Handball Das Neusser Handballmärchen geht weiter

Essen · 200 mitgereiste Fans bejubeln den 30:28-Sieg bei TuSEM Essen II, mit dem der Neusser HV die Tabellenspitze der Oberliga verteidigt.

 Acht Tore von Simon Schlösser, der sich hier gegen Lukas Ellwanger, Marcus Bouali und Tim Westheider (v.l.) durchsetzt, waren der Schlüssel zum 30:28-Sieg des Neusseer HV bei TuSEM Essen II, der nach dem Schlusspfiff für Jubelstürme bei Spielern, Trainer (unten links) und Fans des NHV sorgte.

Acht Tore von Simon Schlösser, der sich hier gegen Lukas Ellwanger, Marcus Bouali und Tim Westheider (v.l.) durchsetzt, waren der Schlüssel zum 30:28-Sieg des Neusseer HV bei TuSEM Essen II, der nach dem Schlusspfiff für Jubelstürme bei Spielern, Trainer (unten links) und Fans des NHV sorgte.

Foto: NHV/Michael Jäger

Die Hammfeldhalle hat Abteilungsleiterin Petra Schürmann schon einmal vorsorglich gebucht. Dort könnte am späten Nachmittag des 12. Mai ein Handballmärchen wahr werden und der Neusser HV den Aufstieg in die Dritte Liga feiern.

Handball: Das Neusser Handballmärchen geht weiter
Foto: NHV/Michael Jäger

Die Möglichkeiten dazu hat der NHV weiterhin selbst in der Hand: Denn unter dem frenetischen Jubel von knapp 200 mitgereisten Fans setzten sich die Neusser im Gipfeltreffen der Oberliga Niederrhein mit 30:28 (Halbzeit 14:14) bei der Bundesliga-Reserve von TuSEM Essen durch und verteidigten ihre Tabellenführung. Geben sie in den nach der Osterpause folgenden vier Ligaspielen bis zum 27. April keinen (oder nur noch einen) Punkt ab, sind sie Meister und haben die Aufstiegsspiele gegen den Mittelrhein-Titelträger (derzeit HSG Rheinbach-Wormersdorf) erreicht – das Rückspiel wäre an jenem 12. Mai (16.30 Uhr) in Neuss.

Handball: Das Neusser Handballmärchen geht weiter
Foto: NHV/Michael Jäger

"Ich bin stolz auf diese Mannschaft", bekannte René Witte, nachdem er jeden einzelnen seiner Spieler auf dem Parkett der voll besetzten Sporthalle Margarethenhöhe geherzt und geküsst hatte. Doch der Trainer, mit dessen Engagement der Aufschwung des Neusser HV von der grauen Maus der Oberliga zum Aufstiegsanwärter untrennbar verbunden ist, ist Handballfachmann genug, um zu wissen: "Noch haben wir nichts erreicht."

Handball: Das Neusser Handballmärchen geht weiter
Foto: NHV/Michael Jäger

Mit einer Ausnahme: Mit einer begeisternden Vorstellung haben sie am Samstagabend mehr als nur eine Duftmarke gesetzt. Witte, sonst durchaus (selbst-)kritisch, traf den Nagel nach den sechzig hochdramatischen Minuten auf den Kopf: "Das war ein richtig gutes Handballspiel." In der Tat brauchte sich das zum "Endspiel" erklärte Gipfeltreffen der Oberliga nicht hinter vielen Drittliga-Partien zu verstecken. im Gegenteil: Voller Tempo, voller taktischer Finessen, mit wenig technischen Fehlern und – vor allem angesichts dessen, was auf dem Spiel stand – erfreulich wenig Härte auf beiden Seiten.

Eine Partie, die im Neusser HV einen zwar glücklichen, aber verdienten Sieger fand. Verdient, weil die Gäste ein Quäntchen mehr Biss, vor allem aber ein Quäntchen mehr Cleverness an den Tag legten als der TuSEM. Ausgerechnet, als sie in der Schlussphase nur zu Viert auf der Platte standen (Zeitstrafen für Kim Neuenhofen und Max Wilms), setzten sie die entscheidenden Nadelstiche in Form von Toren durch Andreas Mailänder (28:27) neunzig und Lukas Schlösser (29:27) 43 Sekunden vor dem Abpfiff. Um so erstaunlicher, als die Essener vor den Augen von Manager Stefan Krebietke und ihres ehemaligen "Mister Europacup" Klaus Schorn gleich fünf Spieler einsetzten, die auch zum Erstliga-Kader gehören.

Die Neusser setzten dem eine geschlossene Mannschaftsleistung entgegen, aus der zwei Akteure herausragten: Der nach der Pause für Nico Nothen (vier Paraden) eingewechselte Max Jäger parierte auch nur fünf Würfe, doch das waren solche, die ein Torhüter nicht unbedingt halten "muss". Und Andreas Mailänder lieferte sein vielleicht bestes Spiel im NHV-Trikot ab.

Sein Statement – "ich war froh, dass sie mich in Manndeckung genommen haben, denn ich war mit meinen Kräften am Ende" – zeigt, dass Mark Dragunski, der Ex-Nationalspieler auf der TuSEM-Bank, nicht immer die richtigen taktischen Entscheidungen traf. Ganz im Gegenteil zu René Witte. Der Taktikfuchs lehnt deshalb auch einen Umzug des Aufstiegsspiels in eine andere als die Hammfeldhalle ab: "Wir geben doch nicht unseren Heimvorteil aus der Hand. Erst mal müssen wir aber so weit kommen – und das wird schwer genug."

(NGZ)
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