2. Handball-Bundesliga Bayer Dormagen fehlt die Leidenschaft

Dormagen · Nach dem wichtigen Auswärtssieg beim HC Empor Rostock konnten die Zweitliga-Handballer vom Höhenberg am Dienstagabend nicht nachlegen. Im Nachholspiel gegen den TV Großwallstadt setzte es eine verdiente Heimniederlage.

 Nach einem tollen Zuspiel seines Bruders Ian Hüter gleicht Dormagens Kreisläufer Patrick Hüter im Heimspiel gegen den TV Großwallstadt akrobatisch zum 12:12 aus.

Nach einem tollen Zuspiel seines Bruders Ian Hüter gleicht Dormagens Kreisläufer Patrick Hüter im Heimspiel gegen den TV Großwallstadt akrobatisch zum 12:12 aus.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Zum obligatorischen Trainertalk nach dem Heimspiel des TSV Bayer Dormagen in der 2. Handball-Bundesliga schickte der TV Großwallstadt gleich ein Duo. Doch der Ukrainer Vyacheslav Lochman, der erst im Januar auf den zurückgetretenen Igor Vori gefolgt war, und sein Co-Trainer Michael Spatz mussten am späten Dienstagabend lange warten, bis sie ihre Erklärung für den verdienten 33:30 (16:14)-Auswärtssieg im TSV-Bayer-Sportcenter abgeben konnten. Denn ihr Gegenüber Matthias Flohr ließ lange auf sich warten. Der entschuldigte sich zwar hinterher in seinem Statement, machte aber auch deutlich. „Wir hatten dringenden Redebedarf. Die Enttäuschung ist riesig, denn wir hatten heute die Chance, unser Punktekonto auszugleichen. Doch davon sind wir nun erst mal wieder weit entfernt.“

Beide Teams waren mit 16:18 Punkten (ohne die Spiele gegen das ukrainischen Gastteam HC Motor) und fast identischer Tordifferenz in das Nachholspiel aus der Hinrunde gegangen. Der Unterschied war nur, dass die Dormagener am vorigen Wochenende einen wichtigen Auswärtssieg in Rostock gefeiert hatten, während die Großwallstädter beim Schlusslicht in Würzburg mit einer maximal enttäuschenden 27:32-Niederlage ins Jahr gestartet waren. Zwei Spiele, die am Dienstag noch nachwirkten. Doch nicht so, wie es der reine Blick auf die Resultate glauben machen könnte. Denn weder strotzten die Gastgeber vor Selbstvertrauen und gingen mit viel Rückenwind in die Partie, noch zeigten sich der ob der schmerzlichen Pleite verunsichert. Im Gegenteil waren es die Dormagener, die über 60 Minuten irgendwie neben sich standen und auch emotional nie richtig in die Partie fanden. Und das wurmte Flohr mächtig: „Bei uns fehlt die Eingespieltheit. Es stehen viele Spieler auf dem Feld, die lange raus waren, und im Training konnten wir die Abläufe nicht so üben. Aber das war auch gegen Rostock so, doch da haben wir das mit Leidenschaft und Engagement ausgeglichen.“

Dieses Mal wirkten die Dormagener zwar stets bemüht, doch Leidenschaft und übergroßes Engagement legten sie nicht an den Tag. Daran lag es wohl auch, dass in der Halle unter den 801 Zuschauern irgendwie eine seltsame Atmosphäre herrschte, der Funke sprang jedenfalls nie so richtig auf die Ränge über. Nach dem Schlusspfiff waren sogar vereinzelt Pfiffe zu hören. Die Dormagener fanden von Beginn an gegen die aggressive Abwehr der Gäste keine Mittel und ließen selbst in der Defensive zu viele einfache Gegentore zu. So liefen sie die meiste Zeit einem Rückstand hinterher, dem sie sich zwar entgegenstemmten, doch wenn sich dann die Chance bot, die Partie auf ihre Seite zu ziehen, fehlte die Kaltschnäuzigkeit. Etwa in der 22. Minute der ersten Spielhälfte, als Kreisläufer Patrick Hüter nach einem tollen Zuspiel seines Bruders Ian akrobatisch zum 12:12 ausgeglichen und Martin Juzbasic anschließend stark gegen Adrian Kammlodt pariert hatte. Doch weil anschließend André Meuser zweimal aus der Distanz und Joshua Reuland mit einem Siebenmeter am starken TVG-Keeper Petros Boukovinas scheiterten, gingen die Gäste wieder drei Toren weg und nahmen einen Zwei-Tore-Vorsprung mit in die Pause.

Einen Vorsprung, den die Dormagener in Hälfte zwei beim 18:18 (35.) durch Sören Steinhaus in Unterzahl ausglichen. Doch ein Treffer der Gäste ins verwaiste TSV-Tor sowie mehrere unglückliche Abschlussversuche der Dormagener ließen Großwallstadt wieder auf vier Treffer davonziehen, das 22:18 (39.) erzielte Frieder Bandlow. Den Halbrechten bekamen die Dormagener überhaupt nicht in den Griff, mit 13 Treffern war er der überragende Spieler auf dem Feld. Nicht ganz so treffsicher war auf Halblinks Adrian Kammlodt, er leistete sich auch einige Fahrkarten, doch viele seiner sieben Tore erzielte er in wichtigen Momenten. In der insgesamt schnellen Partie erzielten auch die Dormagener für ihre Verhältnisse viele Tore, doch sie konnten den Rückstand im zweiten Durchgang einfach nicht mehr entscheidend verkürzen.

Das lag auch an Torwart Petros Boukovinas, der immer wieder bei der Dormagener Abschlüssen zur Stelle war, am Ende stattliche 15 Paraden zu Buche stehen hatte und damit seine Kollegen Martin Juzbasic und Christian Simonsen (zusammen zwölf Paraden) übertraf.

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