Boxen Boxer will Studenten-Krone

Neuss · Der Neusser Younes Zarraa hat bei der Hochschul-WM in Russland Gold im Visier.

 Sein Ziel fest im Blick: Younes Zarraa möchte von der am 1. September beginnenden Studenten-WM mit einer Medaille zurückkehren.

Sein Ziel fest im Blick: Younes Zarraa möchte von der am 1. September beginnenden Studenten-WM mit einer Medaille zurückkehren.

Foto: Younes Zarraa

Eine gesunde Portion Selbstbewusstsein gehört im Kampfsport zum guten Ton. Da bildet auch Younes Zarraa keine Ausnahme. „Ich will auf jeden Fall die Goldmedaille“, sagt der 22 Jahre alte Boxer aus Neuss. Ab dem 1. September kämpft er bei der Studenten-Weltmeisterschaft (WUC) in Russland um Edelmetall.

Dann wird das für russische Verhältnisse doch relativ beschauliche Städtchen Elista im Süden des Landes für eine Woche Heimat für hunderte Nachwuchsboxer aus aller Welt sein. „Ich freue mich auch, dort viele Leute kennenzulernen“, sagt Zarraa, um im selben Satz aber erneut klarzumachen, was sein eigentliches Ziel in der knapp 100.000 Einwohner zählenden Hauptstadt der Region Kalmückien ist: „Deswegen fahre ich dort nicht hin. Ich will Erfolg haben.“ Was gerade in seiner Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm kein leichtes Unterfangen sein dürfte. „Das ist im Boxen eine der populärsten Klassen, dementsprechend werden dort einige Konkurrenten auflaufen“, glaubt der Modellathlet, der sich überraschen lässt: „Wer da aus welchen Nationen dann tatsächlich startet, weiß ich nicht. Da kann ich nur abwarten.“ Schwach wird das Teilnehmerfeld jedenfalls nicht werden, wie Hochschul-Verbandschef Markus Regele weiß: „Schaut man sich das Feld der letzten WUC 2016 an, sieht man, dass fast die Hälfte bei Olympia in Rio geboxt hat.“

Für Zarraa wird es ohne Frage die härteste Woche des Jahres: Am 31. August steigt er in den Flieger, schon tags darauf steht morgens das Wiegen und direkt danach der erste Fight an. „Und an den anderen Tagen geht es dann eigentlich genau so weiter. Bis zum Schluss, hoffen wir mal“, sagt Zarraa lachend. Fünf bis sechs Kämpfe wird er, wenn es gut läuft, absolvieren müssen – für den Körper gerade in diesem Sport, wo sich Profis in der Regel monatelang auf einen Kampf vorbereiten, eine reine Tortur. „Das ist schon extrem hart“, sagt der Neusser, „aber ich kenne es ja schon von den Deutschen Meisterschaften. Da musste ich auch drei Kämpfe nacheinander machen.“ Schmerzen müsse man im Ring ausblenden: „Eigentlich ist es schon nach dem ersten Kampf so, dass du platt bist. Der Rücken und alles andere tun weh. Aber es muss weitergehen.“ Seine Motivation: „Ich weiß ja, dass es dem anderen genauso geht.“ Ohnehin liege ihm der Turniermodus mehr: „Ich bin jemand, der in der Regel schwer in so einen Wettbewerb hereinkommt. Aber ich steigere mich von Kampf zu Kampf.“

Seit Zarraa im November 2016 von unseren Lesern zum NGZ-Sportler des Monats gewählt wurde, hat sich einiges getan in seinem Leben. Nach dem Abi am Berufskolleg Weingartstraße hat er in Köln sein BWL-Studium begonnen und sich dort auch eine kleine Wohnung genommen. Dass sich der Nationalmannschafts-Boxer den Lernstoff in der Uni frei einteilen kann, sei eine Erleichterung: „Von der Aufteilung her ist es besser als in der Schule, aber dafür natürlich auch schwieriger. Ich gehe morgens zur Uni, dann zum Training und lege zum Lernen Nachtschichten ein.“ Zur Teilnahme an der Studenten-WM sei er von Verbandschef Regele überzeugt worden: „Er sagte, dass ich ihm bei der Nominierung  direkt ins Auge gefallen bin. Also gebe ich alles, um dort erfolgreich zu sein.“ In den letzten acht Wochen bereitete sich Zarraa, der mittlerweile zweifacher Deutscher Meister ist, besonders hart auf die Hochschulspiele vor, trainierte sechs Mal pro Woche je zwei Mal am Tag. Dazu kamen Laufeinheiten an jedem Morgen. „Ich muss die fünf bis sechs Kämpfe ja durchstehen können“, erklärt er.

Sein großes Ziel, die Olympischen Spiele in Tokio 2020, hat er weiterhin fest vor Augen: „Das ist der ganz große Traum, dem ich alles unterordne. Das will ich unbedingt schaffen.“ Ein guter Auftritt in Elista wäre für den 22-jährigen da sicher kein schlechter Zwischenschritt. „Ein Platz auf dem Treppchen sollte es mindestens sein“, findet der hochmotivierte Zarraa. „Um mich mit weniger zufrieden zu geben, habe ich einfach zu hart gearbeitet.“

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