Basketball Der lange Weg vom Rugby-Ei zum Basket-Ball

Grevenbroich · Als Neuseeländer spielte Simon Bennett natürlich zunächst Rugby, entdeckte in Deutschland aber seine Liebe zum Basketball. Seit dieser Saison sitzt der ehemalige Zweitliga-Spieler der NVV Lions Mönchengladbach als Chef auf der Trainerbank des Regionalligisten NEW’ Elephants. Zum Debüt gab es einen deutlichen Sieg.  

 Starkes Debüt in Salzkotten: Elephants-Coach Simon Bennett (l.) in einer Auszeit mit David Markert, Basti Becker (oben v.l.), Farid Sadek und Vytautas Nedzinskas (v.v.l.).

Starkes Debüt in Salzkotten: Elephants-Coach Simon Bennett (l.) in einer Auszeit mit David Markert, Basti Becker (oben v.l.), Farid Sadek und Vytautas Nedzinskas (v.v.l.).

Foto: Hartmut Oehmen

Von Christchurch an der Ostküste der Südinsel Neuseelands bis Grevenbroich sind es 18.600 Kilometer, eine Distanz, die mit dem Flieger ganz geschmeidig in zweiundzwanzigeinhalb Stunden zu schaffen ist. Für die knapp 40 Kilometer von seiner Wohnung in Krefeld bis in die Sporthalle am Torfstecherweg in Gustorf benötigt Simon Bennett nur knapp 30 Minuten, was sicher von Vorteil ist, trainiert der 33-Jährige dort doch seit dieser Saison die Regionalliga-Basketballer der NEW’ Elephants. Eine (Sport-)Karriere, die sicher nicht vorgezeichnet war, denn die ersten neun Jahre seines Lebens verbrachte der Neu-Coach  auf der für ihre traumhaften Landschaften bekannten Vulkaninsel im Südwestpazifik. Und selbstverständlich galt seine ersten Liebe den „All Blacks“, der fast kultisch verehrten Rugby-Nationalmannschaft Neuseelands. „Ich habe tatsächlich auch selber gespielt“, sagt er.

Als es mit der Familie jedoch 1994 nach Deutschland ging, war damit Schluss. Jetzt war Basketball angesagt. Bei der BG Aachen entwickelte Bennett ein Talent, das ihn einige Jahre später schon mit 15 in die Regionalliga-Mannschaft der Neuwerk Lions (später NVV Lions Mönchengladbach) bringen sollte: eine fast schon beängstigende Treffsicherheit aus der Distanz. „Ich habe fast in jedem Spiel einer Dreier versenkt“, erinnert er sich. Mit den Löwen schaffte er es als Stammspieler bis in die Zweite Bundesliga Nord, klopfte nach deren Neugliederung sogar ans Tor zur professionell aufgestellten Pro A. Als der allmächtige Lions-Manager Sebastian Egelhoff das Team nach der verpassten Qualifikation 2007 allerdings in die plötzlich nur noch viertklassige Regionalliga West zurückzog, verlor der Scharfschütze  aus „Down Under“  die Lust. Aber was der Anfang vom Ende Ende einer interessanten Karriere hätten sein können, war der Beginn einer großen Männerfreundschaft. Denn der schon damals äußerst umtriebige Hartmut Oehmen holte Bennet zu den Willich Wildcats und startete eine Aufstiegsserie, die erst in der Regionalliga endete. Kein Wunder, dass der Coach und Manager seinen Lieblingsspieler 2012 mit nach Grevenbroich nahm.

Die Chemie zwischen den beiden stimmt – und darum konnte sich Oehmen auf dem Trainerstuhl keinen besseren Nachfolger vorstellen. Der mittlerweile 33-Jährige, schon in den beiden vergangenen Jahren als spielender Co-Trainer ein Garant für den Erfolg der Elephants,  ist einfach eine ziemlich „coole Socke“. Von Nervosität keine Spur. „So etwas habe ich schon als Spieler mit Mitte 20 abgelegt – und das ist auch als Trainer so.“

Das Debüt hätte schon mal gar nicht besser laufen können. In Salzkotten setzte er mit seinem neuformierten Team die erste Duftmarke (103:69). Dass sein Mentor dabei über 40 Minuten hinweg (relativ) still auf der Bank saß, registrierte er mir Freude: „Klar, seine Meinung ist mir wichtig und natürlich tausche ich mich mit ihm noch viel aus. Aber ich bin nicht sein Platzhalter.“ Auch in der Arbeit mit dem routinierten Team setzt der junge Coach, der Anfang des Jahres von Mönchengladbach nach Krefeld umgezogen ist, auf Bewährtes: Harte Drills und Spaßbremsen sind bei den Elephants nach wie vor nicht angesagt. „Wir spielen viel mehr als andere Mannschaften. Ich weiß mich schon durchzusetzen, aber ich kein Vertreter der typisch jugoslawischen Basketball-Schule, wo nur mit Strenge gearbeitet wird. Das passt  nicht zu mir. Da wäre nicht authentisch.“

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