Trotz noch im Bau befindlicher Umgebung Zufriedenheit Blumen und Wein zum Einzug

Trotz noch im Bau befindlicher Umgebung Zufriedenheit · Keine Frage, der groß angelegte Braunkohle-Abbau im Revier hat nach Jahrzehnten schon fast traditionellen Charakter. Ebenso traditionell ist auch die Fragestellung, wie und wo die Dörfer, unter denen der begehrte Rohstoff lagert, umgesiedelt werden können. RWE Rheinbraun hat durch die Etablierung des Standortes Garzweiler weitreichende Erfahrung bezüglich der Überzeugungsarbeit, die im Vorfeld der Umsiedlung von betroffenen Haushalten naturgemäß anfällt. Klaus Gruben (l.), Leiter der Rheinbraun-Abteilung Umsiedlung, Bürgermeister Rudi Schmitz und Umsiedlungsbeauftragter Heinz Kunze (2.v.r.) begrüßten die Ehepaare Willi und Maria Schlösser sowie Agnes und Willi Stevens in ihren schmucken Häusern in Neu-Otzenrath. NGZ-Foto: L. Berns

Keine Frage, der groß angelegte Braunkohle-Abbau im Revier hat nach Jahrzehnten schon fast traditionellen Charakter. Ebenso traditionell ist auch die Fragestellung, wie und wo die Dörfer, unter denen der begehrte Rohstoff lagert, umgesiedelt werden können. RWE Rheinbraun hat durch die Etablierung des Standortes Garzweiler weitreichende Erfahrung bezüglich der Überzeugungsarbeit, die im Vorfeld der Umsiedlung von betroffenen Haushalten naturgemäß anfällt. Klaus Gruben (l.), Leiter der Rheinbraun-Abteilung Umsiedlung, Bürgermeister Rudi Schmitz und Umsiedlungsbeauftragter Heinz Kunze (2.v.r.) begrüßten die Ehepaare Willi und Maria Schlösser sowie Agnes und Willi Stevens in ihren schmucken Häusern in Neu-Otzenrath. NGZ-Foto: L. Berns

Auch Garzweiler II macht da keine Ausnahme. Mit dem Spatenstich am 6. August 1999 wurde im Beisein des damaligen Wirtschaftsministers Steinbrück der Grundstein für die Umsiedlung von Otzenrath, Spenrath und Holz gelegt, das Gebiet für die Neuansiedlung wurde bereits lange vorher im Bürgerbeirat diskutiert und beschlossen. In direkter Nachbarschaft zu Hackhausen befinden sich die im Aufbau befindlichen Dörfer Neu-Otzenrath und Neu-Spenrath.

Das Siedlungsgebiet umfasst 61,5 Hektar, wovon 33,9 Hektar als Nettobauland zur Verfügung stehen. Auch wenn bereits viele Häuser fertiggestellt wurden und etliche Baukräne, Bagger und Grundfundamente keinen Zweifel daran lassen, dass das Gelände sehr schnell erschlossen wird, wirkt die Szenerie doch idyllisch: Am neuen Standort sind die beiden Ortslagen von Otzenrath und Spenrath durch ein Tal und durch ökologische Ausgleichsflächen voneinander getrennt. Der Ortskern des alten Dorfes wird soll als städtebauliches Element für den neuen Ort übernommen werden. Gerade durch die Grünflächen haben sich viele unschlüssige Bürger dazu entschlossen, die Initiative von Rheinbraun zu unterstützen. Von einer dörflichen Struktur ist freilich noch nichts zu erkennen.

Daran wird sich in den kommenden Jahren jedoch einiges ändern: Heinz Kunze ist als Umsiedlungsbeauftragter mit der Problematik bestens vertraut, er selbst siedelte im Oktober 1986 aus Garzweiler um. Die jetzige Lage im Neubaugebiet beurteilt er positiv: "Die Arbeiten gehen sehr zügig voran. Es ist gut, dass während der Verhandlungen gleichzeitig gebaut wird. Für die Zukunft ist die Errichtung eines kommerziellen Zentrums mit einer Bank, Gaststätten, einer kompletten Infrastruktur geplant. Auch jeweils eine katholische und eine evangelische Kirche werden errichtet. In zwei bis drei Jahren dürfte der Hauptteil der Arbeiten abgeschlossen sein."

Von 448 Baustellen für etwa 1.400 Einwohner sind momentan noch die wenigsten fertiggestellt, zum jetzigen Zeitpunkt wohnen 15 Familien im Umsiedlungsgebiet. Der Bürgermeister von Jüchen, Rudi Schmitz, ließ es sich gestern nicht nehmen, die ersten Neu-Otzenrather mit Blumenstrauß und Wein zu besuchen. Wilhelm und Maria Schlösser sowie Jakob und Agnes Stevens haben auf der Hofstraße in einen Doppelhaus ein neues Zuhause gefunden. Das Ehepaar Stevens bewohnt das Haus bereits seit dem 25. Juli, während Wilhelm und Maria Schlösser am 10. September eingezogen sind. Trotz des Wohnens in momentan noch baustellenartiger Atmosphäre zeigen sich beide Paare zufrieden. Einzig Agnes Schlösser wagt leise eine kleine Kritik: "Otzenrath war schön, man hatte viele gute Bekannte wie Nachbarn."

Agnes Schlösser gibt zu, dass ein wenig Überredungsarbeit von Karoline Klein nötig war, um sie vom neuen Standort zu überzeugen: "Es ist eine Frage der Mentalität, ob ein solcher Schritt leichter oder schwerer füllt" beschreibt sie die Situation. Der Leiter der Abteilung Umsiedlung von Rheinbraun, Klaus Gruben, macht deutlich, dass die Nachbarschaftsverhältnisse der alten Struktur erhalten und bei der Grundstücksvergabe berücksichtigt werden.

Vorbei ist die Zeit politischer Diskussionen, als sich Bündnis 90/Die Grünen massiv gegen Garzweiler II einsetzen, auch Bürgermeister Rudi Schmitz betrifft diese Phase nicht mehr. Er freue sich über ein abendliches Richtfest im Neubaugebiet. Bei 63 Prozent überzeugter Bürger und entsprechenden Abschlüssen sowie Verhandlungen mit weiteren 20 Prozent könne Neu-Otzenrath und Neu-Spenrath mit gutem Gewissen eine zufriedene Zukunft prognostiziert werden. Daniel Brinkmann

(NGZ)
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