Basketball Tigers stehen vor totalem Umbruch im Sauseschritt

Neuss · Weil es der TG Neuss seit dem Abschied von Trainerin Janina Pils 2018 nicht mehr gelungen ist, den Kader mit jungen und entwicklungsfähigen Spielerinnen aufzufrischen, muss der Basketball-Zweitligist nun bis zum Herbst eine neue Mannschaft aufbauen.

 Steht für den kompletten Umbruch: Lydia Sy (l.) rückt von den TG Neuss Junior Tigers in den Kader der Zweitliga-Damen auf.

Steht für den kompletten Umbruch: Lydia Sy (l.) rückt von den TG Neuss Junior Tigers in den Kader der Zweitliga-Damen auf.

Foto: WORO

Am 24. März 2018 standen die Zweitliga-Basketballerinnen der TG Neuss auf dem Gipfel: Mit dem 74:71-Erfolg im Halbfinale über das Wolfpack Wolfenbüttel hatten sie gerade den ersten Sieg zum Auftakt einer Play-off-Serie seit dem Rückzug aus der Bundesliga 1995 geschafft. Und die Zukunft schien rosig. Dabei hatten die vor der Saison personell neu aufgestellten und noch mal verjüngten Tigers sogar als potenzieller Abstiegskandidat gegolten: Die Verpflichtungen der in Europa bis dahin vollkommen unbekannten US-Girls Briana Williams und Julia Duggan warfen ebenso Fragen auf wie die Zusammensetzung des Kaders: Zwei Profis, dazu die erfahrenen, aber voll im Beruf stehenden Jana Heinrich und Franzi Worthmann sowie U18-Nationalspielerin Karo Tzokov – gute erste Fünf, aber dann? Sera Asuamah-Kofoh, mit Barmen gerade sang- und klanglos aus der 2. Liga abgestiegen. Carlotta „Lotti“ Ellenrieder, im Sommer zwar an der Seite Tzokovs und Asuamah-Kofohs U18-B-Europameisterin geworden, aber als 1,93 Meter große Centerin ein Langzeitprojekt. Ronja Spießbach, ursprünglich sogar vorgesehen für einen Platz in der Startformation, nach monatelanger Verletzungspause noch gefühlte Lichtjahre vom Comeback entfernt. Und schließlich das Trio Lisa Spießbach, Inga Krings und Yanina Todorova, mit viel Herz und noch mehr Leidenschaft integraler Bestandteil der Mannschaft, aber als Rollenspielerinnen eben nicht für die Hauptjobs vorgesehen.

Und doch gehörten die Tigers, den anderen Spitzenteams finanziell hoffnungslos unterlegen, nach der dritten Play-off Teilnahme in Folge zur Crème de la Crème der Liga. Und heute? Aus dem Kader von 2018 mit jeder Menge Potenzial ist nur Inga Krings, die nach einjähriger Auszeit zurückkehren wird, übriggeblieben. Trainerin Janina Pils, Architektin dieser Erfolge, ging noch im gleichen Jahr von Bord, die Toptalente Karo Tzokov und Sera Asuamah-Kofoh wechselten in die 1. Liga. Unter den Trainern Antoine Braibant, der seine erste Saison in Neuss erst gar nicht überstand, und John F. Bruhnke, für den bei der TG nach zwei von der Corona-Pandemie geprägten Jahren seit der vergangenen Woche Schluss ist, wurden die Tigers, mit Janina Pils auf der Kommandobrücke noch eine erstklassige Adresse für starke Nachwuchsspielerinnen wie Paulina Körner, Sarah Stock, Ayla Faber oder auch Lea Brückner, zur Ü30-Truppe. Weil die vom Team um Abteilungsleiterin Angela Krings und TG-Geschäftsführer Klaus Ehren geschaffene Wohlfühloase bewährte Kräfte wie Jana Heinrich, Franziska Worthmann (ging 2020), Britta Worms, Leonie Prudent, Jana Meyer, Jill Stratton und Christina Krick zu Höchstleistungen anspornte, ließ sich der so dringend benötigte Umbruch indes prima vertagen. Aber Ende der abgelaufenen Saison kam es dann knüppeldick: Auf einen Schlag nahmen Heinrich, Prudent (jeweils Karriere-Ende), Worms (Düsseldorf), Stratton (zurück nach Kanada), Krick und – besonders bitter – sogar die erst 22-jährige Ellenrieder (Rheinland Lions) ihren Hut. Weil zuletzt auch die gerade in dieser Lage ungemein wertvollen Talente Ricarda Schott (ging nach Recklinghausen) sowie Jana und Lea Schnelle (Opladen) nicht gehalten werden konnten und die aus der WNBL aufrückenden Küken Céline Glock, Luisa Lukas, Lydia Sy, Jule Schillings und Johanna Huppertz noch nicht bereit fürs Bundesliga-Unterhaus sind, steht der als Nachfolger von John F. Bruhnke nach Neuss zurückkehrte Trainer Rufin Kendall nun vor der Herkulesaufgabe, die lange versäumte Verjüngungskur quasi aus dem Stand anzugehen.

Festtage wie der 24. März 2018 dürften damit für längere Zeit der Vergangenheit angehören.    

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