Lokalsport Bayer empfängt bestes Auswärtsteam

Dormagen · Eigentlich möchte Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen die mit dem Sieg in Schwartau eingeleitete Trendwende morgen fortsetzen. Ausgerechnet da beschert ihm der Spielplan im ASV Hamm die beste Auswärtsmannschaft der Liga.

 In der vergangenen Saison scheiterten die Dormagener (hier Pascal Noll) bei ihrer 25:29-Heimniederlage gegen den ASV Hamm allzu oft an Tomas Mrkva, dem tschechischen Nationaltorhüter der Gäste.

In der vergangenen Saison scheiterten die Dormagener (hier Pascal Noll) bei ihrer 25:29-Heimniederlage gegen den ASV Hamm allzu oft an Tomas Mrkva, dem tschechischen Nationaltorhüter der Gäste.

Foto: H. J. Zaunbrecher

Für Anhänger gepflegter Statistik stellt sich die Frage nach dem Ausgang dieser Partie eigentlich gar nicht. Was soll schon dabei herauskommen, wenn die Mannschaft mit der schlechtesten Heimbilanz das Team empfängt, das im bisherigen Saisonverlauf die wenigstens Auswärtspunkte abgegeben hat?

Jörg Bohrmann und seine Spieler möchten morgen Abend zeigen, dass Handball mehr als eine Ansammlung von Plus und Minus ist. "Klar sind wir nicht der Favorit", sagt der Trainer des TSV Bayer Dormagen vor der Auseinandersetzung mit dem ASV Hamm-Westfalen, die um 19 Uhr von den Unparteiischen Ronny Dedens und Nico Deckert (Magdeburg) im Bayer-Sportcenter angepfiffen wird, "aber wir wollen da reingehen, um zwei Punkte zu holen."

Punkte, die der Tabellenvorletzte dringend braucht, soll der durch den 24:22-Sieg beim VfL Bad Schwartau gerade geknüpfte Sichtkontakt zum rettenden Ufer nicht schon wieder abreißen, nachdem mit dem TuS Ferndorf ein direkter Konkurrent im Nachholspiel am Mittwochabend mit dem 29:25-Sieg über die HSG Nordhorn-Lingen vorgelegt hat - die seit dem 3. Oktober sieglosen Siegerländer hatten zuvor eine ähnliche Durststrecke gehabt wie die Dormagener vor ihrem Auswärtscoup in Lübeck.

An die dort und auch zuvor bei der 25:28-Niederlage bei Tabellenführer HC Erlangen gezeigte Leistung würde Bohrmann morgen Abend nur allzu gerne anknüpfen. Auf der Rückfahrt am Sonntag habe er "zum ersten Mal seit langem viele lachende und lächelnde Gesichter gesehen", sagt Bohrmann, "dieser Sieg hat der Mannschaft unglaublich gut getan." Freilich weiß er auch, dass damit noch nichts gewonnen im knüppelharten Abstiegskampf, in den kurz vor Ende der Hinrunde die halbe Liga verstrickt ist.

"Big points" gegen ein Team aus dem oberen Tabellendrittel würden da enorm weiterhelfen. In der vergangenen Saison glückten sie dem TSV drei Mal: beim 33:29 gegen HSC Coburg, beim 26:16 gegen EHV Aue und vor allem beim 29:25 in Nordhorn. Auf eine Neuauflage warteten die Dormagener bislang vergeblich. Ob sie ausgerechnet gegen den ASV Hamm klappt, der von seinen acht Auswärtsspielen fünf gewann und nur in Aue (25:31) und Bietigheim (24:24) Punkte ließ, es dabei aber bislang auch ausnahmslos mit Gastgebern aus dem Tabellenkeller zu tun hatte? Selbst Bohrmann ist da ein wenig skeptisch, denn "körperlich und von der Erfahrung her sind die uns eindeutig überlegen."

Das fängt beim tschechischen Nationaltorhüter Tomas Mrkva an und hört bei dessen Landsmann Ondrej Zrdrahala, der eine Saison das Trikot des DHC Rheinland trug und am Ende der vergangenen Spielzeit mit 225/83 Treffern der fünftbeste Torschütze der Zweiten Liga war, noch lange nicht auf. "Der Rückraum ist erstklassig besetzt", sagt Bohrmann über Spieler wie den von Erstliga-Absteiger TSG Friesenheim gekommenen Stephan Just, die Ex-Gummersbacher Jan-Lars Gaubatz und Marian Orlowski und den wurfgewaltigen Markus Fuchs. Nicht zu vergessen den hünenhaften Kreisläufer Jan Brosch, der mit seinen 205 Zentimetern und 128 Kilogramm Lebendgewicht nur schwer zu halten sein dürfte. Zweiter Ex-Dormagener im Kader von ASV-Trainer Nils Pfannenschmidt, der vor Jahresfrist auf der Bank des TBV Lemgo Platz für Florian Kehrmann machte, ist Joscha Ritterbach - der 21 Jahre alte Linksaußen kehrte der Jugend des TSV Bayer nach Differenzen mit Trainer Jörg Bohrmann den Rücken.

Das alles machte die Westfalen eigentlich zum Anwärter auf einen Aufstiegsplatz, wäre da nicht die verheerende Heimbilanz, die mit 9:11 Punkten kaum besser ausfällt als die des TSV Bayer (6:10). Die würde Bohrmann morgen gerne aufbessern, und er hat auch eine Ahnung, wie das gehen könnte: "Wir müssen ihr Abwehrbollwerk knacken, um dadurch die Trefferflut aus erster und zweiter Welle zu verhindern." Gegen Hamm gelang das bislang noch nicht - die beiden Partien seit dem Wiederaufstieg gingen mit 25:29 und 22:33 verloren.

(NGZ)
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