Fünf-Zentner-Bombe bei Otzenrath entdeckt "Bomben entschärfen ist ein Beruf wie jeder andere"

Fünf-Zentner-Bombe bei Otzenrath entdeckt · Von Anja Pick

Von Anja Pick

Donnerstag kurz vor 13 Uhr an der Grubenrandstraße bei Otzenrath: Gesperrte Autobahnzufahrten, ein Hubschrauber kreist über dem Gelände, Neugierige verfolgen das Treiben der Polizeibeamten. Eine amerikanische Fünf-Zenter-Bombe, die am Mittwoch bei Probebohrungen im Tagebau Garzweiler entdeckt wurde, muss entschärft werden. Um 13 Uhr der Funkspruch der Polizei an den Kampfmittelräumdienst: "Der Verkehr ist gesperrt, es kann losgehen."

Feuerwerker Wolfgang Schiefers entfernte den Zünder.

Das Gelände rund um die Fundstelle ist in einem Umkreis von 500 Metern hermetisch abgeriegelt, lediglich die Männer des Kampfmittelräumdienstes, die so genannten Feuerwerker, befinden sich in unmittelbarer Nähe der Bombe. "Der Hubschrauber ist im Einsatz, weil er bei so einem großen Gelände wie hier am Tagebau sehr viel besser überblicken kann, ob sich noch Menschen dort befinden", erklärt Hans-Dieter Clemens, Leiter der Jüchener Polizeiwache.

Über Lautsprecher würden sie dann aufgefordert, das Gelände sofort zu verlassen. "Im Jüchener Gemeindegebiet sind solche Bomben schon häufiger entdeckt worden", meint Friedhelm Broichhausen vom Ordnungsamt. Trotzdem scheint keiner der Männer, die die abgeriegelte Fundstelle nur aus der Entfernung betrachten können, das Unternehmen auf die leichte Schulter zu nehmen. "Es gehört nicht nur das Können der Feuerwerker dazu, sondern auch eine gute Portion Glück", sagt Einsatzleiter Clemens. Wolfgang Schiefers vom Kampfmittelräumdienst nach getaner Arbeit. Nur 25 Minuten benötigte er mit zwei Mitarbeitern, um diese Fünf-Zentner-Bombe, die im Tagebaugelände bei Probebohrungen gefunden worden war, zu entschärfen. Etwa zweieinhalb Zentner Sprengstoff befinden sich noch im Inneren der amerikanischen Waffe. NGZ-Fotos (3): H. Jazyk

"Denn passieren kann theoretisch bei jeder Entschärfung etwas." Was den Einsatz am Donnerstag für die Polizei, den Werkschutz von Rheinbraun und die Männer vom Kampfmittelräumdienst erleichterte, war die Tatsache, dass die Bombe weit entfernt von den nächsten Wohnhäusern lag. "Es ist deswegen nicht nötig, die Häuser zu evakuieren, wie es bei anderen Funden schon erforderlich war", erklärt Hubert Siewers vom Werkschutz der Rheinbraun.

Lange müssen die Anwesenden nicht warten: Bereits um 13.25 Uhr, keine halbe Stunde nach Beginn der Entschärfung, kommt der Funkspruch vom Feuerwerker: "Die Bombe ist entschärft, ihr könnt den Verkehr wieder freigeben." Auch die Fundstelle kann nun betreten werden, wie ein Fisch an der Angel hängt die Fünf-Zentner-Bombe an Seilen an einer Baggerschaufel. "Das war einer der leichteren Einsätze, es gab keine Schwierigkeiten", meint Wolfgang Schiefers vom Kampfmittelräumdienst gelassen.

"Allerdings ist die Bombe jetzt noch nicht ungefährlich, sondern lediglich transportfähig", fügt er hinzu. Die Feuerwerker, für die es bereits der zweite Einsatz an diesem Tag ist, müssen die Bombe nun in einen Zerlegungsbetrieb bringen. "Dort wird sie auseinander genommen und der Sprengstoff, etwa zweieinhalb Zentner, entfernt." Dort wird er dann verbrannt - und zwar in kleinen Portionen. Denn: "Beim Verbrennen größerer Mengen können gefährliche Verpuffungen entstehen."

Feuerwerker Jost Leisten beim Säubern der mittlerweile entschärften Bombe. Das Fundstück aus dem Zweiten Weltkrieg wird nun in einen Zerlegungsbetrieb gebracht und auseinander genommen.

Bei seinem Einsatz hat Schiefers eine Maschine an der frei gelegten Bombe befestigt, die - wie ein Roboter, ferngesteuert und von einer Kamera beobachtet und gelenkt - den Zünder betätigt. "Wenn das passiert ist, entfernen wir anschließend Zünder und Sprengkapsel von Hand", erklärt der Feuerwerker. Insgesamt drei Männer waren Donnerstag auf dem Tagebaugelände im Einsatz.

"Jede Entschärfung hängt natürlich von der jeweiligen Art der Bombe ab. Mit englischen Waffen, die einen Langzeitzünder haben, ist nicht zu spaßen. Wir haben es hier aber mit einer herkömmlichen Bombe zu tun, die einen Aufschlagzünder hat. Bei solchen Funden ist die Gefahr beherrschbar." Schon während die Männer des Kampfmittelräumdienstes das Fundstück auf einem Lastwagen für den Weitertransport in den Zerlegungsbetrieb sichern, läuft der Verkehr wieder reibungslos.

Auch die Beamten der Jüchener Polizei sind schon wieder zu anderen Einsätzen gerufen worden. "Wenn man wie wir etwa 1.200 Mal im Jahr zu Einsätzen bei Bomben- oder Munitionsfunden gerufen wird, dann regt man sich nicht mehr so leicht auf. Dann ist das Entschärfen von Bomben ein Job wieder jeder andere."

(NGZ)
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