Galopp Neue Chance für Galopprennen in Neuss?

Neuss · Der städtische Verwaltungsvorstand hat entschieden, dass sich der Beteiligungs-Ausschuss mit dem Konzept des Galoppclubs Neuss Niederrhein zur Fortsetzung des Rennbetriebs am Hessentor beschäftigen wird.

Eigentlich waren solche Szenen schon Geschichte, doch jetzt beschäftigt sich der städtische Beteiligungsausschuss erneut mit dem Thema Galopp.

Foto: Klaus-Joerg Tuchel

Erhält der Galopprennsport in Neuss eine neue, dann vermutlich allerletzte Chance? Zumindest wird sich der städtische Beteiligungs-Ausschuss in seiner nächsten Sitzung am 24. Juni mit dem Konzept beschäftigen, das der nach der Insolvenz des Neusser Reiter- und Rennvereins ohne personelle Verflechtungen mit diesem neu gegründete Galoppclub Neuss Niederrhein Anfang des Jahres vorgelegt hat. Das entschied der städtische Verwaltungsvorstand in seiner Sitzung am Dienstag.

„Das Konzept liegt der Stadt inzwischen vor und soll von der Verwaltung zusammen mit anderen Themen, die den Bereich Rennbahn betreffen, im Beteiligungs-Ausschuss vorgestellt werden,“ erläutert Stadt-Pressesprecher Peter Fischer das Vorgehen, dämpft aber zugleich Erwartungen auf eine Fortsetzung der 144 Jahre währenden Galopp-Tradition an der Hessentorbrücke. Denn der unter anderem für Neuss Marketing als städtischer Tochter zuständige Ausschuss könnte das Konzept zwar gut heißen. Doch „damit Galopprennen wieder möglich werden, bedarf es einer Aufhebung des Ratsbeschlusses vom vergangenen Dezember,“ sagt Fischer. Der hatte nämlich ausdrücklich diese Möglichkeit im Vertrag mit der städtischen Marketing-Gesellschaft ausgeschlossen. Da der Stadtrat aber fünf Tage vor der Ausschuss-Sitzung (19. Juni) zu seiner letzten ordentlichen Sitzung in dieser Wahlperiode zusammentritt, könnte eine solche Entscheidung erst nach den Kommunalwahlen im September getroffen werden.

Marc Troellsch, Präsident des Galoppclubs Neuss Niederrhein.

Foto: Klaus Göntzsche

Eigentlich sollte das Konzept auf Antrag der CDU-Fraktion in der März-Sitzung des Rates behandelt werden. Die wurde jedoch nach Ausbruch der Corona-Pandemie abgesagt. Rennclub-Präsident Marc Troellsch war in der Zwischenzeit nicht untätig. Er hat sie nicht nur zu mehreren Telefongesprächen mit dem Galopprennen bislang ablehnend gegenüberstehenden Bürgermeister Reiner Breuer genutzt, sondern auch zu Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter des Neusser Reiter- und Rennvereins.

In denen geht es darum, „einen Teil der Insolvenzmasse zu erwerben.“ Gleichzeitig hat er nach eigenen Angaben bei Neuss Marketing Interesse an einer Anmietujng der bisherigen Räume des Rennvereins im Haus am Rennbahnpark angemeldet. Troellsch will „unabhängig von der Entscheidung der Stadt“ seine „Arbeit für den Erhalt von Galopprennen mit einer langen Tradition in Neuss“ weiter fortsetzen, gibt aber auch zu: „Einen neuen Verein in dieser wirtschaftlich schweren Zeit, gerade auch im Galopprennsport, zu gründen, ist nicht die einfachste Aufgabe bezüglich Sponsoren und Förderern. Aber unser Konzept bestärkt mich darin.“

Seine Bemühungen fallen in eine Zeit, die bislang einmalig ist in der Geschichte des deutschen Galopprennsports. Denn seit dem Auftakt am 7.Mai in Hannover finden „Leistungsprüfungen zur Förderung der Vollblutzucht statt“ – alles im Rahmen des Tierzuchtgesetzes, allerding ohne Zuschauer, ohne die Besitzer der Pferde, ohne Wettkassen und ohne Siegerehrungen. Der seit zwei Jahren als Präsident des Dachverbandes in Köln mit dem neuen Namen „Deutscher Galopp“ agierende langjährige DOSB-Chef Michael Vesper und sein Team haben die Behörden zumindest in einigen Orten davon überzeugt, diese „Geisterrennen“ mit dem Hinweis auf die Landwirtschaft unter der Beachtung von strengen Hygiene- und Abstandsregeln zu genehmigen.

Nach der Corona-Zwangspause seit dem 8. März in Dortmund wurde diese Möglichkeit trotz halber Rennpreise dankbar angenommen. Vesper musste anfangs noch Überzeugungsarbeit in den eigenen Reihen leisten: „Geister-Rennen sind besser als keine Rennen.“ Nach bislang sieben Renn-Events sind die über Internet erzielten Wettumsätze sensationell: Am vergangenen Sonntag in Köln wurden in zwölf Rennen 459.601 Euro erzielt. Damit waren im Vergleich zu den Veranstaltungen mit Besuchern im Jahre 2019 nur acht Renntage besser. Sieben davon in Baden-Baden/Iffezheim, an der Spitze der Derbytag in Hamburg mit 1.032.297 Euro.

In Iffezheim soll am Samstag und Sonntag das auf zwei Tage reduzierte Frühjahrs-Meeting stattfinden. Im Aufgebot des Sonntags steht auch die fünfjährige Stute Quanita mit Jockey Filip Minarik. Sie ist eines der fünf Pferde im Stall der Trainerin Katja Gernreich, die noch auf dem Neusser Rennbahngelände stehen.