2. Handball-Bundesliga Starke Dormagener verpassen Überraschung knapp

Dormagen · Viel hat nicht gefehlt und die Dormagener hätten gegen den TV Hüttenberg in heimischer Halle etwas Zählbares geholt. Doch am Ende eines attraktiven Handballspiels hatten die favorisierten Hessen das bessere Ende für sich.

 Bayer-Coach Dusko Bilanovic (l.) mit TSV-Pressesprecher Detlev Zenk und Kollege Johannes Wohlrab.

Bayer-Coach Dusko Bilanovic (l.) mit TSV-Pressesprecher Detlev Zenk und Kollege Johannes Wohlrab.

Foto: David Beineke

Der TSV Bayer Dormagen hat den Abstiegskampf in der 2. Handball-Bundesliga voll angenommen. Nach der kämpferisch starken Vorstellung am vergangenen Freitag am Höhenberg gegen TV Emsdetten, die mit einem 18:18 belohnt wurde, legten die Schützlinge von Trainer Dusko Bilanovic am Mittwochabend neben ihrem unbändigen Einsatz auch spielerisch zu und waren erneut in heimischer Halle drauf und dran, gegen den klar favorisierten TV Hüttenberg etwas Zählbares zu holen. Doch am Ende hatten die starken Gäste aus Hessen das Quäntchen mehr Glück auf ihrer Seite und feierten einen 30:28 (14:13)-Sieg, der ihnen sogar den Sprung auf den dritten Tabellenplatz bescherte.

Wie sich die Dormagener vor 432 Zuschauern trotz erneut großer Personalprobleme, die sich im Spielverlauf noch weiter zuspitzten, verkauften, nötigte auch Gästetrainer Johannes Wohlrab Respekt ab: „Dass es in Dormagen schwer werden würde, war mir klar. Zumal ich nicht wusste, mit welchen Spielern der Gegner auflaufen würde. Am Ende war es ein Spiel auf Augenhöhe und ein glücklicher Sieg für uns“, meinte Wohlrab und fügte an: „Wenn du oben stehst, hast du mehr Leichtigkeit und dann gehen eben auch solche Bälle rein wie von Mappes zum Schluss.“ Was der TVH-Trainer meinte, war die Szene in der nervenaufreibenden Schlussphase, als sein Spielmacher Dominik Mappes sich bei einer 28:27-Führung und in Hüttenberger Unterzahl zum Kreis durchtankte, abzog und der Ball vom Innenpfosten fast parallel zur Torlinie zum 29:27 (59.) ins Tor sprang. Als dann im Gegenzug Aron Seesing aus aussichtsreicher Position vom Kreis an Torwart Dominik Plaue scheiterte, der Abpraller zu Ante Grbavac kam und dessen Distanzwurf vom Gesicht Plaues ins Toraus trudelte, war das eine Vorentscheidung. Zumal Hüttenberg dann durch den jungen Philipp Schwarz eiskalt auf 30:27 erhöhte und Ante Grbavac in den Schlusssekunden mit seinem Treffer zum 28:30 nur noch Ergebniskosmetik gelang.  

Wie der TSV auch in der Schlussphase mit der überaus ungewohnten Rückraumbesetzung Ante Grbavac, Tim Mast und Jakub Sterba die Partie offenhielt, war beispielhaft für den Willen der Dormagener, sich allen Schwierigkeiten entgegenzustellen und bis zum Schluss alles zu versuchen, um etwas Zählbares in Dormagen zu behalten. Angefangen hatte die Partie mit der guten Nachricht, dass der Halbrechte André Meuser einsatzbereit ist. Doch nachdem die Gastgeber gut ins Spiel gekommen und den Hüttenbergern dicht auf den Fersen geblieben waren, folgte nach rund einer Viertelstunde ein Tiefschlag. Kapitän Patrick Hüter scheiterte zunächst an Torwart Dominik Plaue und versuchte dann bei der Rücklaufaktion einen Gegenstoß zu unterbinden. Ein Foul, bei dem Hendrik Schreiber zu Fall kam, wertete das Schiedrichterduo Marvin Cesnik/Jonas Konrad als so gravierend, dass sie Dormagens Kapitän und Abwehrchef früh mit einer Roten Karte vom Feld schickten. Eine harte Entscheidung der Unparteiischen, die in einer an sich sehr fairen Partie kleinlich pfiffen und mit zahlreichen Zeitstrafen für unnötige Unruhe sorgten. Erstaunliche zehnmal mussten Spieler alleine in der ersten Hälfte zwei Minuten auf die Bank, inklusive einer weiteren Roten Karte gegen den Hüttenberger Johannes Klein.

Doch egal was auch geschah, die Dormagener verloren nicht ihren Fokus. Ihr starker Auftritt übertrug sich schnell auf die Fans, die die Mannschaft dankbar nach vorne peitschten. Gestützt auf eine starke Abwehr, die sogar den so starken TVH-Spielmacher Dominik Mappes weitgehend in Schach hielt, und den in der ersten Hälfte mit acht Paraden überragend haltenden Martin Juzbasic, ließen sich die Dormagener nicht abschütteln. Dreimal war der aus der zweiten Mannschaft aufgerückte Janis Beckers sogar am Ausgleich beteiligt. Die Treffer zum 9:9 (20.) und 10:10 (21.) erzielte er selbst, das 13:13 (30.) bereitete er durch ein schönes Anspiel auf Jan Reimer vor.

Das Problem für die aufopferungsvoll kämpfenden Dormagener war allerdings, dass am Mittwochabend auf der anderen Seite in Gestalt von Hüttenberg eine Mannschaft stand, die sich von der enormen Gegenwehr nicht von ihrem Weg abbringen ließ und nie den Glauben an ihre Stärke verlor. Egal was auf dem Feld auch passierte, TVH-Coach Johannes Wohlrab konnte reagieren und von der Bank enorm viel Qualität bringen. Auch die extrem jungen Spieler wie Niklas Theiß (Jahrgang 2003), Tristan Kirschner (2002) und Philipp Schwarz (2002) lieferten ab. So hielten die Gäste in der zweiten Hälfte ihren knappen Vorsprung, profitierten dabei aber auch davon, dass TSV-Keeper Martin Juzbasic sein hohes Niveau aus der ersten Hälfte nicht halten konnte. Zudem traute Bayer-Coach Dusko Bilanovic im Verlauf der zweiten Hälfte Mittelmann Patryk Biernacki offenbar nicht mehr zu, die Wende einzuleiten und probierte mehrere Rückraumbesetzungen aus. Bei seinem Comeback versuchte auch André Meuser alles. Obwohl er immer wieder hart angegangen wurde,  war er am Ende mit acht Treffern bester Schütze des Spiels. Weil bei Dormagen vieles, aber nicht alles klappte, hatten die Gäste in der Schlussphase das bessere Ende für sich. Trotz der knapp verpassten Überraschung trug Dusko Bilanovic die Niederlage mit Fassung und war voll des Lobes für sein Team: „Hut ab vor den Jungs, was die in unserer Situation schaffen. Jeder hat das Maximum herausgeholt und wir haben toll gespielt.“ Weiter geht es nächsten Montag mit dem Auswärtsspiel bei Aufsteiger Rostock.

Die TSV-Tore: Meuser (8), Grbavac (7/4), Beckers (5), Biernacki (3), Mast (3), Sterba (1),  Reimer (1)   

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort