Hockey Das gänzlich neue Neusser Hockey-Gefühl

Neuss · Trotz einer 1:4-Niederlage gegen das Starensemble von RW Köln verabschiedeten 250 Zuschauer den HTC SW Neuss gestern mit Beifall

 Verbissene Zweikämpfe: Sebastian Draguhn, Philipp Zeller und Philipp Weide (von links) schenkten sich gestern nichts.

Verbissene Zweikämpfe: Sebastian Draguhn, Philipp Zeller und Philipp Weide (von links) schenkten sich gestern nichts.

Foto: L. Berns

So unterschiedlich können Maßstäbe sein: Während 250 von der Herbstsonne verwöhnte Zuschauer den HTC Schwarz-Weiß Neuss trotz einer 1:4-Niederlage (Halbzeit 1:2) gegen das mit Weltmeistern und Olympiasiegern gespickte Starensemble des Deutschen Meisters Rot-Weiss Köln mit Beifall verabschiedeten, konstatierte Neu-Trainer Omar Schlingemann kurz und knapp: "Das war gar nichts, das war Sch....".

Der Niederländer, der nach den beiden Auftaktschlappen Andreas Bauch in der Verantwortung beim Bundesliga-Aufsteiger abgelöst hatte, bemängelte neben dem mangelnden Defensivverhalten seiner Schützlinge — "zwei der vier Gegentore waren vermeidbar", meinte auch Teammanager Stephan Busse — auch deren körperliche Verfassung: "Wenn die Jungs fitter wären, hätten sie heute auch so kämpfen und spielen können wie am Freitag."

Da hatten sie Vizemeister Uhlenhorst Mülheim, den Schlingemann für "einiges stärker" hält als den gestrigen Gegner, sensationell mit 6:2 besiegt (die NGZ berichtete). "Danach haben sie den Sieg gefeiert, sind spät schlafen gegangen und das hat man heute gemerkt. Das geht nur gut, wenn du richtig fit bist", sagt der 35-Jährige.

Der ein gänzlich neues Hockey-Gefühl an die Jahnstraße gebracht hat. Nicht nur, weil er die Trainingsintensität drastisch erhöht hat — selbst am Tag zwischen den beiden Bundesliga-Partien wollte Schlingemann trainieren lassen, was ihm Busse allerdings ausredete. Sondern auch, weil es von ihm während der 70 Minuten klare Anweisungen gibt — auf Englisch, damit auch die beiden Pakistani im Team wissen, was gespielt wird. Spieler, die sie nicht befolgen oder, wie gestern in der Schlussphase Philipp Weide, ihren Mund nicht halten können, beordert Schlingemann kurzerhand auf die Bank. Auf der es inzwischen etwas voller geworden ist, weil er auch Youngstern wie Alan Milstein oder Clemens Hüsch (beide 18) Spielanteile gibt und so die etablierten Kräfte ein wenig entlastet.

"Ich hätte nicht gedacht, dass die Veränderungen so schnell greifen", sagt Stephan Busse — schließlich liegt der Trainerwechsel gerade mal knappe drei Wochen zurück. Glückwünsche für diese Entscheidung nimmt der Teammanager frühestens am Saisonende entgegen, "dann, wenn wir unser Ziel geschafft haben und drin geblieben sind."

Eines der Schlüsselspiele dafür ist das nächste: Am Samstag (16 Uhr) sind die Schwarz-Weißen beim zwei Punkte schlechter gestellten Nürnberger HTC zu Gast. Bis dahin wird Omar Schlingemann seine Schützlinge wieder jeden Abend zum Training bitten: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagt der Niederländer. Dem gänzlich neuen Neusser Hockey-Gefühl zum Trotz — den Satz kennt man an der Jahnstraße.

(NGZ)
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