Lokalsport Crash Eagles auf dem Skaterhockey-Thron
Kaarst · Die Kaarster belohnen sich mit dem Meistertitel für eine Aufbauarbeit, die in dieser Sportart europaweit wohl einzigartig ist.
Es gibt wohl niemanden in Skaterhockey-Deutschland, der diesen Crash Eagles Kaarst den ersten Meistertitel seit 19 Jahren nicht gönnt - gut, die mit allen Mitteln kämpfenden Gäste aus Iserlohn, die den Kaarstern in drei Spielen wirklich alles abverlangten, seien hier im ersten Moment mal ausgenommen. Denn was die Kaarster mit ihrer Jugend- und Aufbauarbeit in dieser Randsportart in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt haben, sucht Deutschland- und wohl auch europaweit seinesgleichen. Vor 700 euphorisierten Zuschauern in der Stadtparkhalle haben die Adler mit dem 12:4-Sieg über die Samurai aus dem Sauerland in Spiel drei der Finalserie nun die Früchte dieser Arbeit geerntet - und es könnte passender kaum sein, dass sich wenige Stunden zuvor bereits die Junioren zum Deutschen Meister krönen.
"Das ist ein unfassbarer Tag für unseren Verein. Wenn man sieht, was hier alles entstanden ist, welche Unterstützung wir hier von den Fans und auch von Sponsoren bekommen. Das kommt alles mit dem Erfolg und dafür haben wir sehr hart gearbeitet", fasste Georg Otten, Trainer und Vereinsvorsitzender in Personalunion, überwältigt zusammen. Denn innerhalb von drei Jahren hat er seit seiner Übernahme aus einem Abstiegskandidaten ein Spitzenteam geformt. Ein Team aus Eigengewächsen wohlgemerkt, ein Team mit hoffnungsvollen Talenten aus der Umgebung und ein Team, für das der Skaterhockey vor dem Eishockey klar an erster Stelle steht. "Das ist im Prinzip noch genau die gleiche Mannschaft, mit der wir vor drei Jahren angefangen haben", stellt Otten fest.
Torwart Richard Steffen, mit seinen Paraden in Spiel zwei und drei einer der Helden dieser Meisterschaftssaison, erinnert sich: "Im ersten Jahr sind wir eigentlich nur am grünen Tisch in der Liga geblieben. Dann sind wir letztes Jahr schon Vizemeister geworden und in dieser Saison durch die Hauptrunde marschiert." Das Spiel am Sonntagabend sei für ihn wie im Film verlaufen: "Wir haben heute einfach alles rausgehauen, das war purer Willen. Das ist ein Gefühl, das im Moment noch unbeschreiblich ist." Ähnlich sieht es Thimo Dietrich, der in dieser Saison alles überragende Spieler in den Reihen der Adler: "Ich habe immer gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass wir zwei Heimspiele in einer Serie verlieren. Genauso sind wir heute auch aufgetreten." Der beste Spieler der Liga trug sein Team mit drei Toren und drei Vorlagen dabei auch im letzten Spiel auf seinen Schultern. Den Blick richtet er aber schon jetzt nach vorne: "Wir sind immer noch ein verdammt junges Team, die nächsten Spieler stehen bei den Junioren, die heute auch Meister geworden sind, schon bereit. Ich glaube, dass wir in den nächsten Jahren noch eine Menge Spaß miteinander haben werden." Das darf getrost als freundlicher Gruß an die Konkurrenz interpretiert werden.
Begeistert war auch die Kaarster Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus, die gemeinsam mit ihrem Mann schon seit 15 Jahren Mitglied im Förderverein der Eagles ist: "Wir gucken uns so viele Spiele an, wie wir können. Zwei Meisterschaften an einem Tag, das ist herausragend."
Als Gesicht des Erfolges bleibt dabei sicherlich Trainer Otten im Gedächtnis. Der ehemalige Eagles-Vorsitzende Wolfgang Dietrich gratulierte seinem Nachfolger mit einer Hommage an Kaiser Franz: "Herzlichen Glückwunsch, Herr Beckenbauer!" Schließlich ist Georg Otten der erste Mann in der Deutschen Skaterhockey-Geschichte, der sowohl als Spieler als auch als Trainer mit dem gleichen Verein die Meisterschaft feiern konnte. Spurlos sei das Ganze allerdings nicht an ihm vorbeigegangen, verrät der Erfolgscoach: "Ich mache jetzt seit drei Jahren Trainer und den Vorsitz und merke so langsam, dass ich an meine persönlichen Grenzen komme." Und daher hatten er und seine Eagles am Sonntagabend nur noch eines vor: "Wir trinken jetzt alle Fässer aus, die es in der Halle gibt." Und es gibt niemanden, der ihnen das an diesem Tag nicht gegönnt hätte.