2. Handball-Bundesliga TSV startet in Mission Klassenverbleib

Dormagen · In der EM-Pause haben die Verantwortichen der Dormagener Zweitliga-Handballer an einigen Stellschrauben gedreht, um in der Rückrunde besser für den harten Abstieskampf gerüstet zu sein. Los geht‘s bei den Eulen Ludwigshafen.

 Dormagens Spielmacher Ian Hüter ist nach seiner langwierigen Verletzung zwar noch nicht wieder bei 100 Prozent, dennoch ist es wichtig, dass er gegen Ludwigshafen zur Verfügung steht.

Dormagens Spielmacher Ian Hüter ist nach seiner langwierigen Verletzung zwar noch nicht wieder bei 100 Prozent, dennoch ist es wichtig, dass er gegen Ludwigshafen zur Verfügung steht.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Nach einer Hinrunde voller Pleiten, Pech und Pannen war Handball-Zweitligist TSV Bayer Dormagen darum bemüht, in der EM-Pause für frischen Wind zu sorgen. Denn es gilt, mit aller Macht den nächsten Abstieg in die 3. Liga nach 2018 zu vermeiden. Die wohl schwerste Entscheidung war, den zuvor lange erfolgreichen Trainer Dusko Bilanovic zu entlassen. Doch letztlich wurde dem Deutsch-Serben wohl die maßlos enttäuschende Vorstellung im letzten Spiel des Jahres im Kellerduell gegen den TuS Ferndorf zum Verhängnis. Da war es dann auch keine Entschuldigung mehr, dass die Dormagener die komplette Hinrunde mit schon fast unheimlichen Personalproblemen zu kämpfen hatten. Seit klar ist, dass in Matthias Flohr der neue Trainer erst im Sommer kommt, ist Interimscoach Peer Pütz für den Rest der Saison zur Dauerlösung geworden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Rückrundenstart.

Wie lief die Vorbereitung mit dem neuen Trainerteam? Peer Pütz wird als ehemaliger Co-Trainer von Dusko Bilanovic durch A-Jugendcoach David Röhrig, Athletiktrainer Nico Brandt, Torwarttrainer Joachim Kurth und den Sportlichen Leiter Walter Haase unterstützt. In dieser neuen Konstellation blieb seit dem Trainingsstart am 17. Januar nur wenig Zeit für die Vorbereitung. Zu allem Unglück fielen auch noch die beiden vereinbarten Testspiele gegen den TuS Opladen und den TSV Hannover-Burgdorf wegen Corona aus. Immerhin gab es die Möglichkeit, nach einer gemeinsamen Übungseinheit mit TuSEM Essen, den einen oder anderen Trainingsinhalt auszuprobieren. „Ich glaube, wir haben in einigen Bereichen Fortschritte gemacht“, sagt Peer Pütz, betont aber: „Alles geht nicht von heute auf morgen, wir brauchen noch Zeit.“

Woran wurde in der Vorbereitung hauptsächlich gearbeitet? Ein Blick auf das Torverhältnis der Hinrunde hat gezeigt, wo der Schuh in Dormagen am meisten drückte. Mit nur 404 Toren aus 17 Spielen (23,76 im Schnitt) stellte der TSV den mit Abstand schwächsten Angriff der Liga. Um das zu ändern, hat Pütz in der Offensive an mehr Variabilität und Zielstrebigkeit gearbeitet. Auch das Überzahlspiel war ein wichtiges Thema. Zudem hat Pütz darauf hingearbeitet, dass der TSV mehr von seiner stabilen Abwehr samt gutem Torwart profitiert. Künftig sollen über besseres Tempospiel wieder mehr einfache Tore für Dormagen fallen.

Wie sieht das Startprogramm der Dormagener aus? Inklusive zweier Nachholspiele stehen für den TSV bis zum Saisonende am 11. Juni 21 Meisterschaftsspiele auf dem Programm. Und mit sechs Partien gibt‘s bis zum 1. März auch direkt ein straffes Auftaktprogramm, auch die Gegner haben es in sich. Die Eulen Ludwigshafen und Coburg sind Erstliga-Absteiger, der ASV Hamm-Westfalen hat noch Kontakt zur Tabellenspitze, Bietigheim wurde vor der Saison als Aufstiegskandidat gehandelt, Rimpar und Eisenach befinden sich ebenso wie die enttäuschenden Coburger noch in der Abstiegsgefahrenzone, sind also direkte Konkurrenten der Dormagener. Mehr Zeit, wie sie Peer Pütz gerne zum Vertiefen der neuen Elemente im Dormagener Spiel hätte, bleibt also nicht wirklich. „Die ersten Gegner sind richtig schwer“, sagt der TSV-Coach, der aber überzeugt ist: „Auch gegen die sind wir nicht chancenlos, wenn wir unsere Leistungsfähigkeit abrufen.“

Wie ist die personelle Lage im TSV-Kader? Die Hinrunde war von permanenten Ausfällen geprägt. Besonders bitter waren die Langzeitverletzungen von Alexander Senden, Joshua Reuland und Ian Hüter. Linksaußen Reuland stand im letzten Spiel des alten Jahres schon wieder kurz auf der Platte und hat sich weiter herangekämpft. Spielmacher Ian Hüter ist wieder voll belastbar, aber noch nicht bei 100 Prozent. Der Halblinke Alexander Senden trainiert nach seiner Schulterverletzung wieder, braucht aber noch Zeit. Weil auch der als Backup eingeplante Lucas Rehfus weiter ausfällt, ist es wichtig, dass der TSV in dieser Woche einen Zugang für den Rückraum präsentieren konnte. Mislav Grgic (23) kam vom Ost-Drittligisten SV Anhalt Bernburg und kann sowohl auf Halblinks als auch in der Mitte spielen.

Was hat sich bei der Konkurrenz getan? Am interessantesten ist da aus TSV-Sicht die untere Tabellenhälfte. So hat der VfL Lübeck-Schwartau als Konsequenz aus der enttäuschenden Hinrunde kürzlich Piotr Przybecki entlassen und Trainerlegende Michael Roth als Nachfolger präsentiert. Einen Tag nach Dormagen vermeldete auch Schlusslicht Ferndorf einen Neuzugang fürs Feld. Sie verpflichteten den österreichischen Nationalspieler Christoph Neuhold vom Ligakonkurrenten HC Elbflorenz

Wie stark sind die Eulen Ludwigshafen? Als Tabellenachter laufen die Eulen zwar etwas den Erwartungen hinterher, doch gerade gegen Ende der Hinrunde konnte sich das Team von Ceven Clatt, einst Trainer des Neusser HV, steigern, schlug sogar Primus VfL Gummersbach. „Eine körperlich sehr starke Mannschaft“, sagt TSV-Coach Peer Pütz vor dem ersten Spiel am Sonntag (16 Uhr) in Ludwigshafen. Die Robustheit schlägt sich einerseits in einer starken Abwehr nieder, die Größe andererseits im Rückraum. Beste Torschützen sind Jung-Nationalspieler Hendrik Wagner (110 Treffer) und Stefan Salger (77).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort