Jüchen Beuys-Schüler aus Bedburdyck

Jüchen · Jürgen Holitschke (62) war Schüler des legendären Kunst-Professors Joseph Beuys. Ab heute stellt er mit ehemaligen Kommilitonen in Borken aus. Zuvor hat Holitschke den Marktplatz verschönert – mit gebrauchten Fahrrädern.

Nach 18 Jahren: Beuys-Kunstwerk wieder aufgetaucht
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Foto: rpo, Falk Janning

Jürgen Holitschke (62) war Schüler des legendären Kunst-Professors Joseph Beuys. Ab heute stellt er mit ehemaligen Kommilitonen in Borken aus. Zuvor hat Holitschke den Marktplatz verschönert — mit gebrauchten Fahrrädern.

An eines erinnert sich Jürgen Holitschke noch genau: Wenn Joseph Beuys die Arbeiten seiner Studenten bewertete, endete das für manchen mitunter mit Tränen. "Da passierte es nicht selten, dass er jemandem empfahl, besser Handwerker als Künstler zu werden", erzählt der 62-Jährige. Dem Bedburdycker ist diese Strenge nicht widerfahren: "Im Gegenteil, ich habe beste Erinnerungen an Beuys, er hat mich nachhaltig beeinflusst." Vor allem was die Kunst betrifft — da steht der Schüler nämlich durchaus in der Tradition seines Meisters. Das ist zurzeit in Borken zu sehen.

Im Zentrum der Stadt baute der Bedburdycker in den vergangenen Tagen seine Installationen auf, die bei den Westfalen durchaus für Gesprächsstoff sorgen. Holitschke verzierte nämlich die Bäume des Marktplatzes mit handelsüblichen Fahrrädern. Er stapelte und parkte die Drahtesel in Gabelungen, befestigte Ein- und Zweiräder auf dicken Ästen — um mit ihnen Begriffe wie Sehnsucht, Familie oder Liebe auszudrücken. "Die Reaktionen der Betrachter sind durchaus positiv", sagt Jürgen Holitschke und meint lächelnd: "Selbstverständlich gibt es auch Zeitgenossen, die das ganze für bescheuert halten."

Ab 1971 bis zu Beuys' Entlassung im Oktober 1972 lernte Jürgen Holitschke bei dem weltbekannten Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. "Was mich an ihm faszinierte: Er ermunterte seine Studenten immer wieder dazu, eigenständig zu werden. Sie sollten ,ihr Ding' einfach durchziehen", sagt der ehemalige Kunsterzieher am Erasmus-Gymnasium in Grevenbroich. Der heutige Vorruheständler hat sich das zu Herzen genommen und "sein Ding" durchgezogen — das Fahrradfahren.

Jürgen Holitschke verzichtete jahrelang aufs Auto, fuhr bereits mit dem Helm, als das noch als "exotisch" galt und stellte sein Lieblings-Fahrzeug immer wieder in den Mittelpunkt seiner Kunst-Aktionen — er versenkte Fahrräder in der Erft oder hängte sie an die Decke des Neusser Kreishauses.

Und jetzt Borken. Dort bestreitet er mit seinen ehemaligen Kommilitonen Stefan Kaiser und Klaus Tesching die Ausstellung "Beuys und Schüler", die heute eröffnet wird und auch Werke des Kunst-Professors zeigt. "Wir noch lebenden Beuys-Schüler haben uns nie aus den Augen verloren, wir treffen uns regelmäßig seit vielen Jahrzehnten", erzählt Jürgen Holitschke.

Nicht selten kommen die Künstler auch im gemütlichen Haus des 62-Jährigen in Bedburdyck zusammen. Dort lebt Jürgen Holitschke gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth, die ebenfalls künstlerisch aktiv ist. Aktuell hat die Bedburdyckerin aus einer ehemaligen Weihnachtstischdecke eine große Schubkarre geschneidert — was irgendwie auch nach Beuys klingt.

(NGZ)
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