Korschenbroich Bauern klagen über Müll auf den Feldern

Korschenbroich · Scherben im Futter gefährden das Vieh, freilaufende Hunde zerstören Teile der Ernte: Die Kreisbauernschaft wirbt mit 50.000 Flyern für rücksichtsvolleren Umgang mit der Natur. Adressaten: Spaziergänger, Radler, Jogger und Hundehalter.

 Landwirte werben für mehr Toleranz (von links): Wolfgang Wappenschmidt, Franz-Josef Schockemöhle, Karl-Georg Klauth und Karl van Bebber wollen mit 50 000 Flyern Spaziergänger, Radler, Jogger und Hundehalter besser informieren.

Landwirte werben für mehr Toleranz (von links): Wolfgang Wappenschmidt, Franz-Josef Schockemöhle, Karl-Georg Klauth und Karl van Bebber wollen mit 50 000 Flyern Spaziergänger, Radler, Jogger und Hundehalter besser informieren.

Foto: Foto Baum

Die einen suchen die Natur, um dort auszuspannen, für die anderen ist sie Arbeitsplatz und Existenzsicherung. Ein Spagat, der im täglichen Miteinander bei Joggern, Radfahrern, Skatern, Hundehaltern und Landwirten nicht selten zu Spannungen und Ärgernissen führt. "An diesem Punkt wollen wir ansetzen und den Dialog mit den Menschen suchen", sagt Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt. Er will nicht belehren. Für den Vorsitzenden der Kreisbauerschaft steht nicht der erhobene Zeigefinger, sondern die sachliche Information im Vordergrund.

Helfen bei dieser Aktion soll ein Faltblatt, mit dem Titel "Machen wir's gemeinsam — Toleranz hilft weiter". Sechs Bereiche werden angesprochen: Hier spannen die Landwirte einen Themenbogen von den gemeinsam genutzten Wirtschaftswegen bis hin zu den wilden Müllkippen. "Felder und Wiesen sind keine Mülleimer", stellt Dr. Juliane Wahode fest. Sie weiß aus eigener Erfahrung: "Flaschen und Getränkedosen machen jede Maschine kaputt." Die Fachfrau geht gedanklich noch einen Schritt weiter: "Scherben und Aluminiumsplitter können verheerende Folgen haben, sollten sie im Viehfutter landen."

Verständnis für die Erholungssuchenden, die es in ihrer Freizeit in die Natur zieht, zeigten die Vertreter der Fachverbände allesamt. Sie waren am Dienstag zur Flyer-Präsentation bei Wolfgang Wappenschmidt in Glehn zusammengekommen. Für Jüchens Ortslandwirt Karl-Georg Klauth, Karl van Bebber und Kreisgeschäftsführer Peter Herzogenrath sind aber auch die Bedürfnisse der Landwirte berechtigt. Van Bebber spricht dabei nicht nur die Nacht- und Wochenendarbeit in der Erntezeit an. Er skizziert offen die Gefahren für Fahrradfahrer und Spaziergänger durch Trecker, Schlepper und Mäher: "Die großen Maschinen nehmen durch ihre Breiten nahezu den ganzen Verkehrsweg ein, sind schlecht manövrierfähig und können den Radfahrern nicht so schnell ausweichen." Er wirbt für "mehr Rücksicht auf gemeinsam genutzten Wegen".

Das "Land ohne Zaun ist keine Selbstbedienung" wird ebenso thematisiert, wie das oftmals unbedachte Verhalten von Hundehaltern. Als Beispiel nennt Wappenschmidt das Problem mit freilaufenden Hunden: "Schon ein einziger Ausflug in eine Salatkultur vernichtet bis zu 100 Salatpflanzen." Weiter betont der Kreislandwirt: "Die freien Felder befinden sich in privater Bewirtschaftung." Für ihn gehören auch in der Natur Handschuhe und Plastiktüte zu jedem Hundehalter. Sein dezenter Hinweis auf die Hinterlassenschaften: "Die landwirtschaftlich genutzten Flächen liefern hochwertige Lebensmittel. Da hat kein Hundehaufen etwas verloren."

Pünktlich zur Getreideernte kommen Landwirtschaftskammer NRW und Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach mit dem Flyer auf den Markt. Die Auflage liegt bei 50 000. "Der Flyer soll über die Rathäuser im Einzugsgebiet verteilt werden", sagt Franz-Josef Schockemöhle, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer NRW. "Die Anschreiben an die Bürgermeister sind schon raus." Aber auch die Landwirte und Direktvermarkter wollen den Flyer weitergeben.

(NGZ)
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