Jüchen Bikerlärm: Bürger fühlen sich ignoriert

Jüchen · Seitdem Polo seine Europazentrale an der Neusser Straße eingerichtet hat, zieht es gerade bei schönem Wetter hunderte Biker nach Jüchen – zum Leidwesen einiger Bürger, die ihr eigenes Wort durch zu laute Maschinen nicht mehr verstehen.

 Aus allen Richtungen fahren die Biker nach Polo: Auch Georg Sachwitz aus Stolzenberg fühlt sich in seiner Ruhe gestört. Gerade bei schönem Wetter knattern im Sekundentakt Zweiräder an seinem Haus vorbei.

Aus allen Richtungen fahren die Biker nach Polo: Auch Georg Sachwitz aus Stolzenberg fühlt sich in seiner Ruhe gestört. Gerade bei schönem Wetter knattern im Sekundentakt Zweiräder an seinem Haus vorbei.

Foto: linda hammer

Seitdem Polo seine Europazentrale an der Neusser Straße eingerichtet hat, zieht es gerade bei schönem Wetter hunderte Biker nach Jüchen — zum Leidwesen einiger Bürger, die ihr eigenes Wort durch zu laute Maschinen nicht mehr verstehen.

Wenn Klaus und Edeltraud Schürmann bei schönem Wetter im Garten sitzen, verstehen sie oft ihr eigenes Wort nicht mehr. Der Grund: Im Schnitt knattert — wie Klaus Schürmann berichtet — alle 30 bis 60 Sekunden ein Motorrad an ihrem Haus vorbei, das direkt an der Jüchener Straße in Gierath liegt. "Seitdem die Motorradfirma Polo ihren Hauptsitz in Jüchen hat, müssen wir den Lärm der vorbeirasenden Maschinen ertragen", sagt Schürmann, der auch im Gespräch mit unserer Zeitung immer wieder von lautstarken Zweirädern unterbrochen wird.

Mit dem Lärmproblem lebt das Ehepaar nicht alleine, denn auch zahlreiche Anwohner aus ihrer Nachbarschaft fühlen sich durch den Motorradlärm belästigt: "Das ist zu einer echten Zumutung geworden. Früher war das hier ein ruhiges Örtchen, doch an Ruhe ist heute so gut wie gar nicht mehr zu denken", bemängelt die 28-jährige Linda Merheim, die sich von den vorbeiheizenden Bikern derart gestört fühlt, dass sie demnächst umzieht — in eine verkehrsberuhigte 30er-Zone.

Dabei sind die Beschwerden über Motorradlärm den Behörden schon bekannt. "Wir haben Unterschriften auf der Jüchener Straße gesammelt und dutzende Briefe an sämtliche Ämter gesandt", berichtet Schürmann. "Wir fühlen uns mit dem Problem allein gelassen, weil sich niemand so recht der Sache annehmen will", meint auch seine Frau Edeltraud. In einer ganzen Serie von Briefen an den Bürgermeister, die Kreispolizeibehörde, das Straßenverkehrsamt, das Ministerium für Verkehr in NRW und den Landrat haben sie das Problem geschildert. Das Ergebnis: "Wir wurden als Einzelfall abgestempelt und unsere Bedenken wurden verharmlost", sagen die Schürmanns enttäuscht.

Auch ihre Anregungen tragen bis heute keine Früchte: Weder strengere Geschwindigkeitskontrollen, noch ein Durchfahrtsverbot für Motorräder am Wochenende oder eine Bodenwelle, die verhindern soll, dass die Biker bereits gut 100 Meter vor dem Ortsausgangsschild den Gashahn aufdrehen, wurden bisher realisiert.

Stattdessen heißt es in einem Schreiben des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes NRW an die Eheleute Schürmann, dass die Belastung durch Motorräder auf der L 71 (Jüchener Straße) in Gierath gegenüber dem Jahr 2005 sogar abgenommen hätte.

Verärgert zeigt sich auch Georg Sachwitz aus Stolzenberg, der knapp 80 Meter von der dort verlaufenden L 51 entfernt wohnt: "Immerhin handelt es sich größtenteils um Freizeitfahrten, deren Lärm eigentlich vermeidbar wäre", schildert Sachwitz, der einen deutlichen Anstieg des Motorradverkehrs seit der Ansiedlung von Polo beobachtet. "Der normale Motorradverkehr stört hier niemanden. Aber viele Biker lassen ihre Räder extra laut knattern und beschleunigen stark, um den Sound ihrer Maschinen zu demonstrieren", sagt er.

Enttäuscht ist Sachwitz vor allem von den Verkehrsmessungen in Jüchen, die nur einen "verzerrten" Einblick in die tatsächliche Geräuschkulisse geben würden. "Wir wollen trotzdem nicht aufgeben", betont auch Klaus Schürmann, der seine Fenster inzwischen auf Dreifachverglasung umgerüstet hat.

(NGZ/ac)
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