Korschenbroich CDU analysiert Niederlage

Korschenbroich · Obwohl Lutz Lienenkämper den Wahlkreis gewonnen hat, herrscht bei der CDU nach der Wahl Katerstimmung. Die SPD setzte sich überraschend gut in Szene. Zu den Gewinnern gehören auch Liberale und Piraten.

 Viele rote Flecken im traditionell schwarzen Korschenbroich. In den Wahlbezirken Mitte/Bahnhof (1), Trietenbroich (3), Mitte (4), Kleinenbroich (10), Kleinenbroich Süd-West (12), Kleinenbroich-Gewerbegebiet (13), Rhedung (14), Eickerend (15) und Steinhausen (22) wurde die SPD stärkste Partei.

Viele rote Flecken im traditionell schwarzen Korschenbroich. In den Wahlbezirken Mitte/Bahnhof (1), Trietenbroich (3), Mitte (4), Kleinenbroich (10), Kleinenbroich Süd-West (12), Kleinenbroich-Gewerbegebiet (13), Rhedung (14), Eickerend (15) und Steinhausen (22) wurde die SPD stärkste Partei.

Foto: Rhein-Kreis

Die Union wurde für Korschenbroicher Verhältnisse bei der Landtagswahl am Wochenende vom Wähler ungewöhnlich deutlich abgewatscht. Lediglich in 13 von 22 Wahlbezirken konnte sich die CDU bei der Zweitstimme noch vor der SPD behaupten. Und das vielfach extrem knapp.

Auch wenn der erste Blick auf die Grafik die Christdemokraten noch in Sicherheit wiegt, der Schein trügt. Das hat der CDU-Stadtverbandschef und Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling längst erkannt. Er spricht von einem "bitteren Ergebnis": "Ich will zeitnah das Wählerverhalten analysieren und nach Gründen suchen."

Der NRW-Spitzenkandidat Norbert Röttgen konnte im Korschenbroicher Stadtgebiet nicht punkten. Das Wählerverhalten ist eindeutig: Sie verpassten Röttgen und der Union einen deutlichen Dämpfer — ein Denkzettel, von dem ganz klar die SPD profitierte. Dümpelten die Sozialdemokraten bei der Landtagswahl 2010 noch mit schlappen 25,3 Prozent vor sich her, jubelten sie im Stadtgebiet über deutliche 31,8 Prozent.

Bei der Kommunalwahl 2009 mussten die Sozialdemokraten im Stadtgebiet erdrutschartige Verluste schlucken — in einigen Wahlbezirken Korschenbroichs schaffte sie nicht einmal mehr die 20-Prozent-Hürde.

Besser wurde es schon mit der Landtagswahl 2010 und der NRW-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft. "Kraft hat uns Kraft gegeben", jubilierte dann auch SPD-Stadtverbandschef Albert Richter. Ein Wortspiel, das dem Kleinenbroicher große Freude bereitet, aber auch über viele Defizite vor Ort hinwegtäuscht. "Wir konnten bei den Zweitstimmen 31,8 Prozent einfahren", freute sich Richter und gab trotz aller Freude auch sein Erstaunen über das für sein Verständnis "extrem gute Abschneiden" preis. Die Sozialdemokraten sind auf dem Vormarsch. Das darf auch der politische Herausforderer in Korschenbroich nicht unterschätzen.

Wird Korschenbroich künftig rot? Eine Frage, die sich für die Stadt aber künftig nicht stellen wird. Die Ratskooperation von CDU und SPD funktioniert seit 2009. Heinz Josef Dick (CDU) spricht als neutraler Bürgermeister von "einer guten Zusammenarbeit". Allerdings will er diese Erfahrung nicht mit dem Ergebnis der Landtagswahl vermengt wissen. Die nächste Kommunalwahl ist 2014, die Bürgermeisterwahl folgt erstmals losgelöst 2015. Ob Heinz Josef Dick dann ein viertes Mal seinen Hut in den Ring werfen wird, ist offen. Die Frage beantwortet er wenig konkret: "Das ist noch lange hin."

Als Wahlsieger darf sich zu Recht die FDP feiern. Die Liberalen behaupteten sich in 22 Wahlbezirken 17-mal zweistellig. Ein klares Votum: Der Korschenbroicher will die Liberalen im Landtag sehen — wenn auch in der Opposition. Die Grünen freuen sich über leichte Zugewinne von einem Prozentpunkt. Ihnen könnten künftig die Piraten das Wasser abgraben. Sie holten auf Anhieb 7,8 Prozent der Zweitstimmen. Auf diese noch junge Partei muss sich der etablierte Politikbetrieb künftig auch auf dem Land einstellen.

(NGZ/url)
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