Basketball Tigers bekommen zunehmend Probleme

Neuss · Die personellen Engpässe beim Basketball-Zweitligisten haben sich gegenüber der Vorwoche sogar noch verschärft. Dazu verliert das Team von Trainer Rufin Kendall einen Punkt. Und eine neue Spielmacherin ist auch nicht in Sicht. 

 Perfekter Sprungwurf: Im Hinspiel setzte sich Nicole Egert mit den TG Neuss Tigers in der Sporthalle Allerheiligen mit 75:68 gegen die Young Dolphins Marburg durch.

Perfekter Sprungwurf: Im Hinspiel setzte sich Nicole Egert mit den TG Neuss Tigers in der Sporthalle Allerheiligen mit 75:68 gegen die Young Dolphins Marburg durch.

Foto: Wolfgang Walter

Bis Weihnachten war die Saison für die Zweitliga-Basketballerinnen der TG Neuss nahezu optimal gelaufen. Mit acht Siegen auf dem Konto belegte die komplett neuformierte Mannschaft Platz fünf, lag sogar nur zwei Punkte hinter dem zur Teilnahme an den Play-offs berechtigenden vierten Rang. Aber noch wichtiger: Der Abstand zum Tabellenneunten, der sich wie der Zehnte seine Zugehörigkeit zum Bundesliga-Unterhaus in nervenaufreibenden Überkreuzspielen mit einem Rivalen aus der Südgruppe erkämpfen muss, betrug zehn Punkte.

Doch dann kam der Januar: In dem ist es den Tigers bislang nicht gelungen, eine Nachfolgerin für die zum Erstliga-Schlusslicht SNP BasCats USC Heidelberg gewechselte Spielmacherin Maria Aftzi zu verpflichten. „Durch die aktuelle Situation haben wir viele Absagen bekommen“, sagt Kendall, der gehofft hatte, schneller Vollzug melden zu können. „Aber viele Spielerinnen haben sich entschieden, wegen Corona in der Heimat oder bei ihrem alten Verein zu bleiben.“ Ohne eine gelernte Führungskraft im Aufbau, ohne Inga Krings, Lydia Sy und Fiona Mebelli und auch ohne den Chefcoach, der sich bis Montag in Quarantäne befand, ging am vergangenen Samstag das Heimspiel gegen Chemnitz am Ende noch deutlich mit 50:73 verloren.

 Centa Bockhorst (r.) fällt auf unbestimmte Zeit aus.

Centa Bockhorst (r.) fällt auf unbestimmte Zeit aus.

Foto: Wolfgang Walter

Damit nicht genug: Weil es die TG verpasst hatte, die Spielberechtigung einer in diesem Match eingesetzten Akteurin an ihren veränderten Status anzupassen, wertetet der Verband die Partie mit 20:0 für die ChemCats. Eigentlich nur eine Formalie, wenn dieser Akt nicht gleichzeitig den Verlust eines Punktes bedeuten würde. „Das tut uns weh“, bestätigt Kendall. Der Vorsprung auf die Panthers Academy Osnabrück auf Rang neun ist damit auf neun Zähler geschrumpft. Das Polster auf den letzten definitiv sicheren Rang beträgt sogar nur noch sechs Punkte. Den belegt aktuell der SC Rist Wedel, punktgleich mit den Young Dolphins Marburg – beide Kontrahenten hatten in dieser für alle so schwierigen Spielzeit ebenfalls schon Punktabzüge zu verdauen. Und es geht tatsächlich noch schlimmer: Die eh schon angeschlagenen Tigers müssen nicht nur am Samstag (Anpfiff 15.30 Uhr) in Marburg, sondern für einige Wochen auf Centa Bockhorst verzichten. Die mit 10,3 Punkten im Schnitt nach Lydia Baxter (14,3) zweiterfolgreichste Korbjägerin im Team ist im Rahmen ihres Referendariats bis auf weiteres unabkömmlich.

Beim Durchzählen seines Kaders für die Partie in Marburg kommt Kendall gerade einmal auf fünf Spielerinnen. Da auch die in dieser Saison schon mal eingesprungene Leonie Prudent nicht zur Verfügung steht, hat der Coach schon die in der U18-Bundesliga (WNBL) spielenden Junior Tigers ins Training eingebunden. Johanna Huppertz steht eh schon im Damen-Team, interessant wäre auch die ebenfalls für die U15-Nationalmannschaft nominierte Marija Ilic. Doch die ist erst 14 und spielt mit einer Sondergenehmigung in der WNBL, kommt also nicht infrage. Bereits Einsätze in der 2. Liga können dafür Jule Schillings und Céline Glock vorweisen.

„Um antreten zu können, müssen acht Leute auf dem Spielberichtsbogen stehen“, weiß Kendall, dem völlig klar ist, dass sich die Tigers am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen müssen. „Die Lösung kann nur intern erfolgen.“ In der Spielvorbereitung hat er sich genau damit befasst. „Wir müssen gucken, wie wir auch unter diesen Voraussetzungen ein effektives Training anbieten können.“ Für die mit extrem kleiner Rotation antretenden Tigers komme es am Samstag vor allem auf eines an: „Du musst noch mehr als sonst schon auf den Ball achten, denn jeder Ballverlust bringt dich ins Laufen und kostet Kraft.“ Anderererseits ermutigt er seine Mädels, diese Herausforderung aktiv anzugehen. „Da müssen wir jetzt durch!“ Parallel dazu läuft die Suche nach einer neuen Aufbauspielerin auf Hochtouren. Kendall: „Alle sind damit beschäftigt – wir sitzen von morgens bis abends daran.“

Im Gegensatz zu den Zweitliga-Basketballerinnen der TG Neuss blicken die Young Dolphins Marburg auf einen gelungenen Start ins neue Jahr zurück. Am vergangenen Wochenende brachten die Mädels von Trainerin Volha Tamirgeanu sogar zwei Siege in weniger als 24 Stunden ein: Zunächst setzte sich das junge Team im Mittelhessenderby gegen die Bender Baskets Grünberg mit 70:52 durch, dann gelang beim nach starkem Saisonstart etwas aus dem Tritt geratenen Aufsteiger SC Rist Wedel ein 78:76-Erfolg. In Grünberg konnten die durch corona- und urlaubsbedingte Ausfälle geschwächten Dolphins in Theresa Simon (17 Punkte) und Johanna Klug auf zwei Spielerinnen des in der 1. Liga auflaufenden BC Pharmaserv Marburg bauen. In Wedel lagen die Gäste zu Beginn des vierten Viertelsnoch mit 14 Punkten zurück. Doch in der Schlussphase traf Sarah Lückenotte per Dreier zum 76:74, nach dem Ausgleich brachte Jasmin Weyell den Auswärtssieg mit einem Korbleger unter Dach und Fach.

Bei ihrem im Kampf um den Klassenverbleib so wichtigen 75:68-Erfolg im Hinspiel hätten die Tigers um ein Haar einen 16-Punkte-Vorsprung (52:36/22.) verspielt. Zur Topscorerin der Gastgeberinnen avancierte am Ende im Ausweichquartier Allerheiligen Centa Bockhorst mit 23 Zählern. Doch ausgerechnet sie fehlt am Samstag im Rückspiel. Die damals ebenfalls ganz wichtige Maria Aftzi (14 Punkte) spielt inzwischen in Heidelberg.

  

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