TSV Bayer Dormagen "Das Spiel wird im Kopf entschieden"

Von Volker Koch

Von Volker Koch

"Endspiele" hatte der TSV Bayer Dormagen schon reichlich in dieser Saison, doch Mittwoch Abend steht das ultimative auf dem Programm: Nur ein Sieg zählt für den Tabellendrittletzten, wenn um 20 Uhr die Magdeburger Frank Lemme und Bernd Ulrich die Partie in der ausverkauften Rattenfängerhalle zu Hameln anpfeifen, um noch die Chance auf den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga zu wahren. Zeigt, wo es Mittwoch Abend langgeht: Dormagens Kapitän Jacek Bedzikowski.

Die Konstellation ist einfach: Gewinnt der TSV Bayer Dormagen Mittwoch Abend bei der SG Hameln, muss er darauf hoffen, dass die jeweils einen Punkt besser gestellten TuS Nettelstedt und ThSV Eisenach ihre gleichzeitig anstehenden Partien in Kiel und Willstätt verlieren. Dann können sich die Chemiestädter am Sonntag (15.30 Uhr) mit einem Sieg über die HSG Wetzlar den zur Teilnahme an der Relegation berechtigenden 16. Tabellenplatz sichern - egal, wie die beiden Kontrahenten ihre Heimspiele gegen Wallau-Massenheim und Solingen gestalten.

Verliert der TSV Mittwoch Abend und gewinnt am Sonntag, kann er nur noch darauf hoffen, dass Nettelstedt und Eisenach keine zwei Punkte mehr einfahren - denn bei ansonsten drei punktgleichen Mannschaften entscheidet das Torverhältnis, und das spricht eindeutig gegen die Dormagener. Dumm nur, dass auch die SG Hameln theoretisch noch absteigen kann, heute mindestens einen Punkt braucht, um auf der sicheren Seite zu sein.

Und da der Aufsteiger nach dem Schlusspfiff eine große Klassenerhalts-Party in der Rattenfängerhalle angesetzt hat, sagt Trainer Nicola Beslac ganz klar: "Wir wollen gewinnen, damit wir uns am Sonntag in Lemgo keine Sorgen mehr machen müssen." Er hält die Ausgangsposition für "sehr gut: Eine volle Halle und alle Mann an Bord, das sind keine schlechten Chancen", meint der Jugoslawe, der nach Michael Biegler und Jürgen Kloth bereits der dritte Trainer dieser Saison auf der Hamelner Bank ist. Unter seiner Regie holte die SG zwölf Punkte, einen mehr als der TSV mit Kai Wandschneider am Ruder - allerdings in 14 Spielen gegenüber elf des Dormageners.

Diese Erfolgsserie gibt auch Beslac zu denken: "Gegen Dormagen müssen wir mit voll konzentrierter Einstellung zur Sache gehen. Die haben zuletzt gute Ergebnisse erzielt - vielleicht ein, zwei Spiele zu spät." Volle Konzentration erwartet auch Wandschneider von seinen Schützlingen: "Vor allem in der Anfangsphase müssen wir sehr diszipliniert und kaltblütig auftreten", hat er im Abschlusstraining gestern Morgen seinen Spielern klar gemacht. Das hatte er extra vom Abend nach vorne gezogen, "so haben wir ein bisschen mehr Zeit zur Regeneration".

Die können vor allem die am Sonntag angeschlagen ins Spiel gegangenen Viktor Szilagyi und Henrik Andersson gut gebrauchen: "Beide machen wieder einen guten Eindruck", weiß der Trainer zu berichten; Szilagyi hatte schon gegen Großwallstadt trotz der Folgen seiner in Lemgo erlittenen Gehirnerschütterung Akzente gesetzt, als Torschütze und auch mit seinen Anspielen auf Kreisläufer Robert Sighvatsson, Andersson war hingegen die Schwächung durch eine Scharlach-Erkrankung deutlich anzumerken. "Er hat nicht gut gespielt, weil ihm die Kraft fehlte", meint Wandschneider und hofft, dass mit einem wiederhergestellten Andersson "die Deckung wieder besser steht.

Da haben wir gegen Großwallstadt den Sieg verspielt, denn im Angriff hatten wir über 80 Prozent Trefferquote und nur zehn technische Fehler", hat er die Partie im Nachhinein ausgewertet. Als "Notnagel" könnte auch der verletzte Andreas Kottwitz wieder zum Einsatz kommen. Die schlecht funktionierende Deckung macht Wandschneider auch für die schwache Leistung beider Torhüter am Sonntag verantwortlich. Die könnten heute Abend entscheidend sein, denn Hamelns Daouda Karaboué war in den jüngsten Begegnungen in bestechender Form, hatte vor allem großen Anteil am SG-Sieg in Nettelstedt.

Bei den Feldspielern gilt das Hauptaugenmerk Damir Radoncic, Jovan Kovacevic und natürlich Nedeljko Jovanovic. Der sah zwar am Sonntag beim Hamelner 24:24-Remis beim HC Wuppertal nach einer Tätlichkeit in der Schlussminute gegen Zdenek Vanek die Rote Karte, doch die hat keine Auswirkungen auf die heutige Partie. Für Wandschneider steht eines schon vor dem Anpfiff fest: "Diese Partie wird nicht durch Technik oder Taktik, diese Partie wird alleine im Kopf entschieden."

Und da seien seine Spieler hochmotiviert. Da Handballer bekanntlich abergläubisch sind, noch ein Blick in die Statistik: Von seinen sieben Gastspielen in der Rattenfängerhalle gewann der TSV eines, in der Saison 95/96 mit 28:23. In Dormagen hatten sich dagegen die Hamelner durchgesetzt - wie auch in dieser Saison.

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