Jüchen Büchereien leiden unter Spardiktat

Jüchen · Die Gemeinde Jüchen muss sparen und hat die Zuschüsse für die acht kirchlichen Büchereien gestrichen. Diese kämpfen jetzt um das Überleben. Denn ohne aktuelle Medien laufen ihnen auch die treuen Leser davon.

 Barbara Dyckers (Bücherei in Bedburdyck) fürchtet um die Zukunft der Ausleihen: "Man muss kreativ sein, um attarktiv zu bleiben."

Barbara Dyckers (Bücherei in Bedburdyck) fürchtet um die Zukunft der Ausleihen: "Man muss kreativ sein, um attarktiv zu bleiben."

Foto: Linda Hammer

In den acht kirchlichen Büchereien droht der Kahlschlag: "Seit die Zuschüsse von der Gemeinde gestrichen wurden, müssen wir kämpfen", sagt Marianne Kuntschik (70), ehrenamtliche Chefin der katholischen Bücherei in Garzweiler. Auch Irmgard Pehle (58), die sich seit 14 Jahren um die kleine evangelische Bücherei in der Hofkirche Jüchen kümmert, fürchtet um die Zukunft: "Manchmal frage ich mich, ob es noch Sinn macht. Wenn uns nicht unser Pfarrer so toll unterstützen würde, dann hätten wir vielleicht längst aufgehört."

Im Jüchener Gemeindegebiet fehlt — anders als in Grevenbroich oder Dormagen — eine öffentliche Bibliothek. Während die evangelische Gemeinde drei Ausleihen in Kelzenberg, Otzenrath und Jüchen unterhält, versorgen die katholischen Pfarreien Leser in Bedburdyck, Garzweiler, Jüchen und Neuenhoven. Einen Teil der Kosten hatte bis März 2012 die Gemeinde Jüchen getragen. Doch wegen der Haushaltssicherung stoppte der Rat die freiwillige Ausgabe — pro Jahr werden 1800 Euro eingespart.

"Diese Lücke kann das Bistum Aachen für die katholischen Büchereien nicht schließen", sagt Christine Salms (56) als Leiterin für Diözesanbibliotheken für die Fachstelle Büchereien zuständig. "Wir versuchen, den kleinen Leihbüchereien auf vielfältige Weise zu helfen." Geld vom Bistum gehöre aber nicht dazu: "Die Zuschüsse werden nach festen Kriterien vergeben, etwa nach Größe, Medienbestand und Ausleihquote". Doch die Expertin weiß: Es geht um mehr. "Gerade dort, wo eine öffentliche Bibliothek oder das breite Bildungsangebot der Volkshochschule fehlt, sind kleine Büchereien wichtig." Zudem seien es offene Angebote, die jeder nutzen könne — dadurch würden Menschen auch wieder zur Kirche finden.

Dass eine Ausleihstelle mehr bietet als spannende Krimis, weiß Barbara Tillmann. Sie kümmert sich seit 16 Jahren im kleinen Neuenhoven um die Medien: "Hier gibt es doch sonst nichts." Gerade junge Mütter würden sich über einen Treffpunkt freuen. Auch Tillmann fragt sich, wie sie und ihre acht lesebegeisterten Ehrenamtler sich künftig noch aktuelle Titel leisten können: "Wir versuchen klarzukommen, warten beim Bestseller auf das günstigere Taschenbuch."

Marianne Kuntschik und Beate Thelen beschreiben einen Teufelskreis: "Uns fehlt das Geld, um attraktive Lektüre zu kaufen. Doch ohne die fehlen uns bald auch die Leser."

Hilfe von der finanzschwachen Gemeinde ist zurzeit nicht zu erwarten. Öffentliche Büchereien schätzt Rathaus-Sprecher Norbert Wolf zwar auch als "wichtig und sinnvoll für die Bürger" ein. Doch Zuschüsse kann sich Jüchen jetzt nicht leisten.

(NGZ/rl)
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