Tennis BW Neuss setzt weiter auf Spielertrainer

Neuss · Unter der Federführung von Marius Zay, Sascha Klör und Keven Deden hat sich die Zahl der Tennis-spielenden Jugendlichen beim TC Blau-Weiss Neuss verdoppelt. Auch in der Bundesliga soll das Trio wieder seinen Mann stehen.

 Marius Zay leistet in seiner Doppelfunktion gute Arbeit beim TC Blau-Weiss Neuss: "Seit wir hier sind, hat sich die Zahl der Jugendlichen im Klub verdoppelt."

Marius Zay leistet in seiner Doppelfunktion gute Arbeit beim TC Blau-Weiss Neuss: "Seit wir hier sind, hat sich die Zahl der Jugendlichen im Klub verdoppelt."

Foto: Andreas Woitschützke

Niederlagen machen Spaß. Sagen zumindest Kevin Deden, Sascha Klör und Marius Zay. Das Trio netter Jungs, vom TC Blau-Weiss Neuss vor anderthalb Jahren hauptsächlich als Übungsleiter für das Jugend- und Vereinstraining verpflichtet, musste in der vergangenen Saison auch in der Bundesliga 'ran. Nicht nur auf der Betreuerbank, sondern auf der roten Asche.

Bei ihren insgesamt zehn Einsätzen (fünf Einzel, fünf Doppel) holten sie nicht einen Punkt. Trotzdem sagt Kevin Deden mit Blick auf die am 29. Juni mit dem Heimspiel gegen Titelverteidiger Kurhaus Lambertz Aachen startende Spielzeit der Tennis-Bundesliga: "Ich freue mich drauf. Das ist jedes Mal ein Highlight." Dabei hatte der 29-Jährige ebenso wie die Kollegen Klör (28) und Zay (31) mit dem Tenniszirkus eigentlich schon abgeschlossen, als sie an der Jahnstraße anheuerten. Alle drei wollten sich auf ihre kurz zuvor eingeschlagene Trainerlaufbahn konzentrieren. Das tun sie nach wie vor, mit Erfolg, wie Marius Zay vorrechnet: "Seit wir hier sind, hat sich die Zahl der Jugendlichen im Klub verdoppelt. Und bei der U14 haben wir die drei Besten aus dem Tennisverband Niederrhein in unserer Trainingsgruppe." Langfristig sollen die Talente "irgendwann mal in die eigene Bundesliga-Truppe" hineinwachsen", sagt Zay.

Dem 17-Jährigen Jonas Heime, auch einer ihrer Schützlinge, ist das bereits gelungen. Teamchef Dietmar Skaliks hat ihn an Position 15 seines Kaders gemeldet. Ob er tatsächlich spielt, hängt in erster Linie vom Verlauf der Saison ab, in der die Neusser erneut nur den Abstieg vermeiden wollen. Auf jeden Fall, sagt Skaliks, soll von seiner Nominierung "eine Signalwirkung auf andere Jugendliche" ausgehen.

Solange die noch nicht im Bundesliga-Team auflaufen, müssen Deden, Klör und Zay 'ran. Und das vor allem gegen die Titelanwärter. Was paradox klingt, liegt an den Finanzen: "Wir können nicht in jedem Spiel mit der besten Mannschaft auflaufen", sagt Skaliks mit Blick auf den blau-weissen Etat, "wir müssen uns auf die Gegner konzentrieren, die schlagbar sind." Kontrahenten wie Aachen, Erfurt, Mannheim oder Halle könne der Immer-Noch-Rekordmeister (zehn Titel) auch in Bestbesetzung nicht bezwingen.

Die drei "Spielertrainer" wollen aus der Not eine Tugend machen: "Wir hängen uns voll 'rein", verspricht Sascha Klör. Dass das beinahe zu - für die Gegner unliebsamen - Überraschungen führen kann, zeigte das letztjährige Neusser Gastspiel in Aachen. Da zwangen Kevin Deden und Sascha Klör Spieler wie Simon Greul und Cedrik-Michael Stebe, beide auf der Weltrangliste zu diesem Zeitpunkt unter den besten 200 notiert, in den Champions-Tiebreak.

Das änderte zwar nichts an der 0:6-Niederlage der Blau-Weissen, brachte aber viel Anerkennung. "Deshalb jetzt aber bitte nicht gleich die Erwartungshaltung zu hoch hängen", sagt Marius Zay. Schließlich fehlt ihnen jegliche Spielpraxis in Turnieren, stattdessen "stehen wir jede Woche rund 50 Stunden zum Training auf dem Platz", sagt Sascha Klör. Ähnliches gilt für den neuverpflichteten Marc Meigel. Der 25-Jährige, der mit den Dreien befreundet ist, hat sich inzwischen auch aus dem Turnierzirkus zurückgezogen und betreibt in München eine Tennisschule. Was ihn nicht daran hinderte, in der Winterhallenrunde "pünktlich zu jedem Spiel da zu sein" (Klör) und den Neussern zum Titel in der Niederrheinliga zu verhelfen. Dass die Anforderungen in der Bundesliga um einiges höher liegen, dessen ist sich das Quartett bewusst. "Aber der Marc ist noch wesentlich besser drauf als wir, weil er fast nur mit Top-Spielern trainiert", sagt Sascha Klör. Was sich bis zum Beginn der Bundesliga noch ändern an. Schließlich hat Kevin Deden angekündigt: "Wir werden bis dahin neben den Trainerstunden für andere auch selbst noch viel trainieren." Denn auf Dauer machen Niederlagen dann doch keinen Spaß.

(NGZ)
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