Korschenbroich BUND sauer: Nicht beteiligt

Korschenbroich · BUND-Sprecher Gerd Sack kritisiert die Korschenbroicher Diskussion um die EU-Wasserrahmenrichtlinie und erwägt, den Petitionsausschuss des Landtags einzuschalten. Der BUND hätte förmlich angehört werden müssen, so Sack.

 Der Neersbroicher Graben ist eines von gut zehn Gewässern in Korschenbroich, deren ökologischer Gesamtzustand sich nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 verbessern soll.

Der Neersbroicher Graben ist eines von gut zehn Gewässern in Korschenbroich, deren ökologischer Gesamtzustand sich nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 verbessern soll.

Foto: L. Berns

Korschenbroich Über Details wurde im Umweltausschuss ebenso wie im Betriebsausschuss ausgiebig gestritten — gebilligt haben die Gremien die Stellungnahme der Stadt zur EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) letztlich ebenso mit deutlichen bis einstimmigen Mehrheiten wie der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause.

Sauer zeigt sich angesichts des gewählten Verfahrens der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): Dessen Sprecher Gerd Sack will nun gegebenenfalls den Petitionsausschuss des Landtags einschalten. Der Grund: Die nötige Einbeziehung der Öffentlichkeit sei nicht im erforderlichen Maß gewährleistet worden.

"Wir bedauern es sehr, nicht beteiligt worden zu sein", erklärt Gerd Sack. Bereits im Landeswassergesetz seien die anerkannten Naturschutzverbände ausdrücklich als zu beteiligende Stellen genannt worden, so der Sprecher des BUND-Ortsverbands.

Auch die WRRL selbst schreibe die Information und Anhörung der Öffentlichkeit vor, zu der auch der BUND zähle. "Noch nicht einmal im Umweltausschuss wurde das gesamte Thema EU-WRRL behandelt, geschweige denn diskutiert", moniert Sack in einem Schreiben an das Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der BUND-Vertreter bittet das Ministerium, zunächst den Sachverhalt zu prüfen, ehe womöglich der Petitionsausschuss zum Zuge kommen soll.

In den genannten Gremien ist die WRRL in der Tat vorwiegend unter dem Aspekt der Grundwasser-Problematik diskutiert worden. Der BUND hat da einen breiteren Ansatz, sind doch neben der Niers, dem Jüchener Bach, dem Trietbach, dem Kommer Bach, dem Fluitbach auch der Neersbroicher Graben, der Nordkanal sowie die Seenplatte Pferdsbroich und Hasseldamm von der WRRL betroffen.

Die Richtlinie strebt bis 2015 einen "guten ökologischen und chemischen Zustand aller Oberflächengewässer" an, wobei zugleich jegliche Verschlechterung verboten ist. Für alle genannten Gewässer fordert der BUND eine Optimierung des bisherigen Zustands, wobei der Umweltverband insbesondere der Festsetzung von Überschwemmungsgebieten zum Zweck des Hochwasserschutzes einen großen Stellenwert beimisst.

Auch hier beklagt der BUND ein Informationsdefizit: Der Aufstellung von Hochwasserplänen und Maßnahmenprogrammen müssten "strategische Umweltprüfungen" vorangehen. Ob diese stattgefunden haben, "ist uns nicht bekannt, obwohl eine Beteiligung unsererseits vorgesehen ist", kritisiert der BUND-Sprecher weiter. Da die WRRL die Wasserwirtschaft zu einem sowohl "gewässerbezogenen als auch einem gesamtökologischen Ansatz", verpflichte müssten "Artenschutzaspekte so früh wie möglich in die Maßnahmenplanung integriert werden, um Synergien nutzen zu können und Konflikte zu vermeiden."

Darüber hinaus tritt der BUND für weitere Renaturierungen im Bereich des Jüchener Bachs ein — soweit es das Stadtgebiet betrifft, geht es dabei um den Bachverlauf nördlich der Kläranlage an der Bundesstraße 230 sowie nördlich von Eickerend und Großenbroich. "Eine der wichtigsten Ursachen für die Verschlechterung des Zustands der Natur ist die Trennung und ständige Verkleinerung von Teilpopulationen durch die Zerschneidung ihrer Wanderwege." Gerd Sack jedenfalls sieht durch die WRRL eine größere Chance Synergieeeffekte für das Biotopverbundsystem zu nutzen.

(RP)
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