Lokalsport Bester Drittligist trifft schlechtesten

Korschenbroich · Handball: TV Korschenbroich ist morgen bei Meister TuS Ferndorf zu Gast.

Man kann diese Vorschau in einem Satz zusammenfassen: Der beste Drittligist Deutschlands trifft morgen (19.30 Uhr, Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal) auf den schlechtesten. Der TuS Ferndorf (54:0 Punkte) ist als einziger Klub im deutschen Profi-Handball ungeschlagen und angesichts des Restprogramms (TV Korschenbroich, GWD Minden II, SG Schalksmühle) auf bestem Wege, den Rekord den Neusser HV aus dem Vorjahr (59:1 Punkte) aus den Drittliga-Annalen zu tilgen.

Der TV Korschenbroich stellt mit seinen 8:46 Zählern den derzeit schwächsten Tabellenletzten aller vier Drittliga-Staffeln (Süden SG Köndringen-Teningen 12:42, Osten HSV Bad Blankenburg 18:36, Norden HG Hamburg-Barmbek 14:36). Ein Trost für den TVK: Es gab in der Vergangenheit noch schlechtere Teams im Westen - 2013 stieg Adler Königshof mit 7:49 Zählern ab, im Vorjahr die SG Ratingen mit 5:55. Und auch die Ausbeute von LIT Nordhemmern (2011/12), TSG Bielefeld (2013/14) und ATSV Habenhausen (2015/16), die mit jeweils 10:50 Punkten abstiegen, können die Korschenbroicher in den restlichen drei Partien noch erreichen.

Doch selbst wenn ihnen dies gelänge: Der Niedergang des "Handballdorfs" ist atemberaubend. Vor zwei Jahren war der TVK Fünfter, die Spielzeit 2013/14 beendete er als Vierter - Rang elf aus dem Vorjahr war die bislang schlechteste Platzierung überhaupt in den sechs Jahren in der Dritten Liga West.

Was dem TVK neben einer hübschen Summe Geld aktuell fehlt, wurde während des vorerst letzten Auftritts als Drittligist beim Korschenbroicher City-Lauf augenfällig dokumentiert: so etwas wie mannschaftliche Geschlossenheit. Vorneweg lief (nicht mal im Vereinsdress) Manager Kai Faltin, der so deutlich machte, dass er schon lange nicht mehr mit dem Herzen dabei ist. Hinterdrein trabte Ronny Rogawska, aus gutem Grund, begleitete er doch sein Töchterchen auf dem langen Weg ins Ziel. Das zeigt, wie wichtig dem Dänen seine Familie ist - was ihn bewog, schon früh das Angebot einer vermeintlichen oder tatsächlichen finanziellen Sicherheit durch die HSG Krefeld für die Saison 2018/19 anzunehmen.

Und zwischendrin liefen die Spieler: Allein, zu zweit, als Vierergrüppchen - aber eben nicht wie in den vergangenen Jahren als Mannschaft. Eine solche ist der TVK nie gewesen in dieser Spielzeit. Sondern eine Ansammlung durchaus talentierter Handballer, die "sich" aber nicht gefunden haben auf dem Parkett. Was auch an der viel zu kurzen Saisonvorbereitung und an den zu wenigen (gemeinsamen) Trainingseinheiten lag.

Vor allem aber daran, dass es ihnen nicht vorgelebt wurde. Wenn der Sportliche Leiter in der gesamten Saison nur ein Auswärtsspiel seines Klubs miterlebt, spricht das Bände über das "Hand.Ball.Herz-Team". Dass Kai Faltin seinen Nachfolgern im Interview mit dem eigenen Pressesprecher jetzt auch noch kluge Ratschläge erteilt, stellt dem Lehrer kein gutes Zeugnis aus.

(NGZ)
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