Champion in zwei Sportarten Multitalent mit Schläger und Ball

Kaarst · Conrad Lehwalder spielt Floorball und Skaterhockey. Und hat kürzlich in beiden Sportarten Titel gewonnen: Mit der DJK Holzbüttgen wurde er Deutscher Meister, mit dem Nachwuchs der Crash Eagles Kaarst gewann er den Europacup.

 Kniet sich in jedem Match mächtig für seine Mannschaft rein: Conrad Lewahlder (82) im Pokalspiel des Floorball-Bundesligisten DJK Holzbüttgen gegen Dessau.

Kniet sich in jedem Match mächtig für seine Mannschaft rein: Conrad Lewahlder (82) im Pokalspiel des Floorball-Bundesligisten DJK Holzbüttgen gegen Dessau.

Foto: Andreas Klüppelberg

Es gibt Sportlerinnen und Sportler, die gewinnen nie eine Meisterschaft. Da können sie noch so talentiert sein und sich noch so anstrengen, für ganz oben reicht es einfach nicht. Und es gibt Sportler wie Conrad Lehwalder. Der gewann jüngst sogar zwei Titel in wenigen Wochen, eine Deutsche Meisterschaft und einen Europapokal. Und als wäre das nicht außergewöhnlich genug für einen 19-Jährigen aus Kaarst, hat er das auch noch mit zwei Vereinen in zwei Sportarten geschafft. Erst gewann er mit dem Floorball-Team der DJK Holzbüttgen den nationalen Titel, dann räumte er mit der U19 der Crash Eagles Kaarst im Skaterhockey international ab.

Zur Wahrheit gehört aber: So weit auseinander sind die Sportarten nicht. Beides wird mit Schläger und Ball gespielt, Spielfelder und Tore sind ähnlich groß, einige Regeln verwandt. Nicht zufällig sind beide beliebte Sommeralternativen für Menschen aus einem weiteren Sport: Floorball gilt als Eishockey auf Turnschuhen, Skaterhockey als Eishockey auf Rollen. Wobei es ganz so einfach dann doch nicht ist, wie Lehwalder weiß: „Ich brauche immer ein Viertel der Trainingszeit, um reinzukommen.“ Die Lauftechnik. Der Schläger. Die Taktik. „Im Skaterhockey wird meist tief gespielt und hinterhergerannt, beim Floorball wird langsamer aufgebaut.“ Das erinnert eher an Feldhockey. Hat er natürlich auch schon gespielt, ebenso wie Eishockey. „Hockey ist einfach meine Welt.“ Man glaubt es ihm.

 Conrad Lehwalder im Trikot der Crash Eagles Kaarst.

Conrad Lehwalder im Trikot der Crash Eagles Kaarst.

Foto: Eagles

Angefangen hat er auf Rollen. „Ich bin da reingeboren“, sagt er. Sein Vater Armin gehörte 1985 zu den Gründungsmitgliedern der Crash Eagles und nahm den Sohn früh mit. Mit fünf Jahren spielte der selbst, durchlief alle Altersklassen – mit entsprechenden Erfolgen. Zum Floorball kam er eher zufällig. Denn trotz der Nähe der Sportarten leben die beiden Klubs in Kaarst eher nebeneinander her. Erst mit 14 ging Lehwalder zum ersten Mal zur DJK. Der Kontakt kam über Mitschüler zustande. Also besuchte er einfach mal das Training und konnte gleich mithalten. „Ich hatte die Hand-Auge-Koordination vom Skaterhockey“, sagt er. Seitdem macht er beides, trainiert jeden Tag, bis zu sieben Mal die Woche, dazu kommen die Spiele mit teils weiten Fahrten. Und er ist auch schon Trainer. Ist das nicht etwas viel? „Überhaupt nicht, ich hatte immer Bewegungsdrang, bin keiner, der nur am PC sitzt.“ Künftig läuft das anders. Das Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium ist geschafft, danach folgte der Bundesfreiwilligendienst bei der DJK, nun geht es ans Studium. Deutsch und Sozialwissenschaften auf Lehramt sollen es sein. Da bleibt keine Zeit mehr, zwei Sportarten in Vollzeit zu spielen. Und etwas überraschend hat er sich für Floorball entschieden. Warum? „Da bin ich fest im Bundesliga-Team“, sagt er. Im Skaterhockey, wo es körperlicher zugeht, ist der Sprung zu den Erwachsen größer, für die Erste Mannschaft der Crash Eagles würde es wohl nicht reichen, wobei er nicht ganz aufhören will. Der Fokus liegt nun aber auf Floorball, da steht auch erst ein Titel. Und ausgerechnet bei der Meisterfeier saß er mit Corona zu Hause. „Mir blieb das Abschlussgefühl verwehrt. Das will ich noch mal erleben, ich will Titel gewinnen“, sagt Lehwalder, der ein anders Highlight aber erlebte: das Final-Four um den Pokal in Berlin. An beiden Tagen gab es vierstellige Zuschauerzahlen in der Max-Schmeling-Halle. Eine Seltenheit in den Randsportarten, die Conrad Lehwalder betreibt. Deswegen kann man damit auch kein Geld verdienen. In Skandinavien, Tschechien oder der Schweiz ist das im Floorball anders. „Nationalspieler können sogar davon leben“, sagt er. Ist das also auch sein Traum oder doch eher unrealistisch? „Beides“, sagt er lachend.

Geld gäbe es dagegen im Eishockey, aber da ist er trotz der Nähe seiner beiden Disziplinen nur Fan, geht zur DEG nach Düsseldorf. Umso schöner für ihn, dass die DEG-Profis vergangenes Jahr zu einer gemeinsamen Trainingseinheit bei der DJK vorbeikamen. Und hinterher begeistert waren, weil es den sportlichen Horizont erweitert hätte. Lehwalder sieht das ähnlich. Er würde sich generell mehr Austausch wünschen, auch zwischen Floorball und Skaterhockey: „Beide Sportarten sind fesselnd. Man kann beides verbinden. Oder wer beim einen vielleicht nicht mehr klarkommt, sollte ruhig mal zum Training bei den anderen gehen.“ Es muss ja nicht gleich sieben Mal die Woche sein.

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