Rudern WM-Bronze für Cecilia Sommerfeld
Neuss · Bei der U23-Weltmeisterschaft in Italien fährt die Ruderin aus Neuss aufs Treppchen. Zwei weitere Boote des Neusser RV im A-Finale.
Bei ihrer Sturmfahrt aufs Siegerpodest bei der U23-Weltmeisterschaft in der Lombardei machten Cecilia Sommerfeld vom Neusser Ruderverein und Anna Händle (Würzburg) im leichten Zweier-ohne nach verhaltenem Start mächtig Tempo und arbeiteten sich an die Boote aus Italien, Peru und der Türkei heran. „Bei 800 Metern habe ich gesehen, dass wir nicht so gut lagen, da hab ich dann Gas gegeben“, sagte die Ruderin des NRV.
Bei 1000 Metern noch mehr als fünf Sekunden hinter Italien, drei Sekunden hinter Peru und knapp eine Sekunde hinter der Türkei zurück, hängten die jungen Deutschen die Türkinnen im dritten Rennabschnitt ab und griffen sogar die Peruanerinnen an. Diese konterten den Angriff jedoch und sicherten sich mit knapp einer Sekunde Vorsprung Silber. Gold ging an die Titelverteidigerinnen Maria Zerboni/Valeria Placios in neuer U23-Weltbestzeit von 7:17,42 Minuten. „Cece“ Sommerfeld und Anna Händle waren mit 7:22,10 Minuten aber nicht weit weg. Mit einem zweiten Platz hinter den Italienerinnen war ihnen zuvor der direkte Sprung ins A-Finale gelungen. Dabei distanzierten sie die Boote aus Australien, Kasachstan und Ungarn deutlich.
Bereits am Montag ging Cosima Clotten im leichten Frauen-Einer als Erste an den Start. Ihr wurde für den Vorlauf die Italienerin Giulia Clerici (im vergangenen Jahr Silbermedaillen-Gewinnerin im schweren Einer bei der U19-WM) zugelost. Zu Beginn hatte die Neusserin auf ihrer Bahn mit Motorbootwellen zu kämpfen, verlor dadurch den Anschluss an Clerici und konnte auch auf der zweiten Streckenhälfte den Abstand nur kurzzeitig reduzieren. Der zweite Platz schickte sie bei vier Vorläufen mit insgesamt 21 gemeldeten Booten in den Hoffnungslauf. Dort wusste sich die 22-Jährige mit einer starken Leistung ab der 1000-Meter-Marke vor der Algerierin Nihed Benchadli zu behaupten. Wie hoch die Leistungsdichte in dieser Bootsgattung ist, sieht man daran, dass die US-Amerikanerin Isabella Begley (2021 WM-Bronze im leichten Doppelvierer) mit ihrem dritten Platz im Hoffnungslauf nur noch um einen Startplatz im C-Finale kämpfen konnte. Clotten musste in ihrem Halbfinale am Donnerstag derweil mindestens den dritten Platz belegen, um ins A-Finale zu kommen. Und das gelang ihr: Hinter der Türkin Elis Ozbay ruderte sie auf den starken zweiten Platz. Die beiden auf den Mittelbahnen gesetzten Vorlaufsiegerinnen aus Chile (Isidora Niemeyer) und Rumänien (Mariana-Laura Dumitru) erreichten nicht einmal das A-Finale. Auf den ersten 500 Metern konnte Cosima Clotten nicht ganz mit den Booten aus der Türkei, Chile und Australien mithalten, kämpfte sich aber Schlag für Schlag heran. Bei 1000 Metern hatte sie schließlich den Anschluss gefunden. Im dritten Streckenabschnitt konnte sie zumindest die Chilenin und die Australierin einsammeln, so dass sie im Endspurt keine Konkurrenz mehr darstellten. Im Finale am Samstag fährt sie damit um Edelmetall.
Die spannendste Entscheidung war aber eindeutig die Qualifikation für das A-Finale im Frauen-Achter. Weil die favorisierten Britinnen im Vorlauf bereits an der 1500-Meter-Marke uneinholbar enteilt waren und nur der erste Platz direkt ins Finale führte, schonte sich das Deutsche Boot mit der Neusserin Olivia Clotten an Bord auf dem letzten Streckenabschnitt etwas – ganz sicher eine kluge Entscheidung bei den teilweise extremen Temperaturen auf dem Lago di Varese. Im Hoffnungslauf übernahm das deutsche Boot dann von Beginn an die Initiative und gab Vollgas. Aber die Führung bei 500, 1000 und 1500 Metern war jeweils nur knapp – und die Konkurrentinnen drängten. Im Ziel trennte Italien, in 6:16,21 Minuten auf Rang eins, und das Schlusslicht Kanada (6:17,52) nur wenig mehr als eine Sekunde. Der zweite Platz in 6:16,50 Minuten – und vor allem die Art und Weise, wie Olivia Clotten & Co. ihr Rennen gefahren sind – , lässt nun auch für den Endlauf am Samstag (17.47 Uhr) auf eine Top-Platzierung hoffen.