2. Handball-Bundesliga Ein Handball-Derby, das es in sich hat

Dormagen · Am Montag stehen sich die Zweitliga-Spieler von TSV Bayer Dormagen und TuSEM Essen schon zum 39. Mal in einem Punktspiel gegenüber – ein Duell, das in der Vergangenheit schon häufig entscheidenden Charakter hatte.

 Das bislang letzte Punktspiel zwischen dem TSV Bayer Dormagen und TuSEM Essen am 13. Dezember 2019. Für Dormagen damals schon dabei war André Meuser (beim Wurf).

Das bislang letzte Punktspiel zwischen dem TSV Bayer Dormagen und TuSEM Essen am 13. Dezember 2019. Für Dormagen damals schon dabei war André Meuser (beim Wurf).

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Schon ein Mal stand den Handballern des TSV Bayer Dormagen vor einem Heimspiel gegen TuSEM Essen das Wasser im Abstiegskampf bis zum Hals. Das war am 16. April 2016, die Dormagener, bei denen wenige Wochen zuvor Jörg Bohrmann seinen Platz auf der Bank für Interimstrainer Tobias Plaz geräumt hatte, trennten fünf Punkte vom rettenden Ufer. Nach dem 29:27-Sieg nach 14:16-Pausenrückstand vor 1486 Zuschauern keimte wieder Hoffnung auf im Bayer-Lager – eine trügerische, denn am Saisonende sechs Spieltage später musste der TSV als Tabellenvorletzter zusammen mit HG Saarlouis, Eintracht Hagen und dem SV Henstedt-Ulzburg die Zweite Liga verlassen.

Aus dieser Spielzeit stammt auch der bisherige Negativrekord in der knapp vier Jahrzehnte währenden Geschichte des Dormagener Profi-Handballs: In der Hinrunde kassierte der TSV zehn Niederlagen in Folge. Ein Wert, dem sich die Chemiestädter derzeit bedenklich nähern – gelingt in der wegen der Dormagener Personalnot von Freitag auf Montag verlegten Partie (Anwurf durch die Schiedsrichter Thomas Kern und Thorsten Kuschel ist um 19.30 Uhr) im heimischen Sportcenter kein doppelter Punktgewinn, wäre es das neunte sieglose Spiel in Folge für die Schützlinge von Trainer Dusko Bilanovic.

 Petre Ivanescu war Trainer in Essen und in Dormagen.

Petre Ivanescu war Trainer in Essen und in Dormagen.

Foto: Jazyk

Ein Grund mehr, warum es dieses Derby in sich hat. Es ist das 39. Duell beider Klubs in einem Punktspiel (eigentlich das 40., doch die für den 16. Mai 2020 vorgesehene Partie fiel dem Corona-bedingten Abbruch der Saison 2019/20 zum Opfer). Mit keinem anderen Gegner haben die Dormagener in Erster und Zweiter Liga so oft die Klingen gekreuzt zwischen dem 10. Oktober 1987, als ihnen mit dem 18:16 ihr erster Sieg (nach zuvor fünf Niederlagen und einem Unentschieden) überhaupt in der Ersten Liga gelang, und dem 13. Dezember 2019. Vor 1463 Zuschauern setzten sich die Hausherren mit 31:28 (Halbzeit 13:12) durch – und das, obwohl die Essener als Tabellenführer ins Bayer-Sportcenter angereist waren. Fünf Spieler (Joshua Reuland, der mit sechs Treffern erfolgreichster Torschütze war, Patrick Hüter, Andre Meuser/je 5, Ante Grbavac/4 und Jakub Sterba/2) gehören noch zum aktuellen Kader, auf Gästeseite sind es deren acht.

 Eloy Morante Maldonado wechselte vom TSV nach Essen.

Eloy Morante Maldonado wechselte vom TSV nach Essen.

Foto: imago images/Marco Wolf

Einer hat inzwischen die Seiten gewechselt: Eloy Morante Maldonado verließ am Ende der Saison 2019/20 nach fünf Jahren den Höhenberg Richtung Margarethenhöhe, wo er mit 57 Treffern (in 14 Spielen) die Torschützenliste anführt. Der 23-Jährige hat prominente Vorgänger: Auch Kalle Töpfer, Dieter Bartke, Karsten Kohlhaas, Mirko Bernau und Maik Handschke trugen die Trikots beider Klubs. In Dennis Szczesny und Co-Trainer Michael Hegemann haben noch zwei Essener eine (wenn auch nur kurze) Dormagener Vergangenheit.

Jamal Naji nicht zu vergessen. Der wechselte vor anderthalb Jahren aus dem Amt des Jugendkoordinators (und A-Jugend-Trainers) beim TSV Bayer zum TuSEM und steht nun vor dem nächsten Karriereschritt: Zur neuen Saison wird der 35-Jährige als Nachfolger von Sebastian Hinze (zu den Rhein-Neckar Löwen) Cheftrainer beim Bergischen HC – sein künftiger „Co“ Peer Pütz sitzt am Freitag in dieser Funktion auf der Dormagener Bank. Auch Trainerwechsel zwischen Höhenberg und Margarethenhöhe haben Tradition: Petre Ivanescu, der den TSV Bayer 1987 in die Erste Liga und in seiner ersten Saison als damals „besten Aufsteiger aller Zeiten“ trotz Fehlstarts auf Tabellenplatz fünf führte, kam aus Essen und kehrte nach seinem (erfolglosen) Intermezzo als Bundestrainer auch wieder dorthin zurück. In der Saison 1990/91, als es erst- und letztmals in der Geschichte der (damals zweigleisigen) Ersten Liga eine Play-off-Runde gab, traf er mit TuSEM auf seinen früheren Klub – und setzte sich im DM-Viertelfinale mit 22:16, 12:13 und 25:21 durch. Und auch Hade Schmitz, der bei den größten Erfolgen der Dormagener Handballgeschichte (Endspiele im EHF-Europapokal und im DHB-Pokal 1993, Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger 1994) auf der Bank saß, hatte zuvor den TuSEM trainiert.

 Zum Schluss noch ein Mutmacher für die personell so arg gebeutelten Bayer-Handballer: Am 22. März 2019 reisten sie als krasser Außenseiter ins Essener Sportzentrum Am Hallo – und brachten mit einem vor allem in dieser Deutlichkeit überraschenden 39:33-Sieg (Halbzeit 19:15) die vielleicht entscheidenden Punkte im Kampf um den Klassenerhalt unter Dach und Fach. Gegen TuSEM Essen ist Dusko Bilanovic also noch ungeschlagen – er hätte sicher nichts dagegen, wenn das am Freitag so bleibt.

Info Im Vorverkauf für den Klassiker waren schon über 1000 Tickets verkauft worden. Der TSV weist darauf hin, dass nach der Verlegung von Freitag auf Montag alle Tickets ihre Gültigkeit behalten. Wem der Termin nicht passt, kann kostenfrei stornieren.

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