2. Handball-Bundesliga Dormagen vor Duell der krassen Gegensätze

Dormagen · Die Dormagener Zweitliga-Handballer warten 2022 noch auf ein Erfolgserlebnis, sind nach dem schwachen Auftritt gegen Hamm sogar Tabellenletzter. Ganz anders sieht die Lage beim nächsten Auswärtsgegner Bietigheim aus. 

 Gegen Hamm erwischte Martin Juzbasic nicht seinen besten Tag im Dormagener Tor. In Bietigheim muss er sich wie der Rest der Mannschaft steigern.

Gegen Hamm erwischte Martin Juzbasic nicht seinen besten Tag im Dormagener Tor. In Bietigheim muss er sich wie der Rest der Mannschaft steigern.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Die Szenen aus dem TSV-Bayer-Sportcenter vom vergangenen September muten aus heutiger Sicht schon surreal an. Damals machten die Dormagener Zweitliga-Handballer, angeführt für Kapitän Patrick Hüter, nach dem überraschenden 21:20-Heimsieg gegen die SG BBM Bietigheim zusammen mit den Fans die Humba, noch Minuten danach bedankten sich die Zuschauer für ein tolles Handballspiel, indem sie die „Welle“ durch die Halle schwappen ließen. Vor dem Rückspiel am Freitag in Bietigheim herrscht bei den Anhängern des TSV eigentlich nur noch Ernüchterung, nach dem schwachen Heimauftritt vorigen Samstag gegen Hamm waren sogar die ersten Pfiffe leise, aber deutlich zu vernehmen. Während Dormagen inzwischen auf den letzten Platz durchgereicht wurde, haben sich die als Titelkandidat eher schwach in die Saison gestarteten Bietigheimer mit inzwischen vier Siegen in Folge stabilisiert.

Beim so erbaulichen Hinspielsieg gegen Bietigheim war Peer Pütz noch als Co-Trainer dabei, seit der Entlassung von Dusko Bilanovic trägt er die Verantwortung. Nach dem vielversprechenden Start gegen die Eulen Ludwigshafen wurde auch er von der schwachen Vorstellung gegen Hamm kalt erwischt. Doch jetzt den harten Hund herauszukehren, ist seine Sache nicht. „Die Spieler waren auch unzufrieden. Im Training haben sie eine gute Reaktion gezeigt“, erklärt Pütz. Mit dabei gegen Hamm war bei seinem Comeback nach monatelanger Verletzungspause auch Rückraumspieler Alexander Senden. Er geht davon aus, dass die Leistung vorigen Samstag nur ein Ausrutscher war: „Die Stimmung ist nach wie vor gut. Da lässt sich keiner runterziehen, wir wollen es alle besser machen.“

Zu verbessern gibt es einiges. Nach der gemeinsamen Video-Analyse hat Peer Pütz seinen Spielern so einiges ins Hausaufgabenheft geschrieben. „In den Abwehr müssen wir härter und aggressiver agieren, unser Rückzugsverhalten muss sich ändern und im Angriff müssen wir auch Details anpassen. Wir haben einfach zu viel verworfen“, erklärt der TSV-Coach. Zudem ist dringend eine Steigerung auf der Torwartposition vonnöten. In den beiden ersten Partien des neuen Jahres stand Christian Simonsen zu Beginn zwischen den Pfosten, Routinier Martin Juzbasic kam dann später ins Spiel. Beide konnten ihrer Mannschaft nicht groß helfen, was insbesondere bei Juzbasic erstaunt, der in der Saison 2020/2021 aus der 3. Liga kommend zu einem der besten Zweitliga-Keeper avancierte und auch schon in der laufenden Spielzeit starke Leistungen zeigte, zum Beispiel beim Hinspielsieg gegen Bietigheim. „Martin hat wegen Krankheit Teile der Vorbereitung verpasst und war körperlich einfach nicht fit. In der Hinrunde war er an einigen Punktgewinnen beteiligt, da müssen wir wieder hin“, betont Peer Pütz.

Auf der Gegenseite ist die Lage eine ganz andere. Die Bietigheimer haben in Konstantin Poltrum eine Nummer eins im Tor, deren aufsteigende Formkurve in direktem Zusammenhang mit der jüngsten Erfolgsserie der Mannschaft von Trainer Iker Romero steht. Bei den jahresübergreifend vier Siegen in Folge parierte Poltrum jeweils Bälle im zweistelligen Bereich, gegen Hagen waren es Ende Dezember sogar 17, was einer Quote von knapp 40 Prozent entsprach. Klar, dass ein derart ambitionierter Zweitligist auch auf dem Feld jede Menge Qualität vorweisen kann. Auf den Halbpositionen im Rückraum etwa Dominik Claus (75 Tore) und Sven Wesseling (106 Tore) sowie Jonathan Fischer (77 Tore) am Kreis.

Was Peer Pütz dem entgegensetzen kann, um vielleicht den ersten Auswärtssieg der Saison einzufahren (bislang gab es nur einen Zähler in Aue), ist noch nicht ganz klar. Klar ist, dass Rechtsaußen Jakub Sterba nach seiner ausgekugelten Schulter gegen Hamm noch länger fehlen wird und Patryk Biernacki (Patellasehne) sowie Fynn Johannmeyer (Daumen) ausfallen. Ein Fragezeichen steht dagegen hinter den Einsätzen von Alexander Senden, der nach seinem Comeback noch nicht wieder bei 100 Prozent sein kann, und Winter-Zugang Mislav Grgic, der angeschlagen aus der Partie gegen Hamm kam. Immerhin steht der vor seiner Erkrankung so formstarke Youngster Sören Steinhaus wieder zur Verfügung. Trainer Peer Pütz steht vor dem schwierigen Spagat, die Kräfte richtig zu verteilen. Einerseits braucht der TSV kurzfristig dringend jedes Erfolgserlebnis, andererseits ist die Bietigheim-Partie der Auftakt zu sechs Spielen innerhalb von zweieinhalb Wochen.

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