 15 Jahren hielt die moderne Technik Einzug in das historische Gebäude, seither werden Unternehmer und Arbeitnehmer im Technologie-Zentrum fit für den Berufsalltag bemacht. NGZ-Foto: L. Berns

In jener Zeit fehlte im bäuerlichen Glehn ein Kindergarten, eine Schule für Mädchen und ein Krankenhaus. Das scheinbar unlösbare Problem nahm schließlich der Ritterguts-Besitzer Franz Weidenfeld in die Hand. Er verhandelte mit dem Orden der Armen Dienstmägde Jesu Christi in Dernbach. Unter der Bedingung, dass ein Kloster- und Schulgebäude vorhanden ist, sagte der Orden der Pfarre Glehn zu. Während die Zivilgemeinde den Bau einer vierzügigen Schule 1866 realisierte, stiftete Franz Weidenfeld im gleichen Jahr aus eigenen Mitteln das Kloster samt Inneneinrichtung.

Eigentümer des Klosters wurde die Katholische Pfarre St. Pankratius, die das historische Gebäude vor 15 Jahren durch Verpachtung einer neuen, zeitentsprechenden Nutzung zuführte. - Am 17. Oktober 1867 trafen die ersten drei Schwestern in Glehn ein, um im Kloster zur Ehre Gottes und zum Wohle des Nächsten ihre Arbeit aufzunehmen. Schwester Luitgardis unterrichtete eine Klasse mit 93 Kindern, während in Schwester Theresines Klasse 85 Kinder die Schulbank drückten. Im November 1867 wurde das Schwestern-Team um Schwester Albina, zuständig für die Krankenpflege, verstärkt.

Knapp ein halbes Jahr später wurde im Kloster die Nähschule eröffnet. Im Laufe des Jahres wurden dann 38 Kranke gepflegt und besucht und 27 Nachtwachen geleistet. Während im klösterlichen Krankenhaus im Schnitt jährlich bis zu 50 Kranke behandelt wurden, bewährten sich die Schwestern auch in der ambulanten Krankenpflege im Dorf. Dank des großen Spendenaufkommens konnte auch die St.-Josef-Kapelle gebaut werden. Im zehnten Jahr des Bestehens konnten dann hinter dem Haupthaus Schuppen und Stallungen sowie eine kleine Leichenhalle gebaut werden. Auch diese anfallenden Baukosten wurden von Wohltätern des Hauses übernommen.

Das klösterliche Gemäuer erlebte in den folgenden Jahrzehnten freudige, aber auch traurige Ereignisse und wahrhaftige Krankenhaus-Atmosphäre. Immerhin wurden auch Operationen von den Dienst tuenden Ärzten vorgenommen. Die Anzahl der Kranken stieg bis auf 125, im Dorf selbst pflegten die Schwestern bis zu 260 erkrankte Menschen pro Jahr. Obwohl sich die Zivil- wie auch die Pfarrgemeinde gegen eine Schließung des klösterlichen Krankenhauses aussprachen, musste der Orden wegen Nachwuchsmangel das Haus schließen.

So wurde 1962 aus dem Krankenhaus ein Altersheim, das für 32 alte Menschen zur Heimatstätte wurde. Die vorhandene Ambulanz wie auch der katholische Kindergarten wurden weiterhin von den Schwestern betreut. Bereits 16 Jahre später tauchten erste Erkenntnisse auf, dass aus wirtschaftlichen Gründen das Heim langfristig nicht weiter zu führen sei. Selbst der Kreis Neuss empfahl die Schließung. Öffentliche Zuschüsse wurden verweigert. Weitere sechs Jahre zogen ins Land, bis der Kampf um den Erhalt des klösterlichen Altersheims endgültig verloren war.

Am 2. Juni 1985 wurden die hilfreichen Schwestern, die in Glehn viele Freunde fanden, offiziell von der Pfarre St. Pankratius verabschiedet. Die Zukunft, in Form des Technologie-Zentrum Glehn GmbH, hielt ihren Einzug. Der Kreis Neuss ist Mehrheitsgesellschafter dieser Einrichtung, der seit 1986 Unternehmer und Arbeitnehmer in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung des Kreises "fit" für den Markt der Zukunft macht. Kontinuierlich hat das "TZG" sein Weiterbildungsprogramm ausgebaut und den Erfordernissen des Marktes angepasst.

In den ehemaligen Altenwohnstätten bestimmen jetzt Datenautobahnen, elektrische Kommunikations-Technologien und virtuelle Welten das Tagesgeschehen. Dennoch ziert eine holzgeschnitzte St.-Josef-Figur den Schreibtisch des TZG-Geschäftsführers Hirnstein, der übrigens das benachbarte Pesch seine Heimat nennt. Ob am Hagelkreuz oder am Kemper Weg, ob in Schlich oder an der Wolfstraße, die Glehner haben "ihr Krankenhaus", die segensreiche Arbeit der Schwestern vom Orden der Armen Dienstmägde Jesu Christi, nicht vergessen. P. Mabe

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